„Kulturland retten“: 2.500 Menschen demonstrieren in Graz gegen Kulturpolitik

Aktuell: Kulturszene geht auf die Straße

Text: Kuma-Redaktion - 21.03.2025

Rubrik: Kulturland Steiermark
„Kulturland retten“: 2.500 Menschen demonstrieren in Graz gegen Kulturpolitik

Foto: KUMA

Graz – In Reaktion auf Förderkürzungen und die umstrittene Neubesetzung des steirischen Kulturbeirats versammelten sich am Donnerstagabend rund 2.500 Menschen in der Grazer Innenstadt. Der friedliche Protest war bunt, vielstimmig und wurde von Musik, Transparenten und klaren Forderungen getragen – ein deutliches Zeichen für Kunstfreiheit und kulturelle Vielfalt.

In Graz hat am Donnerstagabend ein breites Bündnis aus freier Kulturszene und institutionalisierten Einrichtungen gegen die aktuelle Kulturpolitik der steirischen Landesregierung demonstriert. Rund 2.500 Menschen folgten dem Aufruf der Initiative Kulturland retten, um ein Zeichen gegen drohende Förderkürzungen und die umstrittene Neubesetzung des Kulturbeirats zu setzen.
„Kulturland retten“: 2.500 Menschen demonstrieren in Graz gegen Kulturpolitik

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Breites Bündnis quer durch alle Sparten

Die Route führte vom Europaplatz über zentrale Straßen der Stadt bis zum Hauptplatz. Dort versammelten sich die Teilnehmer:innen zu einer Kundgebung mit Redebeiträgen aus verschiedenen Kunstsparten. Zu Wort kamen unter anderem Anja M. Wohlfahrt, Regisseurin und Co-Leiterin des Theater am Lend, die Autoren Max Höfler und Andreas Unterweger – Letzterer ist auch Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte, sowie Irina Karamarković, Sängerin, Komponistin und Vorsitzende des Grazer Migrant:innenbeirats. Die Wortmeldungen verband ein gemeinsames Anliegen: die Sorge um politische Einflussnahme auf kulturpolitische Gremien und der Wunsch nach struktureller Absicherung der freien Szene.
„Kulturland retten“: 2.500 Menschen demonstrieren in Graz gegen Kulturpolitik

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Widerstand gegen Kürzungen und Kuratorium

Die Kritik entzündet sich vor allem an der Neubesetzung des Kuratoriums für Kulturinitiativen, bei der 13 von 15 Mitgliedern ausgetauscht wurden. Diese Entscheidung fiel ohne transparente Begründung und stößt in der Szene auf breiten Widerstand – auch, weil sie als Teil einer politisch motivierten Neuausrichtung verstanden wird. Ein ebenfalls geäußerter Vorwurf betrifft erfolgte und drohende Einschnitte bei Förderungen, die vor allem kleine und mittlere Kulturinitiativen treffen. Bemerkenswert war die Zusammensetzung der Demonstration: Nicht nur freie Künstler:innen, sondern auch Vertreter:innen großer Häuser nahmen teil. So solidarisierten sich etwa Ensemblemitglieder des Schauspielhaus Graz mit der freien Szene. Auch das Kunsthaus Graz positionierte sich sichtbar: An seiner Fassade hing ein großflächiges Transparent mit der Aufschrift „Kunstfreiheit brauchen wir“ – eine unmissverständliche Botschaft.

Transparente, Musik, klare Worte

Die Stimmung während der Demonstration war ruhig, aber bestimmt. Musik, Sprechchöre und Transparente sorgten für eine dichte, aber nicht aufgeladene Atmosphäre. Was den Abend prägte, war weniger Empörung als eine kollektive Ernsthaftigkeit: Das Bewusstsein, dass es hier nicht um kurzfristige kulturpolitische Entscheidungen geht, sondern um strukturelle Entwicklungen mit Langzeitwirkung. Mit dem Protestabend hat die steirische Kulturszene ein starkes Zeichen gesetzt. Dass sich dabei alle Generationen, unterschiedliche Sparten und auch die institutionalisierte Kultur solidarisch zeigten, unterstreicht die Breite des Unbehagens. Und es zeigt, dass Kulturpolitik in der Steiermark derzeit nicht als gemeinsame Gestaltungsaufgabe erlebt wird – sondern als Risiko für die Unabhängigkeit jener, die Kunst als gesellschaftlich relevante Praxis verstehen. Weitere Aktionen sind jedenfalls geplant: Die Initiative ‚Kulturland retten‘ informiert jetzt auch auf einer eigenen Online-Plattform und ruft dort zur Unterzeichnung ihrer Petition auf.