Zeitzeug:innen treffen Jugendliche im Graz Museum

Nachgefragt: VergissMeinNicht – Ein Podcast Event der HLW Schrödinger

Text: KUMA-Redaktion - 29.10.2025

Rubrik: Museum
Hanna Pechmann, Laetitia Schriebl und Lena Neuwirth von der HLW Schrödinger präsentierten am 10. Oktober im Graz Museum ihren Podcast mit Zeitzeug:innen der NS-Zeit.

Hanna Pechmann, Laetitia Schriebl und Lena Neuwirth von der HLW Schrödinger präsentierten am 10. Oktober im Graz Museum ihren Podcast mit Zeitzeug:innen der NS-Zeit. (Fotocredit: HLW Schrödinger)

Hanna Pechmann, Laetitia Schriebl und Lena Neuwirth von der HLW Schrödinger präsentierten am 10. Oktober im Graz Museum ihren Podcast mit Zeitzeug:innen der NS-Zeit. Über ihr Projekt zur lebendigen Erinnerungskultur – und darüber, was bleibt, wenn die Stimmen der letzten Zeitzeug:innen verstummen – haben sie fünf Fragen beantwortet.

Nachgefragt: VergissMeinNicht – Ein Podcast Event der HLW Schrödinger

Oberst Manfred Oswald ist Zeitzeuge und hielt auch eine Rede beim Event im Graz Museum. (Fotocredit: HLW Schrödinger)

Warum habt ihr euch für das Medium Podcast entschieden, um Erinnerungskultur an Jugendliche zu vermitteln?

Immer mehr Jugendliche, auch wir selbst, hören zurzeit häufig Podcasts und wir fanden, dass wir sie so am besten erreichen können. Da der Podcast digital ist, können wir ihn leicht an viele Menschen bringen und man bleibt beim Hören flexibel: Er kann zu jeder Zeit und an jedem Ort abgespielt werden. Es war uns auch wichtig, dass die Stimmen der Zeitzeug:innen gehört werden können und so die Geschichten persönlicher erzählt wurden. Durch diesen persönlichen Bezug finden wir, dass man Menschen noch besser ansprechen kann. Wir wollten also nicht nur die Geschichten, sondern auch die Stimmen der Zeitzeug:innen für die Zukunft bewahren.
Veranstaltung VergissMeinNicht im Graz Museum.

VergissMeinNicht Podcast-Event im im Graz Museum. (Fotocredit:HLW Schrödinger)

„VergissMeinNicht“ klingt nach Bewahren – aber ihr wollt ja auch bewegen. Wie gelingt der Spagat zwischen historischem Respekt und einem Zugang, der Jugendliche wirklich erreicht?

Es war uns von Anfang an ein Anliegen, die Geschichten der Zeitzeug:innen mit großem Respekt zu behandeln, aber sie gleichzeitig so aufzubereiten, dass sie Jugendliche wirklich berühren. Dafür haben wir uns bewusst für das Medium Podcast entschieden, da es ein Format ist, das unserer Generation vertraut ist und es möglich macht, Emotion und auch persönliche Nähe einzufangen. Wir wollten zeigen, dass Geschichte nicht nur in Büchern stattfindet, sondern in Stimmen, Erinnerungen und Gefühlen. Da wir selbst Jugendliche sind, konnten wir auch gut einschätzen, wie man die Themen interessant und zugänglich gestaltet, ohne den historischen Ernst zu verlieren. Wir haben Themen gewählt, die uns persönlich interessiert haben und uns dann darauf fokussiert, sie auf spannende Weise zu übermitteln. Auch in der grafischen und gestalterischen Umsetzung haben wir darauf geachtet, den Inhalt modern, aber trotzdem würdevoll zu präsentieren.

Erinnern ist keine bequeme Angelegenheit. Gab es Momente im Gespräch mit den Zeitzeug:innen, in denen euch das Gewicht der Geschichte zu nah gekommen ist?

Ja, auf jeden Fall. Jede einzelne Geschichte war sehr persönlich und hat uns tief berührt. Besonders die Gespräche mit unseren Großeltern waren emotional, weil wir vieles zum ersten Mal erfahren haben und plötzlich ganz neue Seiten ihrer Vergangenheit kennengelernt haben. Durch diesen familiären Bezug wurde uns noch stärker bewusst, wie nah uns die Geschichte eigentlich ist. Auch in den anderen Gesprächen gab es Situationen, die uns sprachlos gemacht haben. Das, was die Zeitzeug:innen erlebt und mit uns geteilt haben, hat uns tief bewegt und gezeigt, wie wertvoll und notwendig es ist, ihnen zuzuhören und ihre Geschichten weiterzugeben.
Nachgefragt: VergissMeinNicht – Ein Podcast Event der HLW Schrödinger

Fotocredit: HLW Schrödinger

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung des Projekts – technisch, organisatorisch oder auch inhaltlich?

Eine große Herausforderung war auf jeden Fall die Organisation und Koordination mit allen Beteiligten. Viele Schritte hingen davon ab, wann wir Rückmeldungen bekommen haben, und das hat manchmal viel Geduld verlangt. Dadurch, dass wir uns das Medium Podcast als Übermittlungsart ausgesucht haben, gab es natürlich auch einige technische Probleme. Wir hatten nur wenig Vorwissen zur Podcasterstellung und mussten einiges neu erlernen. Zusätzlich haben wir für die Präsentation ein begleitendes Video für das Transkript gestaltet, was noch einmal viel Arbeit bedeutete. Und das alles natürlich neben den normalen Schulzeiten, was uns oft zeitlich gestresst hat. Trotzdem hat sich der Aufwand wirklich gelohnt.

Was habt ihr persönlich aus dem Projekt mitgenommen und wie war das Feedback der Schüler:innen?

Wir haben erkannt, dass Erinnerungsarbeit nicht nur Aufgabe von Historiker:innen ist, sondern dass jede und jeder dazu beitragen kann, Geschichte lebendig zu halten. Besonders jetzt ist es auch die Aufgabe von Jugendlichen, die Erinnerungen zu bewahren und daraus positive Schlüsse für die Demokratie zu ziehen. Sehr schön war für uns auch das positive Feedback der anderen Schüler:innen. Viele meinten, dass sie die Erzählungen tief berührt und sie dadurch einen ganz neuen Zugang zur NS-Zeit bekommen haben, viel persönlicher, als man es im Unterricht oft übermittelt bekommt. Das hat uns gezeigt, dass wir mit unserem Projekt nicht nur Wissen, sondern auch Empathie und Nachdenken weitergeben konnten.

Höhere Lehranstalt für Kultur- und Kongressmanagement (HLK) Schrödinger

Der Ausbildungszweig Kultur- und Kongressmanagement verbindet Allgemeinbildung mit Wirtschaft, Sprachen und Eventmanagement. Schwerpunkte liegen auf Kultur-, Event- und Marketingorganisation sowie praxisnahen Projekten und Praktika in Kulturbetrieben. Neben Englisch und Spanisch werden Italienisch oder Französisch gelernt. Die Ausbildung schließt mit der Reife- und Diplomprüfung, der Unternehmerprüfung und dem Bürokaufmann/-frau-Abschluss ab und bietet Zusatzqualifikationen im Event- oder Marketingbereich.

Der VergissMeinNicht Podcast

Vier Zeitzeug:innen sprechen im VergissMeinNicht Podcast über ihre Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus. Sie berichten davon, wie sich diese historische Phase auf ihr ganz privates Leben und ihren Alltag ausgewirkt hat.

Podcast Gesprächspartner:innen

Lucia Heilman wurde 1929 in Wien als Tochter der jüdischen Chemikerin Regina Steinig geboren. Während der NS-Zeit wurden sie und ihre Mutter von Reinhold Duschka, einem Freund der Familie, versteckt und überlebten so den Holocaust. Seit den 1990er Jahren tritt Lucia Heilman als Zeitzeugin auf und teilt ihre Geschichte öffentlich.

Oberst Manfred Oswald wurde 1940 in Graz geboren. Geprägt durch seine Kindheit, entdeckte er während seiner Zeit beim Militär am Schießstand Feliferhof die lange verdrängten Massenerschießungen, die dort stattgefunden hatten. Bis heute engagiert er sich als Mitglied der „Liga für Menschenrechte“ für die Aufarbeitung von Verbrechen des Militärs und der NS-Zeit.

Kurt, 1941 in Graz am Joanneumsring geboren, erlebte den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit aus einer besonderen Perspektive – im Brennpunkt der Grazer Innenstadt. Die prägenden Erfahrungen dieser schwierigen Jahre und der mühsame Wiederaufbau Österreichs hinterließen bei ihm tiefe Spuren.

Gilda wurde 1942 in Marburg geboren und wuchs in einer von Umbrüchen geprägten Zeit auf. Mit 18 Monaten floh sie mit ihrer Familie vor den Partisanen nach Gralla, wo sie bei Verwandten Zuflucht fanden. Sie arbeitete später im Pflege- bereich, unter anderem in Graz, St. Pölten und Heilbronn. Nach der Hochzeit 1962 widmete sie sich der Familie, begann jedoch ab 1989 wieder zu arbeiten.