"Wirklich alle sind willkommen!"
Nachgefragt: Nora Skrabania, SMART ART
Text: Sigrun Karre - 22.07.2025

Fotocredit: Nora Skrabania
Unerwartete Kunst – Nora Skrabania holt Petra Formans Werke ins Steiermärkische Landesarchiv und spricht über Intuition als kuratorisches Werkzeug, nachhaltige Zugänge zu Kunst und die Idee hinter SMART ART.

Petra Formann im Steiermärkischen Landesarchiv, Fotocredit: Nora Skrabania, SMART ART
Was hat Sie an Petra Formans Arbeiten besonders berührt oder überzeugt, sie für diese Ausstellung auszuwählen?
Zuerst ist der Raum da und es war die Idee, dass es spannend ist, diesen so zu inszenieren, dass das Gezeigte bestmöglich zur Geltung kommt. Petra Formans Kunst ist besonders. Sie changiert zwischen starken figurativen Bildern und ausdrucksvollen abstrakten Arbeiten. Entscheidend für mich war es, als Kuratiorin herauszuarbeiten, worin die Stärke dieses Spannungsfeldes liegt. Sinnliches und Konkretes vereinen sich in dieser Werkschau und zeigen die Bandbreite des Schaffens von Petra Forman, die hier auch Neues aus ihrem Portfolio zeigt.
Mich berühren zweierlei ästhetische Dimensionen dieser Künstlerin: Petra Forman ist zum einen eine begabte Zeichnerin, was bei ihren herausragenden Portraits besonders deutlich wird. Zum anderen faszinieren mich ihre abstrakten Bilder mit ihrem kräftigen Ausdruck in Farbe und Form. Eine wirklich sehenswerte Kombination. Für Petra Forman, deren Kunst international ausgestellt wird, ist es das erste Mal, dass ihre Werke auch in Graz gezeigt werden.

Petra Forman, Fotocredit: Nora Skrabania, SMART ART
Wie kam es zu der Idee, ihre Werke gerade im Steiermärkischen Landesarchiv zu präsentieren, und was bedeutet Ihnen dieser Ort?
Das 'Steiermärkische Landesarchiv' fällt als architektonisches Gebäude auf und auch der Standort, gelegen am Karmeliterplatz, ist bemerkenswert, eingebettet zwischen Schlossberg und Stadtpark. Diese sehr gelungene Kooperation an diesem Standort ist durch gemeinsame Vision mit dem Direktor Gernot Peter Obersteiner entstanden, die für zwei Monate nicht bespielte Galerie im Haus für Kunst und Kultur zu öffnen.
SMART ART möchte ungenutzte Räume bespielen, um einen kulturellen Mehrwert zu schaffen. Die überaus gute Zusammenarbeit mit der Institution selbst hat dieses Projekt in dieser Form erst möglich gemacht. In der Funktion Altes zu bewahren, um in der Gegenwart Wissen für die Zukunft zu generieren, ist das 'Steiermärkische Landesarchiv' ein Ort, an dem Zeit und Wissen geradezu konserviert und kultiviert werden. Ein guter Platz also, um auch künstlerisch zu intervenieren.

Petra Forman, Fotocredit: Nora Skrabania, SMART ART
Intuition steht im Mittelpunkt der Ausstellung – sowohl als Thema als auch als künstlerische Methode. Welche Rolle spielt die Intuition in Ihrer kuratorischen Arbeit?
Intuition ist etwas, was wir alle kennen. Wir handeln und entscheiden oft intuitiv, ohne es zu bemerken. Der Intuition ein besonderes Augenmerk zu geben, ist besonders heutzutage relevant, weil wir selbst selten bewusst wahrnehmen, wie wir antizipieren, rezipieren, Wissensinhalte integrieren und im Realen aktiv agieren. Vielleicht sollten wir als Einzelne und als Gesellschaft uns dessen bewusst(er) werden?
Intuition ist generell mein Weg, ad hoc gute Verbindungen herzustellen und Emergenzen zu generieren. So hat bei dieser Ausstellung jedes Werk seinen zugewiesenen Ort, um zu wirken. Zeitgleich entstehen Wechselwirkungen, Resonanzen und Synergien. Auch wenn ich beim Kuratieren und Hängen der Bilder bestimmten Konzepten folge, ist meine Intuition dabei eine ständige Begleiterin und beste Beraterin dazu.

Petra Forman, Fotocredit: Nora Skrabania, SMART ART
Warum halten Sie es für notwendig, Kunst sichtbarer zu machen und aus dem klassischen Galeriekontext herauszulösen?
SMART ART ist dazu da, Kunst an Orte zu bringen, wo normalerweise keine ist. Gleichzeitig verfolgt diese neue Initiative auch das Ziel, Künstler:innen und Kreativen, die nicht von klassischen Galerien vertreten werden, mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Ich vertrete die Ansicht, dass Kunst im öffentlichen Raum besonders wertvoll ist, da sie niederschwelliger ist und somit besser wahrgenommen wird, auch von Menschen, die bis dato keinen Zugang dazu haben.
Kunst kann aufrüttelnd, inspirierend und versöhnlich sein. Sie 'bewegt' und kann andere oder neue Perspektiven aufzeigen. Wir brauchen mehr Motivation und mehr Perspektiven. Jedenfalls ist das mein Eindruck. SMART ART möchte hier definitiv Akzente setzen.

Petra Forman, Fotocredit: Nora Skrabania, SMART ART
Mit SMART ART INTERNATIONAL verfolgen Sie bewusst einen nicht kommerziellen, soziokulturellen Ansatz. Wie schaffen Sie es, damit Menschen zu erreichen, die sonst kaum mit Kunst in Berührung kommen?
Um ein möglichst breites Publikum anzusprechen, sind drei Faktoren wichtig. Je nach Standort, Umgebung und vorhandenen Ressourcen liegt es bei mir, eine passende künstlerische Position zu finden, die den Anforderungen gerecht wird und auch ansprechend ist, also spannend und interessant. Außerdem braucht es auch ein gutes Konzept, das den inhaltlichen Rahmen zur kontextuellen Verankerung schafft. Schlussendlich ist die Kommunikation und Information nach außen entscheidend, wobei Pressearbeit und Vernetzung, vor allem mit sozialen und weiteren lokalen Einrichtungen, sehr ausschlaggebend sind.
SMART ART möchte grundsätzlich den Raum öffnen, Kunst und Kultur so zu präsentieren, dass sie einem möglichst breiten, diversen und heterogenen Publikum zugänglich ist. Wirklich alle sind willkommen!

Petra Forman
Über SMART ART
SMART ART wurde 2025 als neue Initiative initiiert, um Kreative zu fördern, Kultur zu ermöglichen und Kunst sichtbar zu machen. Kooperationen stehen im Mittelpunkt der verschiedenen Art Events, Aktionen und Interventionen. Alle sind eingeladen, zu partizipieren und Teil des Ganzen zu sein, sei es als Veranstalter:in, Kreative:r oder Rezipient:in. Die Angebote sind gratis und werden ressourcenschonend geplant und umgesetzt, ganz nach dem Konzept von SMART ART und im Rahmen der jeweiligen Gegebenheiten und Möglichkeiten. Was entsteht, schafft einen Mehrwert für alle Beteiligten. SMART ART steht für die Einbindung bestehender Potenziale, denn die gibt es in Hülle und Fülle. Es gilt, genau diese zu entdecken und aufzuzeigen.
Nora Skrabania, 1985 in Berlin geboren, ist Kulturschaffende und Künstlerin. Sie studierte Medienwissenschaften an der Universität Wien und Mediengestaltung an der Universität für angewandte Kunst. Bis dato arbeitete sie für diverse Kunstinstitutionen und Kultureinrichtungen in Berlin, Wien und Graz. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Frage, wie kann effizienter mit Ressourcen umgegangen werden in einer Welt, in der diese immer knapper werden. Auch in der Kulturarbeit stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit stetig und mit SMART ART geht Nora Skrabania als Initiatorin und Kuratorin neue Wege, Antworten darauf zu finden.
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