Keine Musik für Nebenbei: Devil on my Lips, Landloft Records

Nachgefragt: Eva Plankton

Text: Lydia Bißmann - 25.04.2023

Rubrik: Musik
Eva Plankton

Credit: Teresa Eckmayr

Auf deiner Webseite heißt es, du wärest als Sängerin „plötzlich aus den unbekannten Tiefen des Musikuniversums aufgetaucht“. Was hast du vorher gemacht und warum hast du dich für eine Musiker*innen Karriere entschieden? Wie und wo bist du auf deinen Duo-Partner Peter Taucher gestoßen?

Vor EVA PLANKTON war ich während meines Studiums mehrere Monate als Sängerin auf einem Kreuzfahrtschiff und hatte kleine Gelegenheits-Spielereien. Für einer dieser Auftritte in Leoben suchte ich nach einem Gitarristen und bin über Umwege auf Peter gestoßen. Peter ist für mich ein Ausnahmemusiker und es verblüffte mich damals und verblüfft mich heute, wie gleich unser Geschmack und Sinn für Musik ist. Es hat einfach „Klick“ gemacht. Wir beide müssen gar nicht viel sagen und wissen, was der andere meint. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Peter das genauso sah und mich etwa drei Monate nach diesem Gig anrief. Mit Peter habe ich jetzt einen musikalischen Partner, der meine Gedanken und Emotionen in Kompositionen verwandeln kann, die mich zu 100 Prozent widerspiegeln. Die Entscheidung, den Weg der Musik ab diesem Zeitpunkt professionell zu betreiben, war für mich somit eine leichte.
Eva Plankton

Credit: Teresa Eckmayr

Im November 2022 habt ihr als EVA PLANKTON eure erste Platte: „Devil on my Lips“ auf dem Label Landlooft Records veröffentlicht, die es nun seit Februar auch als Digitaldownload zu kaufen gibt. Worum geht es auf diesem Album?

In unserem Album „Devil On My Lips“ erzählen wir über das „Gute“ und „Böse“ und wie diese Begriffe in Interaktion stehen. Der Titel „Devil On My Lips“ ist aus der Textzeile „One kiss, the devil on my lips“, aus dem Opener des Albums „I Want You“entstanden. Dieser Song zeigt direkt zu Beginn des Albums die Anziehungskraft dieser beiden Gewalten „Gut“ und „Böse“ auf. „I Want You“ – Das „Böse“ in uns ruft uns mitunter und wir fühlen uns zu dieser Seite hingezogen. Am Album Cover wollen wir dieses Gedankenspiel, die Wechselwirkung zwischen „Gut“ und „Böse“, bildlich aufzeigen. Das vermeintlich „Gute“ wird in der Abkühlung der Badegäste im Meer dargestellt. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass dieses Meer durch Tränen gefüllt wird. Im Album greifen wir dieses Thema auf unterschiedlichste Art und Weise auf. Im Song „Roses“ etwa soll mit der Textzeile „It ́s all the same, about roses and pain“, die Gleichheit von Schönheit und Schmerz erzählt werden und der „Lovesong“ lädt zur Betrachtung der simplen als auch komplexen Seite der Liebe ein.
Eva Plankton Devil on my lips Plattencover

Credit: Denis Shekler

Bei den wunderschönen, melancholischen Progressive-Pop Balladen geht es um die klassischen emotionalen Themen, die zu dieser Musik passen. Die Nummer „Keep on Running“ geht etwa beim ersten Mal hören sofort ins Ohr und nistet sich dort angenehm ein. Was muss deiner Meinung nach ein guter Songtext können?

Ich selbst drücke mich in der Musik nahezu nur über Gefühle, Emotionen und Empfindungen aus. Sehr viel von unserem Songwriting-Prozess ist das gemeinsame Sprechen über ebendiese Empfindungen. Peter hat das einmalige Talent, unsere Gedanken in eine Komposition zu verwandeln. Manchmal habe ich schon vorab ein Gedicht oder einen Text verfasst, über Themen, die mich in der Vergangenheit beschäftigt haben, oder Peter zeigt mir Teile einer Komposition, durch die ich dann zu einem Text inspiriert werde. Ich versuche mit unseren Songtexten die Zuhörer in ihre Gefühle, Emotionen und Empfindungen, welche sie mit dem Song verbinden, eintauchen zu lassen. Ein Songtext muss für mich somit nicht klar und eindeutig sein, sondern es darf Platz zum Nachdenken für jeden einzelnen auf seine/ihre Art und Weise bleiben.
Peter Taucher

Credit: Teresa Eckmayr

Eure Lieder kann man hören, wenn man glücklich verliebt ist, aber auch, wenn man darunter leidet. Findest du es besser, traurige Musik zu hören, um über Liebeskummer hinwegzukommen oder sind da fröhliche Nummern nicht sinnvoller?

Ich für meinen Teil habe Liebeskummer immer eher mit trauriger Musik überwunden. Das liegt daran, dass ich es so geschafft habe, den Schmerz zuzulassen, um ihn danach wieder loslassen zu können. Fröhliche Musik führte bei mir meist nur dazu, dass der Kummer in Watte gepackt wurde, somit im Untergrund weiter schlummerte, aber nicht wirklich verschwand. Ich habe etwa 1000 Mal den Song „Can´t make you love me“ von Bon Iver gehört. Da ich ihn so oft gehört habe, weiß ich nicht, ob es nun eine gute Empfehlung ist, um den Herzschmerz schnell zu überwinden, aber jedenfalls hat es zumindest irgendwann damit geklappt.

Credit: Teresa Eckmayr

Ihr habt professionell gemachte Musikvideos, die es auf YouTube zu sehen gibt. Wie viel Arbeit habt ihr in die Produktion dieser wundervollen Kurzfilme, die ein User sogar als „wie ein Film von Tarkowski sozusagen lyrischer Existenzialismus“ bezeichnet hat, gesteckt?

Für uns ist es, wie auch bei den Songtexten und bei der Komposition, wichtig, Stimmungen zu transportieren. Musikvideos können den Song auf einer ganz anderen Ebene darstellen und ihn „roh“ und „real“ zeigen. Sie erlauben den Zuschauer*innen, den Song noch näher zu hinterfragen. Für uns ist es immer schon klar gewesen, dass man dafür oft ganz wenig braucht. Schatten, Licht, unscharfe Bewegungen, Nahaufnahmen oder auch nur einen See im Regen. Peters Sohn Miro (er ist 12 Jahre alt!) hat genau diesen Sinn fürs Detail und hat unsere Videos gefilmt.

„Devil on my Lips“ gibt es, wie erwähnt, auch als echtes Vinyl zu kaufen. Plattenpressen ist eine nicht ganz billige Angelegenheit. Warum habt ihr euch für dieses charmante Medium entschieden und wer hat euch dabei unterstützt?

Das Knistern und die Wärme im Sound sind bei einer Schallplatte einfach einzigartig. Der Charakter unserer Musik wird durch diesen Tonträger, finden wir, hervorgehoben. Das Medium Schallplatte lädt auch zum bewussten Zuhören ein, da man sich die Zeit nehmen muss, die Platte einzulegen, die Nadel laufen zu lassen und die Platte umzudrehen. Das deckt sich sehr mit unserer Musik, da sie durch die teilweise sehr komplexen Kompositionen keine Musik für „Nebenbei“ ist. Auch durch das Coverdesign, die Farbwahl und die Textgestaltung wird das Album zum Gesamtwerk. Wir haben unsere Platten bei Austrovinyl produzieren lassen, mit Unterstützung von Landlooft Records, der Stadt Graz und SKE. EVA PLANKTON offizielle Website