„Österreich stinkt gut“ behauptet das neue Stück von Zaid Alsalame

Kurz notiert: Solo total

Text: Sigrun Karre - 20.07.2022

Rubrik: Theater

Foto: Lena Rucker

Der Schauspieler und Performer Zaid Alsalame ist in der Grazer Off-Theater-Szene kein Unbekannter mehr.

Im letzten Jahr stand er mit dem TiB-Ensemble für „Oktoberfest. Kasimir und Karoline gehen zum Aufsteirern“ unter der Regie von Helmut Köpping auf der Bühne, auch in der aktuellen TiB-Produktion „Wolken ziehen vorüber“ ist er zu sehen, außerdem ist er seit Jahren Teil des satirischen Kunst-Kollektivs nest.treu.beschmutzer.innen. Nach seinem ersten Solostück 2020 „Käse. Angst vor Migration? Ich liebe mich, wenn ich nackt bin.“ feiert demnächst eine neue Performance von Zaid Alsalame im Grazer TiB Premiere. Mit „Österreich stinkt gut“ beweist er einmal mehr eine Vorliebe für eigenwillig-schräge Titel und Metaphern mit Hang zum Olfaktorischen.

Foto: Lena Rucker

Dem Geruch auf der Spur

Auf die Frage, wonach Österreich denn nun also stinkt, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Nach Aktenschrank. Das riecht genial! Österreich ist sehr bürokratisch, das ist super, aber auch anstrengend.“ In seinem neuen Stück geht’s jedoch nicht nur um die Duftnote von Behörden und Ämtern. „Natürlich ist das Stück auch politisch, Politik stinkt sehr intensiv.“, versichert er. Aber Zaid Alsalames künstlerischer Geruchssinn ist ein stark erweiterter, eineinhalb Jahre lang hat er sich intensiv mit Gerüchen beschäftigt: „Die Sprache ist auch ein Geruch. Du kannst noch so viel Mut oder Ideen haben, wenn du die Sprache nicht beherrschst, kann dich keiner wahrnehmen. Ich lerne nicht so leicht, aber ich wollte mich einfach ausdrücken, deswegen musste ich die Sprache lernen.“ erklärt der 30-jährige Schauspieler aus dem Irak, der seit 2015 in Österreich lebt. Geruch also als Identitätsmerkmal und zugleich als Kommunikationsmittel, um Identität auszudrücken? Diese oder ähnliche oder vielleicht auch ganz andere Fragen wird Zaid Alsalame in seinem neuen Solostück satirisch verhandeln.

Foto: Lena Rucker

Reduktion ist besser

An der Stückentwicklung maßgeblich beteiligt war Lena Teresa Rucker, die sowohl am Text mitgearbeitet als auch Regie geführt hat. TiB-Mastermind Ed Hauswirth hat die Produktion als Outside Eye begleitet. Auf Kostüme, Requisite, Bühnenbild und umfangreiche Technik verzichtet Zaid Alsalame ganz bewusst: „Ein Mikrofon und ich, das passt. Ich bin gerne ganz alleine auf der Bühne.“ Wer sein erstes Solostück vor zwei Jahren gesehen hat, weiß, Zaids Bühnenpräsenz kommt gut ohne „Drumherum-Effekte“ aus. Seine Performance selbst ist übrigens alles andere als reduziert. „Es wird ein bisschen ein Experiment sein, ich werde performen, singen, tanzen“, mit dieser Ankündigung stellt der ehemalige Menschenrechtsaktivist und Straßenkünstler aus Bagdad einen Theaterabend mit mindestens 110-prozentigem Einsatz als Performer in Aussicht. Von 21. bis 23. Juli 2022 ist Zaid Alsalame mit seiner Solo-Performance im TiB zu Gast, sowie demnächst voraussichtlich auch im Lesliehof und am 8. Oktober beim Festival „Haus lebt“ in Hartberg im Rahmen des "steirischen herbst" zu erleben.