Ein Jahr der künstlerischen Allianzen
Kurz notiert: Das Programm des Theater im Bahnhof 2025
Text: KUMA-Redaktion - 14.01.2025
Rubrik: Theater
Drei Jahre, drei Perspektiven, drei neue Pakte
Mit frischem Wind und ungebrochener Experimentierfreude präsentiert das Theater im Bahnhof (TIB) sein Abschlussprogramm des Dreijahreszyklus 2023-2025. Unter dem Titel „Neue Pakte“ wagt das Grazer Kollektiv eine theatralische Neuvermessung der Stadt, der digitalen Welt und der Gesellschaft – mit Humor und kritischem Blick.
Improvisierte Dramen mit „Gas Toni“
Den Auftakt macht die improvisierte Sitcom-Serie „Gas Toni. Ein Familienbetrieb am Kipppunkt“.Als kreative Antwort auf die Ergebnisse der jüngsten Nationalratswahl zeigt sie, wie eine Heizungs- und Installationsfirma zwischen politischen Grabenkämpfen, dem Klimawandel und der EU-Bürokratie navigiert. Die Serie verspricht pointierten Realismus gepaart mit absurder Komik – ein Spiegel unserer Zeit. Ab 23. Januar wird der turbulente Alltag des Unternehmens in monatlichen Vorstellungen inszeniert.
Sujet Neue Pakte, Credit: Helene Thümmel
Pakt 1: Das Grüne Band
Mit „Chronik der Dinge, die wir nicht verstehen“ macht das Ensemble das städtische Ökosystem zur Bühne. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerkprojekt „Das Grüne Band“ von Margarethe Markovec () und Thomas Wolkinger (FH Joanneum) erkundet das TIB zentrale Fragen rund um Natur, Urbanität und gesellschaftliche Blindstellen. Schauspieler:innen setzen ihre Eindrücke in ortsspezifischen Performances um, die von Videodokumentationen ergänzt werden. Die Premiere findet am 8. Mai statt – ein Stück, das Wissenschaft, Kunst und Aktivismus verbindet.
Das Planetenparty Prinzip, Credit: Johanna Lamprecht
Pakt 2: Planetenparty Prinzip
Der steirische herbst bildet den Rahmen für den zweiten Pakt zwischen zwei Generationen. Gemeinsam mit dem Grazer Kollektiv Das Planetenparty Prinzip entsteht ein experimenteller Theaterabend mit einem Großaufgebot an Darsteller:innen auf der Bühne. Details sind noch streng geheim, doch verspricht das Zusammentreffen dieser beiden Avantgarde-Truppen kreative Eruptionen. Die Premiere ist für den 10. Oktober angesetzt.
Pakt 3: Total Refusal und digitale Müdigkeit
„Let’s Play I am old and tired“ lotet die Grenzen zwischen realen und virtuellen Welten aus. Zusammen mit den Filmpreisträger:innen von Total Refusal taucht das TIB in Gaming-Realitäten ein. Was passiert, wenn Avatare alt, müde und motivationslos werden? Die Spieler:innen agieren live in ikonischen Computerspielen wie „GTA 5“ und „Red Dead Redemption 2“, während das Publikum die narrative Richtung mitbestimmt. Premiere: Herbst 2025.
Total Refusal, Credit: Sebastian Reiser
Nachhaltigkeit im Fokus
Neben neuen Produktionen bleibt das TIB seiner Philosophie treu und belebt ältere Werke weiter: „Herbstfest auf dem Lande“ und das vielschichtige Europa-Projekt „Blind Date Europa“ feiern im Februar in Wien Gastspielpremieren.
Mit dem aktuellen Programm gibt sich das Theater im Bahnhof einmal mehr als zeitgenössisches Volkstheater zu erkennen, das auf Humor, Kritik und Experiment setzt.
Statement zur politischen Lage
An die künftigen kulturpolitischen Akteur:innen der blau-schwarzen Landesregierung appelliert Ed. Hauswirt vom TiB-Leitungsteam, “Diskussionen nicht in diffuse Bereiche zu verlagern und ehrenamtliche Volkskultur nicht professioneller Kunstproduktion gegenüberzustellen.“ Beide Bereiche hätten essenzielle Aufgaben in der Gesellschaft und ergänzten sich, statt in Konkurrenz zu treten.
Ed. Hauswirt, TiB; Credit: Carolina Frank