Eine Komödie am Beziehungsabgrund

Kritik: Und wer nimmt den Hund, Theater Oberzeiring

Text: Gastkritik von Robert Goessl - 29.11.2023

Rubrik: Theater

Credit: Michael Traussnigg

Aus der gleichnamigen Filmkomödie von Martin Rauhaus kreiert Regisseur Peter Fasshuber ein Theaterstück mit gestrafften Handlungssträngen, das sich ganz auf die Beziehungskrise als Kern des Plots konzentriert. Aktuell im THEO zu erleben.

Georg (Alexander Kropsch) gesteht seiner Frau Doris (Ninja Reichert), dass er nach 23 Jahren Ehe nun eine jüngere Freundin hat, was diese zunächst sehr gefasst zur Kenntnis nimmt, sieht man darüber hinweg, dass sie sein Auto an der Garagentür zu Schrott fährt. Das Duell zwischen Doris und Georg geht in die nächste Runde: Man versucht sich an einer Trennungstherapie. Vor der bemühten Therapeutin (Sigrid Sattler) schenkt man einander nichts, die aufgestaute Frustration von Doris darüber, das eigene Leben und die eigenen Pläne zurückgestellt zu haben, treffen auf Georgs Voreingenommenheit, der auf die Pläne seiner (Ex-)Frau verständnislos herabblickt. Was folgt ist eine zynische Konfrontation, bei der jeder versucht , den anderen vor der Therapeutin vorzuführen, was so manche Absurdität erzeugt und fassungslose Lachern provoziert. Übers Telefon mischen auch die Kinder der beiden beim eskalierenden Prozess kräftig mit. Es treten die traditionellen Geschlechterrollen zu Tage und das Paar steht hilflos, verwirrt, wütend und vor allem kompromisslos vor den Trümmern einer Beziehung, die vor kurzem noch gut funktioniert hat, wenn auch größtenteils nur aus Gewohnheit. 

Credit: Michael Traussnigg

Vergnügliches Beziehungsdreieck

Der Wunsch alles über Bord zu werfen und einfach neu anzufangen, stellt sich als etwas komplizierter heraus als gedacht. Man(n) ist nicht mehr der Jüngste und muss zur Kenntnis nehmen, dass die Ansprüche der juvenilen Freundin (selbstbewusst via Video-Wall: Julia Fasshuber), die genau weiß, was sie will, gar nicht so leicht erfüllbar sind, während Doris mit ihrem neuen Projekt - einem Kunstmagazin - durchstartet. Doch so leicht sind 23 Jahre gemeinsamen Lebens dann doch nicht zu vergessen, was folgt ist ein nicht ganz klassisches Happy End im Rahmen der Möglichkeiten. Der Abend funktioniert als intelligente Komödie mit drei spielfreudigen Schauspieler:innen. Die für die Bühne verdichtete Filmstory liefert 80 vergnügliche Minuten mit angenehm unkitschigem Finale. Weitere Termine:  03.12., 06.12., 05.01., 10.01., 14.01. jeweils 20:00,  10.12. 17:00 Theo Oberzeiring, Hauptstraße 7a, 8762 Pölstal Karten: info@theo.at oder 03571 20043 oder 0664 834 74 07

Robert Goessl kann man nach Ü3.000 absolvierten Theaterbesuchen wohl als "theaternarrisch" bezeichnen. Oft ist er gleich mehrmals in der Woche vor der Bühne kleinerer und größerer Theater in der Steiermark anzutreffen. Seine Passion für die darstellende Kunst beschreibt er so: "Ich habe nicht das Gefühl, etwas gefunden zu haben, sondern ich wurde von etwas gefunden."