In kleinen Schritten zum Erfolg mithilfe von Influencer: innen – oder doch nicht?

Kritik: #routinenmaschinen, Theaterwerkstatt Teeohneater

Text: Robert Goessl - 27.10.2025

Rubrik: Theater
"#routinenmaschinen" von der  Theaterwerkstatt Teeohneater

Fotocredit: Clemens Nestroy

Irgendwie scheint das mit dem Leben nicht so hinzuhauen. Alle anderen sind konsequenter, ernähren sich gesünder und treiben mehr Sport. Einige sind auch erfolgreicher und extrem gut in manchen Dingen. Sie scheinen auch glücklicher zu sein. Im Theater am Ortweinplatz wird für Publikum ab 14 Jahren in 65 Minuten versucht, deren Geheimnis auf den Grund zu gehen.

Man muss Routinen in seinem Leben entwickeln und dabei klein anfangen, zum Beispiel etwas Sport in die Morgenroutine etwa zwischen Morgenkaffee und Zähneputzen einbauen oder sich angewöhnen, immer, wenn man ins Auto steigt, einen halben Liter Wasser zu trinken – quasi als Selbstkonditionierung. Es gibt dazu unzählige Anleitungen im Internet von Menschen, die uns zeigen, wie das geht, wie wir unseren inneren Schweinhund überwinden können. Denen scheint das ja alles so leicht zu fallen. Doch ist der Weg zu einem besseren Menschen eins steiniger. Automatismen zu entwickeln, sodass man nicht mehr daran denken muss, unangenehme Dinge zu tun, weil sie dann ja automatisch ablaufen, erweist sich als doch nicht so einfach.
"#routinenmaschinen" von der  Theaterwerkstatt Teeohneater

Fotocredit: Clemens Nestroy

Ein Selbstversuch in der Gruppe

Die Gruppe von Menschen betritt nach und nach die leere Bühne, nur mit einer Tragetasche, die am hinteren Ende der Bühne abgelegt wird. Man setzt sich in Bewegung, geht rhythmisch auf der Bühne vor und zurück, und das ziemlich rasch. Man philosophiert darüber, warum es so schwer ist, sein Leben mit etwas Interessantem zu bereichern und nicht nur laufend aufs Handy zu starren. Nacheinander gehen die Darsteller: innen konkreter auf einzelne Themen ein, beschreiben den möglichen Weg und alle anderen versuchen, dabei mitzumachen.
"#routinenmaschinen" von der  Theaterwerkstatt Teeohneater

Fotocredit: Clemens Nestroy

Das gemeinsame Scheitern als soziale Interaktion

Es beginnt mit der einfachen Möglichkeit, am Handy mit der Bildschirmsperre die Nutzung von Apps zeitlich zu begrenzen, doch das führt in der Menge schnell zu Frust und wird aufgegeben. Vom Versuch, mehr Sport zu machen, der in Erschöpfung und Chaos endet, geht es weiter zur Routine, täglich genug Wasser zu trinken, die in einer Sprühorgie endet. Die Gruppe scheint immer zu scheitern, obwohl es heißt, dass durch soziales Interagieren man zu einer gemeinsamen Stärke und so mehr Durchhaltevermögen kommt. Doch, nachdem keine rasche Belohnung in Sicht ist, und auf die kommt es ja letztendlich an, endet alles immer in einem absurden spielerischen Durcheinander.
"#routinenmaschinen" von der  Theaterwerkstatt Teeohneater

Fotocredit: Clemens Nestroy

Von einem Trend zum nächsten

Nachdem ein Apfel als Symbol für gesundes Essen nach ausgiebigem Austausch und unbeholfenen Jonglier-Versuchen zermantscht nach einem kraftvollen Wurf auf dem Boden endet, widmet man sich dem gemeinsamen Aufwischen des Bodens mit mehr oder weniger Eifer. Es folgt absurdes gegenseitiges Eincremen mit der perfekten Gesichtscreme inklusive schräger Maske und einem ausartenden Arztbesuch zur Gesunden-Untersuchung mit E-Card-Slapstick. Nach weiteren trivialen Tipps, die man versucht gemeinsam umzusetzen, scheint das Scheitern als eine einzige Gemeinsamkeit zu bleiben, um sich danach der nächsten Sache zu widmen. Durchalten muss jeder für sich selbst.
"#routinenmaschinen" von der  Theaterwerkstatt Teeohneater

Fotocredit: Clemens Nestroy

In kleinen Schritten zum Misserfolg

Die bewegungsintensive Inszenierung spiegelt auf kluge Weise die Massenphänomene wider, die ständig auf TikTok, YouTube und Co auftauchen. Diese performative Anleitung, wie man ein produktiver, glücklicher, besserer Mensch wird, inspiriert von vielen Menschen aus dem Internet, die ständig sagen, wie das geht, wird auch nur zu einer Show der gegenseitigen Selbstdarstellung. Denn Binsenweisheiten bleiben trivial, auch wenn sie von Influencern noch so perfekt in Szene gesetzt werden. Es ist, als ob es ohnehin egal ist, womit man sich beschäftigt, die Themen scheinen austauschbar zu sein, und münden nur eine absurde Beschäftigungstherapie, die die Darsteller: innen auf schräge Art und Weise immer wieder ins Absurde kippen lassen als einen Trend, mit dem man sich kurz einmal beschäftigt, um nach kurzer Zeit auf den nächsten aufzuspringen.
"#routinenmaschinen" von der  Theaterwerkstatt Teeohneater

Fotocredit: Clemens Nestroy

„#routinenmaschinen“ von der Theaterwerkstatt Teeohneater im Theater am Ortweinplatz

Darsteller:innen: Lili Brunschko, Isaac Duodu, Miriam Fuchs-Weikl, Oskar Maitz, Adriel Ondas, Felix Ostanek, Lorenz Paschke, Till Peper, Lola Pllana, Mo Roth, Elena Trantow, Greta Zaar Regie: Patrick Fleith Technik: Merlin Chesi-Nussbaumer, Sebastian Schweighart Termine: 18.12. (Do) und 26.03.(Do) jeweils 12:00 19.12. (Fr), 20.12. (Sa), 25.03. (Mi), 27.03. (Fr) jeweils 19:30 Ticketlink