Eine Krimikomödie mit Grazbezug und speziellen Charakteren

Kritik: Mord am Sturzplatz, Theater Herzblut

Text: Robert Goessl - 05.11.2025

Rubrik: Theater
„Mord am Sturzplatz“ vom Theater Herzblut in der Komödie Graz

Friedl (Florian Werkgartner) und Ktty (Tanja Maria Troll) am Tatort (Fotocredit: Lydia Helfer)

Das Finale der Trilogie vom Theater Herzblut nach „Mord am Schlossberg“ und „Mord an der Mur“ in der Komödie Graz in der Münzgrabenstraße bietet noch einmal die Skurrilität der Figuren auf, die bereits die beiden ersten Teile ausgezeichnet hat. Nach einem kurzen Einführungsvideo als Grillparty getarnt, in dem die Figuren vorgestellt werden, geht es rasant mit viel Grazbezug und Lokalkolorit zur Sache. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder realen Handlungen sind ab jetzt rein zufällig und rein den Assoziationen des Publikums geschuldet.

Die Krimikomödie lebt von ihren Figuren, allen voran der ehemaligen Bloggerin Kitty Kaspar (Tanja Maria Troll mit endloser Energie ausgestattet), die im letzten Teil nun zur Polizistin geworden ist, und dem Polizisten Friedl Semming ( Florian Werkgartner betont steif und manchmal auf liebenswürdige Weise unbeholfen), die beide nun auch privat zu einem Paar geworden sind. Vor allem der Gegensatz zwischen der äußerst lebendigen und vor Leidenschaft und Energie sprühenden Kitty und dem nachdenklichen und vorschriftsgemäß agierenden Friedl sorgt immer wieder für Lacher. Noch dazu taucht als Running Gag immer wieder Kittys Vater Traugott Haindl ( Olaf Helfer stets bemüht, aber aufdringlich chaotisch) auf, der die Aufgabe, die Hochzeit der beiden vorzubereiten, sehr ernst nimmt und damit immer wieder in die Ermittlungen platzt, sei es mit der Suche nach dem idealen Brautkleid oder einer Tortenverkostung.
„Mord am Sturzplatz“ vom Theater Herzblut in der Komödie Graz

Friedl (Florian Werkgartner), Traugott (Olaf Helfer) und Ktty (Tanja Maria Troll) arbeiten am Fall "Tortenverkostung" (Fotocredit: Lydia Helfer)

Eine nicht ordnungsgemäß entsorgte Leiche am Sturzplatz

Doch was ist geschehen? Die Leiche des bereits in Pension befindlichen Ex-Bürgermeisters Josef Kirsch (Bernhard Muik in ausschließlicher Videopräsenz), der seit Kurzem beschlossen hatte, doch nochmals zur Wahl anzutreten, liegt in einer Mülltonne am Sturzplatz, der eigentlich als Ressourcenpark bezeichnet werden sollte, wie die dortige Chefin Angelika Gruber (Tanja Schnalzer souverän bestimmend und auch etwas furchterregend) immer wieder betont. Sie führt, was Recycling anbelangt, ein striktes Regiment mit ihrem langen Greifarm „Langer Hans“, hält damit alle anderen Menschen auf Abstand und regt sich mächtig über die nicht ordnungsgemäße Entsorgung der Leiche auf. Kitty und Friedl finden heraus, dass am Tag des Mordes der Ex-Bürgermeister einen Dreh für seinen Wahlkampf hatte. Durchgeführt wurde dieser von einer scheinbar dubiosen Marketingfirma, mit einem alles beherrschenden Leiter, Thomas Wolfhard (Jan Senn abgebrüht und selbstsicher), und seiner Mitarbeiterin Viktoria Brandstätter (Emilie Haidacher idealistisch und mit jugendlichem Elan). So werden Videos gesichtet, die auf die Bühne projiziert werden und die etwas chaotische Vorgänge im Ressourcenpark zeigen – vor allem auch unsachgemäße Entsorgung von bestialisch stinkender Kleidung.
„Mord am Sturzplatz“ vom Theater Herzblut in der Komödie Graz

Frau Gruber (Tanja Schnalzer) hält Kitty (Tanja Maria Troll) und Friedl (Florian Werkgartner) auf Abstand (Fotocredit: Lydia Helfer)

Ein Katz-und-Maus-Spiel um Leben und Tod

Während Friedl bemüht ist, möglichst exakt und vorurteilsfrei die Ermittlungen zu führen, vermutet Kitty, dass ihr Erzfeind Ulrich Katschnigg (Jànos Mischuretz besonders schmierig) hinter all dem steht. Der Magnat, der in Graz überall, sei es in der Wirtschaft oder in der Politik, seine Finger drin hat, agiert skrupellos und wirkt wie ein Mafioso mit leichtem kärntnerischem Einschlag. Er schreckt vor nichts zurück, sei es Bestechung, Erpressung oder Mord, doch er kann sich immer wieder aus den Fängen der Justiz durch seine Verbindungen befreien. Aber da wäre noch die Frage, was das Team der Marketingfirma damit zu tun hat, und auf welcher Seite es eigentlich steht. So gibt es auch harte Verhöre und weitere nicht sachgemäß entsorgte Leichen in Mülltonnen am Sturzplatz. Doch die mit Kitty befreundete Journalistin und Bloggerin Flo Börnek (Stephanie Laurich ausschließlich in Videos zu sehen) scheint Restmüll aus der Vergangenheit in Rumänien gefunden zu haben, der Katschnigg zu Fall bringen könnte … und am Ende leistet falsche Müllentsorgung einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung des Falles.
„Mord am Sturzplatz“ vom Theater Herzblut in der Komödie Graz

Kitty (Tanja Maria Troll) im Gepräch mit ihrem Erzfeind Katschnigg (Jànos Mischuretz) (Fotocredit: Lydia Helfer)

Ein abgedrehter Fall von Liebe und Mord in wunderbarer Verschrobenheit

Es wird fulminante Unterhaltung geboten, wobei der Fall selbst gar nicht einmal so spannend ist. Die Bühne von Elke Steffen-Kühnl ist meist nur mit den allernotwendigsten großen Requisiten befüllt, ein paar Sesseln und Tische und selbstverständlich Mülltonnen, da das Schauspiel im Vordergrund steht. Doch es gibt auch liebevolle Details, wie die schönen Torten und ein Brautkleid zum Fürchten. Die Geschichte lebt von ihren Figuren, alle mit einer eigenen Form von Schrägheit erfüllt. Im Zusammenspiel unter der Regie von Anja M. Wohlfahrt entwickelt sich eine tolle Dynamik, die durch die raschen Szenenwechsel und das Auf-den-Punkt-bringen von Situationen beim Zuschauen mitreißt. Lisa Fuchs und Petra Reifinger, die gemeinsam den Text geschrieben haben, bleiben dem Stil von Martin Kroissenbrunner treu, der bei den beiden ersten Teilen der Autor war und Erfinder der Hauptfiguren ist.
„Mord am Sturzplatz“ vom Theater Herzblut in der Komödie Graz

Frau Gruber (Tanja Schnalzer) erteilt Friedl (Florian Werkgartner) strikte Anweisungen in Sachen Mülltrennung (Fotocredit: Lydia Helfer)

„Mord am Sturzplatz“ vom Theater Herzblut in der Komödie Graz

Darsteller: innen: Jànos Mischuretz, Florian Werkgartner, Emilie Haidacher, Olaf Helfer, Tanja Maria Troll, Jan Senn und Tanja Schnalzer; Stephanie Laurich und Berhard Muik (nur in Videos) Idee und Konzept: Martin Kroissenbrunner Buch: Lisa Fuchs und Petra Reifinger Regie: Anja M. Wohlfahrt Bühnenbild/Ausstattung: Elke Steffen-Kühnl Technik: Alexander Probst Termine: 15.11. (Sa), 22.11. (Sa), 07.12. (So), 13.12. (Sa), 17.01. (Sa), 24.01. (Sa), 31.01. (Sa) jeweils 16:30 13.12. (Sa), 17.01. (Sa) jeweils 19:30 Kartenlink
„Mord am Sturzplatz“ vom Theater Herzblut in der Komödie Graz

Ein Verhör in Marketing-Aufstellung mit Thomas Wolfhard (Jan Senn) und Viktoria Brandstätter (Emilie Haidacher) (Fotocredit: Lydia Helfer)