Fröhlich-frische Fabelperformance

Kritik: Komunumo, Eléctrico 28

Text: Lydia Bißmann - 18.11.2025

Rubrik: Theater
Kritik: Komunumo, Eléctrico 28

Komunumo ist eine moderne Fabel mit Masken zum Thema Zusammenleben. (Fotocredit: Nikola Milatovic)

Komunumo ist das aktuelle Stück des österreichisch-katalanischen Kollektivs Eléctrico 28 und beschäftigt sich – wie der Name schon sagt – mit den Herausforderungen und Schwierigkeiten des Zusammenlebens.

Das Stück (Buch und Regie: Ana Redi-Milatovic und Jordi Solé) ist für Kinder ab vier Jahren geeignet, eignet sich aber auch hervorragend für ein Erwachsenenpublikum, da es eine warmherzige und sanfte Geschichte mit exzellenter Körperbeherrschung, verspielten Details und performativem Erzählen verbindet.

Fotocredit: Nikola Milatovic

WG-Alltag mit Tieren

Ein in die Jahre gekommenes Äffchen, ein hyperagiler Waschbär und ein Pferdepärchen mit hoher Arbeitsmoral bestreiten gemeinsam ihren Alltag. Komunumo handelt von einer sehr speziellen Wohngemeinschaft, in der im Laufe der Handlung die Fähigkeiten aller Mitbewohner:innen gefragt sind. Als eines Tages ein Paket die Routinen der animalischen WG durchbricht, stehen sie vor neuen Herausforderungen und müssen herausfinden, wann Fitness und Kraft und wann eher Strategie und Erfahrung angebracht sind.

Waschbär-Breakdance und Pferde-Yoga

Körperlich ist der supercoole Waschbär den anderen überlegen – Adam Purtí groovt sich flink durch das Setting und verbindet Breakdance-Moves mit einer putzigen Waschbärgestik. Denken und Kümmern überlässt er lieber den anderen. Performatives, fast akrobatisches Können kombiniert mit verblüffend echt wirkender Imitation der Tiere ist bei allen Figuren der Fall. ie beiden Pferde (Mónica Mar und Montserrat Fabré) sind wie alle anderen mit einer Vollgesichtsmaske ausgestattet. Obwohl sie keine Mimik haben, wirken sie vital und lebendig; die Pferdeöhrchen wackeln munter bei jeder Bewegung und scheinen fast ein Eigenleben zu haben. Jeder Move der beiden Huftiere riecht nach Flucht und Mut zugleich – wie das bei echten Pferden eben so ist. Zum Schreien komisch ist die geprustete Atemübung der beiden Workaholics - so klingt also Pferdeyoga! Der Affe (David Franch) mixt die Ruhe älterer Zeitgenossen mit charakteristischer Affengestik, was vor allem beim Gehen oder Essen zum Vorschein kommt. Den Soundtrack zu den vier tierischen Protagonist:innen liefert der Musiker und Erzähler Siruan Darbandi. Er hat nicht nur die Musik des Stückes und mit Komunumo einen bemerkenswert hartnäckigen Ohrwurm geschrieben, er synchronisiert auch live alle Geräusche der Tiere. Von allen Performer:innen ist er der einzige mit einer Sprechrolle, die er in verschiedenen Sprachen oder einem eleganten Mix daraus meistert. Mit einer wundervoll inszenierten Metamorphose darf sich der Erzähler zum Schluss unter die Hausgemeinschaft mischen – ein Turn, der sich sachte anbahnt und in einem klugen, rührenden Finale aufgeht.

Sanftes Aufbrechen von Stereotypen

Für Kinder funktioniert Komunumo von der ersten Sekunde an fabelhaft, aber auch Erwachsene werden von der mitreißenden und teilweise interaktiven Performance regelrecht aufgesogen. Jede Geste und jede noch so kleine Bewegung sind am Punkt und erzählen die Geschichte aktiv mit. Die Tierfiguren sind so gut gespielt, dass einem die unmaskierten Gesichter der Darsteller:innen beim Applaus fast vertraut vorkommen, obwohl man sie zum ersten Mal sieht. Durch das Fehlen von Text „fühlt” man die Handlung fast mit – das ist schön, barrierefrei und verbindend. Komunumo ist eine Fabel und bricht durch die Tiere sanft mit klassischen Geschlechter- oder Altersstereotypen. Dadurch bleibt der Blick auf die Botschaft staubfrei klar: Wir alle können irgendetwas besonders gut – und anderes weniger. Das macht aber nichts – niemand ist eben gut allein.Komunumo wurde im Herbst 2025 auf Mallorca uraufgeführt und wird in den nächsten Monaten in Städten wie Madrid, Barcelona oder Valladolid gezeigt.

Komunumo, Eléctrico 28

Autoren: Ana Redi-Milatovic, Jordi Solé Regie: Ana Redi-Milatovic, Jordi Solé Musik und Komposition: Siruan Darbandi Szenografie: Xesca Salvà Training Figurentheater: Zero en Conducta Masken und Figuren: Vicente Andreu SchauspielerInnen: Montserrat Fabré, Adam Purtí, Mónica Mar, David Franch, Siruan Darbandi Live Musik und Sounds: Siruan Darbandi Produktion: Arnau Vinós, Eléctrico Express Ausführende Produktion: Arnau Vinós Management: Fiona Rycroft

Eléctrico 28

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