Pragmatisch-praktisch bis zur Pension
Kritik: Halbzeit, Die Rabtaldirndln
Text: Lydia Bißmann - 09.10.2023
Rubrik: Theater
Das Kollektiv Die Rabtaldirndln feiert sein 20-jähriges Bestehen mit einer fingierten Pressekonferenz im Prachtrahmen, in der sie die kommenden Stücke der nächsten zwei Jahrzehnte vorstellen.
20 Jahre will man noch spielen und weil es zwei Stücke pro Jahr und Vorausplanung Sicherheit für alle gibt, werden im Prunksaal des Museums für Geschichte eben 40 Stück-Ideen vorgestellt. Am Weg dorthin finden sich im Schaudepot auch Exponate der Rabtaldirndln zwischen historischen Salzstreuern, Schuhen und Reisekutschen. Die komisch-absurde Performance ist eine Mischung aus leichten Seitenhieben auf das Fördersystem, Einblick in den Alltag von Theatermacherinnen, weiblichen Lebensläufen und die Stückgeschichte der Rabtaldirndln. Sentimental werden die vier dabei nie, auch betreiben sie keine befürchtete Wahrsagerei, was die Zukunft anbelangt. Dass das Schauspielhaus Graz 2041 als Leerstand bespielt wird, ist die einzige apokalyptische Annahme im Stück.
Credit: Nicola Milatovic
Glitzersocken und die Zukunft
Das Stück unter der Regie von Felix Hafner und der Dramaturgie von Jennifer Weiss ist pragmatisch und praktisch, wie man es von Barbara Carli, Rosi Degen-Faschinger, Bea Dermond und Gudrun Maier gewohnt ist. Pressekonferenzen sind nicht unbedingt die unterhaltsamsten Veranstaltungen. Mit Gesangseinlagen, inszenierten Streitereien, Übertragungen aus dem Pausenraum und nicht zuletzt den bis zum letzten Glitzersocken durchdachten Kostümen erfüllen sich auch hier keine leisen Befürchtungen. Helene Thümmel hat die vier Kunstfiguren in eine Art Schuluniform mit Längsthaarperücken gesteckt. Dunkelblauer Faltenrock und weiße Bluse werden mehr oder weniger Teil des weiß-blauen Fantasie-Bühnenbilds, das sich mit Kuppel und Fatima-Auge herrlich in das weiß-goldene Ambiente des Saales einfügt.
Credit: Nikola Milatovic
Gelungenes Porträit
Halbzeit ist ein gut gespieltes, perfekt inszeniertes Stück, das - je nach Vorwissen der Zuseher*innen - anders gelesen werden kann. Das Kokettieren der Rabtaldirndln mit Laientheater und die Melange von Authentizität und ernsten Themen ohne Zeigefinger ist auch hier wieder aufgegangen. Zu sehen noch bis 21. Oktober im Museum für Geschichte.
Termine und Karten: Die Rabtaldirndln
Credit: Nikola Milatovic