Schöpfung goes Dada

Kritik: Genesis von Dada Zirkus, Kristallwerk Graz

Text: Sigrun Karre - 03.10.2022

Rubrik: Theater

Credit: Mark Morgan

Dada Zirkus feiert mit surrealem Witz und Tiefgang „Happy Earth Day“. Zuletzt im Grazer Kristallwerk.

Dada Zirkus ist eine grundsympathische Artist*innen-Truppe aus Wien, die sich dem hierzulande noch nicht so etablierten zeitgenössischen Zirkus verschrieben hat. Und das auf sehr eigenständige Art und Weise. Mit ‚Genesis‘ bringen sie – unterbrochen durch die Lockdowns der letzten Jahre – nun ihre Interpretation der Schöpfungsgeschichte wieder auf die Off-Theater-Bühnen des Landes, nachdem das Stück bereits 2020 beim Festival der Uraufführungen in Oberzeiring Premiere gefeiert hatte. Vom 30. September bis 2. Oktober 2022 war Dada Zirkus zu Gast im Grazer Kristallwerk, wo den Darstellern Arno Uhl, André Reitter und Bernhard Zandl das Kunststück gelang, mit Ihrer kurzweilig performten Erzählung Bedeutsamkeit und Irrwitz zu vereinen. Dafür wurde fast alles „aufgefahren“, was Zirkus zu bieten hat: Clownerie, Akrobatik, Jonglage, Zaubertricks, Puppenspiel und Körperperformance. Wobei diese Disziplinen in der Produktion konsequent als Erzählsprache eingesetzt wurden, die einiges an Witz, Poesie und Symbolik erzeugte. Da jonglierten schon mal der Gott des Todes und der Gott des Lebens in Persona eines von Missgeschicken und Identitätssuche geplagten Clown-Duos in Silber-Shorts mit „Menschenkindern“. Besonders stark, die poetischen Momente, die manchmal fast etwas zu schnell vom nächsten Einfall abgelöst wurden. Den musikalischen roten Faden erschuf Roxanne Szankovich mit E-Geige, allerlei Effektgeräten und viel Sinn für Atmosphäre. Poetische Sprachkunst aus dem Off steuerten Gedichte der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska, eingesprochen von Linda Holly, bei. Gänsehaut!

Credit: Mark Morgan