Charmante Nabelschau eines Rock-Poeten
Kritik: Dass es uns überhaupt gegeben hat, Marco Wanda, Zsolnay Verlag
Text: Lydia Bißmann - 12.09.2025
Marco Wanda alias Michael Marco Fitzthum hat mit Dass es uns überhaupt gegeben hat eine Autobiografie über seinen persönlichen Werdegang als Leadsänger der Band Wanda verfasst.
Quirliger Kunstkosmos Wien
Fette Sätze und die richtige Essenz
Österreichische Musikgeschichte
Dass es uns überhaupt gegeben hat liefert auch ein Stück österreichische Zeit- und Musikgeschichte. Obwohl der Wanda-Höhenflug erst knapp zehn Jahre zurückliegt, wirkt es, als ob er tatsächlich im vorigen Jahrtausend passiert wäre. Hier werden noch Pickerl als Konzertwerbung geklebt, man ist stolz auf 97 Facebook-Freunde, verteilt selbst gebrannte CDs. Erwartungsgemäß erfährt man auch viel über die Schattenseiten, die Berühmtheit oder schlicht das Leben (mit und ohne gründlich ausgekostete Adoleszenz) mit sich bringen können. Neben der Entstehungsgeschichte von Gassenhauern wie Bologna, Meine beiden Schwestern oder Columbo, den ikonischen Pressefotos fürs erste Album samt weißem Mercedes oder den mit Freunden randvoll gefüllten Videodrehs, liest man auch vom Tod des Keyboarders Christian Hummer oder vom Ableben von Marco Wandas Vater, der als ehemaliger Kriegsberichterstatter zu Hause das größte Wanda-Archiv aller Zeiten angelegt hatte. Klar, es handelt sich dabei um eine sehr persönliche Darstellung, aber das wirkt eben literarisch – und nie auch nur eine Sekunde nach unziemlicher Angeberei oder koketter Bescheidenheit.
Pageturner mit Tiefgang auf Nachfrage
Titel: Dass es uns überhaupt gegeben hat, Roman
Autorin: Marco Wanda
Verlag: Zsolnay Verlag
Erscheinungstermin: 19. 08. 2025
288 Seiten
ISBN: 978-3-552-07580-1

Zsolnay Verlag