Liebe als Ohrwurm bei spleen*graz

Junge Kritik: Sing Me A Love Song!, junges theater basel

Text: Jana Brencic - 21.04.2024

Rubrik: Theater

Credit: Clemens Nestroy

Zum 10. Mal findet dieses Jahr spleen*graz, das internationale Theaterfestival für junges Publikum statt. Jana Brencic (18) hat sich für KUMA das Eröffnungsstück angesehen und darüber geschrieben:

Am Donnerstag, dem 18. April habe ich mir das Stück „Sing Me A Love Song!“ (Regie: Jackie Polini, Sebastian Nübling) im Theater Next Liberty in Graz angesehen. Die Darsteller*innen durften aus Basel anreisen, um spleen*graz, das Theaterfestival für Kinder und Jugendliche, mit ihrem Stück zu eröffnen. Die Bühne ist dunkel, die Ausstattung (Bühne: Dominic Huber, Kostüme: Ursula Leuenberger) reduziert. Man kann einen Vorhang aus vielen weißen Schnüren erkennen, der quer über die hintere Hälfte der Bühne gespannt ist. Plötzlich erscheint, mit einem lauten Bass-Schlag, ein Name auf dem Vorhang: ANASTASIA. Hinter dem Fadenvorhang kann man schemenhaft die sechs Schauspieler*innen (Anastasia Zatta, Dilan Graf, Ellen Walther, Hasan Sevi, Lorenzo Maiolino, Philipp Stevens) erkennen, die sich in buntem Licht zur Musik bewegen. Die Vornamen der Darsteller*innen werden nacheinander auf den Vorhang projiziert; abwechselnd kommen sie nach vorne und erzählen von ihren Erfahrungen mit der Liebe. Jede*r von ihnen hat einen speziellen und charakteristischen Look. Ihre Kostüme wirken wie ihre Alltagskleidung, wodurch sie sehr authentisch erscheinen. Das Stück wird von Anfang bis zum Ende von schnellen und tiefen Bass-Tönen getragen. Immer wieder wird auf bekannte Liebeslieder angespielt, die teilweise auch gesungen werden.

Credit: Clemens Nestroy

Love & Fear

Besonders hervorgestochen sind die Lieder „Perfect“ von Ed Sheeran und „Another Love“ von Tom Odell. Vor allem, weil ich selbst ungefähr im Alter der Darsteller*innen bin, war es sehr leicht, mich in jede*n einzelne*n hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen.  „Kennst du das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch?“- „Ja, das nennt man Angst“, diese Stelle eines Dialogs ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Liebe kann manchmal angsteinflößend und beunruhigend sein, weil man lernen muss, sich fallen zu lassen.  Die erste Hälfte des Stückes war sehr unterhaltsam. Danach haben sich Themen teilweise sehr in die Länge gezogen oder sind wieder und wieder aufgenommen worden. Das hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen. Außerdem brachte der Ed Sheeran-Hit das Risiko eines sehr hartnäckigen Ohrwurms mit. Die Message des Stückes fand ich gut und anregend: Jede*r hat eine andere Vorstellung von der Liebe. Jede*r hat andere Bedürfnisse. Hinzu kommen noch individuelle Probleme, die jede*r mit sich bringt: Der eine verliebt sich ein bisschen zu schnell in jedes Mädchen, das er sieht und der andere scheut körperlichen Kontakt und möchte nicht einmal umarmt werden. Eines wird klar: Ob man es will oder nicht, jede*r wird mit der Liebe konfrontiert. Ihr aus dem Weg zu gehen funktioniert nur bedingt.

Jana Brencic (18) hat die Modellschule in Graz besucht, sie begeistert sich für Malerei und Theater und bewirbt sich aktuell für den Studiengang Bühnengestaltung an der Kunstuniversität Graz.

 

Credit: Clemens Nestroy