Vier Tage zeitgenössischer Jazz zwischen Seggau und Harkamp
Jazzfestival Leibnitz 2025: Grammy-Gewinner, Quecksilber-Stimmen und Wein
Text: KUMA-Redaktion - 10.09.2025
Vom 25. bis 28. September findet in Leibnitz die 13. Ausgabe des Jazzfestivals statt. Vier Tage lang wird die Stadt zu einem Treffpunkt internationaler Musikerinnen und Musiker, die den Jazz in ganz unterschiedliche Richtungen denken.
Der Auftakt im Weinkeller von Schloss Seggau am Donnerstag bringt heuer zwei sehr unterschiedliche Formationen auf die Bühne. Das französische Duo Nosax Noclar eröffnet mit einem Dialog aus Klarinette und Saxofon, der die Bandbreite zwischen Improvisation und Struktur auslotet. Danach setzen Norman & Corrie aus Schottland die Reihe fort. Saxofon und Schlagzeug, Orgelpedale und Elektronik ergeben ein Klangbild, das von traditionellen Einflüssen ausgeht und doch immer wieder ins Unbekannte führt. Verantwortlich für die Programmgestaltung ist Otmar Klammer, der als künstlerischer Leiter auf Kontraste setzt: internationale Spitzenensembles neben jungen Formationen, Tradition neben Experiment.

Das französische Duo Nosax Noclar am Donnerstag beim Jazzfestival Leibnitz 2025. (Fotocredit:
Dichte Klangräume im Kulturzentrum Leibnitz
Ab Freitag übersiedelt das Festival ins Kulturzentrum Leibnitz, wo sich über zwei Tage hinweg ein dichtes Programm entfaltet. Gina Schwarz präsentiert mit ihrem Ensemble Multiphonics 8 ein vielschichtiges Zusammenspiel von Bläsern, das internationale Aufmerksamkeit erregt hat. Im Anschluss stellt die amerikanische Cellistin Tomeka Reid ihr Quartett vor, dessen Improvisationen zwischen Jazz, Klassik und zeitgenössischer Musik changieren. Das Ensemble Spinifex aus den Niederlanden bestreitet heuer das Late Night Special im Alten Kino Leibnitz ab 23 Uhr. Auch die jüngsten Besucher:innen werden berücksichtigt: Am Freitagvormittag und -nachmittag gestaltet Max Schauenstein & Band im Carl Rotky-Saal zwei Konzerte unter dem Titel Jazz for Kids.

Duo Sonoma bei der beliebten Jazz Lounge am Samstag des Jazzfestival leibnitz 2025. (Fotocredit: Stefan Reichmann)
Imaginäre Folkmusik und Grammy-Gewinner
Am Samstag öffnet zusätzlich die Jazz Lounge im Café Rosegger mit dem Duo Sonoma, das von 12 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt spielt. Die Lounge versteht sich als offenes Kommunikationszentrum, in dem Musiker:innen und Publikum unmittelbar ins Gespräch kommen. Am dritten Spieltag zeigt sich die Bandbreite des Programms besonders deutlich. Der österreichische Schlagzeuger Max Plattner eröffnet mit seinem gleichnamigen Trio, das Pop-Elemente aufnimmt und zugleich fest im Jazz verankert bleibt. Der aus Kuba stammende Pianist Ivan Melon Lewis, 2021 mit einem Grammy für sein Album Voyager ausgezeichnet, bringt karibische Rhythmen und europäische Tradition zusammen. Später übernimmt der französische Klarinettist Louis Sclavis mit seinem Quintett den Saal. Unter dem Titel India entwickelt er eine Musik, die sich auf folkloristische Muster bezieht. Tatsächlich handelt es sich dabei – wie schon bei seinem berühmten Album Chine – um imaginäre Folkmusik.

Luis Sclavis Quintet. (Fotocredit: Stepanie Griguer)
Ausklang im Weinberg
Am Sonntag verlässt das Festival die Bühne des Kulturzentrums. Auf dem Weingut Hotel Harkamp klingt es mit einem Brunch aus, begleitet vom Naima Faraò 4et. Damit wird eine Tradition fortgesetzt: Der Jazz sucht hier nicht nur das Konzerthaus, sondern auch den offenen Raum, wo Musik und Landschaft ineinandergreifen. Mit der temperamentvollen Sängerin Naima Faraò – ein Quecksilber aus Italien – und ihrer klaren, kraftvollen Stimme bekommt der Brunch einen zeitgenössischen, aber dennoch entspannten Anstrich.