Von Unterdrückung über Empowerment bis hin zu Hoffnung

Jahresprogramm 2025, Kunsthaus Graz

Text: KUMA Redaktion - 03.12.2024

Rubrik: Kunst
Kuratorin Katia Huemer, Kunsthaus-Leiterin Andreja Hribernik, Chefkuratorin Katrin Bucher Trantow, v.l.  (Credit: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek)

Kuratorin Katia Huemer, Kunsthaus-Leiterin Andreja Hribernik, Chefkuratorin Katrin Bucher Trantow, v.l. (Credit: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek)

Drei Kernpunkte – „Nachhaltig gestalten, Öffnen, Teilen“ – prägen das Jahresprogramm 2025, das sich mit Macht auseinandersetzt: von Unterdrückung über Empowerment bis hin zu Hoffnung. Die Ausstellung Poetics of Power, die noch bis zum 25. Mai 2025 zu sehen ist, bildete dafür den Auftakt.

Das Team des Kunsthauses Graz rund um die Leiterin Andreja Hribernik blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück: In den letzten 12 Monaten konnten rund 75.000 Besuche verzeichnet werden. Etwa 10.000 Personen haben an rund 700 Vermittlungsformaten teilgenommen.
Marina Abramovic, Freeing The Voice - Videostill, Foto: Marina Abramovic © Bildrecht Wien, 2024/25

https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz

Ausstellungen im Kunsthaus 2025 im Überblick

Die erste Ausstellung 2025 ist die Gruppenausstellung Freeing the Voices, kuratiert von Gastkuratorin Zdenka Badovinac von 28. Februar. - 24. August 2025. Sie beleuchtet die Stimme als zentrales Werkzeug für Emanzipation und Widerstand in einer Welt, die von Kriegen, Schweigen, Zensur und Informationsrauschen geprägt ist. Diese Ausstellung zeigt auf, wie die Befreiung individueller und kollektiver Stimmen Schweigen und Zensur brechen kann und hinterfragt dabei auch die Idee einer authentischen Stimme. Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Marina Abramović, Lawrence Abu Hamdan, Noor Abed, Babi Badalov, Selma Banić, VALIE EXPORT, Farhad Farzaliyev, Essa Grayeb, Ida Hiršenfelder, Saodat Ismailova, Anna Jermolaewa u. v. m. 

Auch 2025 bereitet die Gewinnerin des Preises „Innovatives Kino“ – Simona Obholzer – den Trailer für die Diagonale ’25 sowie eine Ausstellung im Kunsthaus Graz vor. Obholzer plant eine immersive Rauminstallation, in der sie das Thema des Bodens als fundamentalen Untergrund erforscht und damit an ihren von der Diagonale prämierten Film anknüpft.

Freeing the Voices  Anna Jermolaewa, Singing Revolution - Videostill, Foto: Anna Jermolaewa © Bildrecht Wien, 2024/25

Freeing the Voices Anna Jermolaewa, Singing Revolution - Videostill, Foto: Anna Jermolaewa © Bildrecht Wien, 2024/25

Soloschau und Herbstbibliothek

Anfang Sommer folgt eine Einzelausstellung von Milica Tomić, die sich mit den Fragen der Abwesenheit, der Erinnerung, der politischen Gewalt und der sozialen Asymmetrien auseinandersetzt. Die Übersichtsausstellung On Love Afterwards gibt Einblicke in die Praxis der in Belgrad geborenen Künstlerin und ist ein Versuch, Themen wie Verantwortung, Sichtbarkeit und Ungerechtigkeit durch die Kunst zu öffnen und anzusprechen. Im Herbst eröffnet das Kunsthaus Graz eine Gruppenausstellung mit dem Titel Unseen Futures to Come. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage, wie wir als Menschen mit wachsender Unsicherheit und Angst umgehen, die sich auch in einer politischen konservativen Wende widerspiegelt; sie basiert auf dem Konzept des Philosophen Federico Campagna. 

Anlässlich der Ausstellung wird Federico Campagna für das Kunsthaus Graz eine Bibliothek kreieren, die dem Konzept des Herbstes (Autumn/Fall) gewidmet ist und mit ausgewählten künstlerischen Positionen in einen Dialog treten wird. Der Herbst ist laut Campagna eine Jahreszeit, in der unsere Überzeugungen und Gewissheiten zu zerfallen beginnen. Dadurch sehen wir uns mit Angst und Verfall konfrontiert und beginnen zu erkennen, dass alles infrage gestellt werden kann.
Maruša Sagadin, „Speak more truth, eat more fruit.“ (Modell Kunsthaus Graz), 2024 © Maruša Sagadin

Maruša Sagadin, „Speak more truth, eat more fruit.“ (Modell Kunsthaus Graz), 2024 © Maruša Sagadin

Stahlrohre im Raum

Als letzte Ausstellung folgt ein Sonderprojekt von Rossella Biscotti. Circulations – eine monumentale Installation – zeigt Stahlrohre, die sich wie die Tentakel eines vielgliedrigen Organismus im Raum ausbreiten und sich dabei mit Elementen aus Archäologie, Industrie und Science-Fiction verbinden. Die Arbeit basiert auf Recherchen der Künstlerin im historischen Archiv von Tenaris Dalmine in Bergamo – einem Unternehmen, das verschiedene Patente in der Stahlproduktion hält. Die installative Arbeit spürt der Unternehmensgeschichte in spezifischen Kontexten nach.
Unseen Futures to Come. Fall  Andrej Škufca, 6bg ending, 2020, polyurethane, polyester, acrylic, aluminum. Photo: Jaka Babnik

Unseen Futures to Come. Fall Andrej Škufca, 6bg ending, 2020, polyurethane, polyester, acrylic, aluminum. Photo: Jaka Babnik

Kunsthaus für Alle

Parallel zu den Ausstellungen präsentiert das Kunsthaus Graz 2025 eine Vielzahl weiterer Projekte und Ausstellungen, die sich im Foyer des Kunsthauses, an der BIX-Medienfassade und auch am Vorplatz befinden werden. Besonders erwähnenswert ist dabei das Projekt von Maruša Sagadin. Die Künstlerin entwirft für den Vorplatz des Kunsthauses Graz eine bunte, skulpturale Intervention aus Granit und Holz, die ab dem Frühjahr sowohl Markierung als auch einladender Treffpunkt für Passant*innen sein wird. "Das Format der ‚Foyer-Ausstellungen‘ verkörpert das Prinzip des ‚Öffnens‘: Der flexible Raum im Eingangsbereich wird als Bühne für spontane und reaktive Gestaltung genutzt, um aktuelle Themen aufzugreifen und der lokalen Kunstszene eine Plattform zu bieten. Unter dem Motto „Lache und bringe andere zum Lachen, denn zu ernst ist nicht sehr ernst“ lädt das Kunsthaus Graz über die Feiertage zu einem partizipativen Projekt mit dem Künstler Famakan Magassa ein, der dafür sein Atelier temporär in die Needle des Kunsthauses verlegt. Die in diesem Rahmen kreierte großformatige Acrylarbeit wird dann vom 22.01. bis 02.03.2025 im Foyer des Kunsthauses ausgestellt.

Kunstprojekt am VorMilica Tomić. On Love Afterwards  I am Milica Tomić 1998, one-channel video installation, c, sound, 9’58’’, loop, video stillsplatz: Maruša Sagadin  Maruša Sagadin, „Speak more truth, eat more fruit.“ (Modell Kunsthaus Graz), 2024 © Maruša Sagadin

Milica Tomić. On Love Afterwards I am Milica Tomić 1998, one-channel video installation, c, sound, 9’58’’, loop, video stills

Freeing the Voices  Antoni Rayzhekov, The Evasive Choir, Foto: Raina Teneva - ICA Sofia

Freeing the Voices Antoni Rayzhekov, The Evasive Choir, Foto: Raina Teneva - ICA Sofia

Kunsthaus Graz

Lendkai 1, 8020 Graz Öffnungszeiten: Di. bis So., 10h bis 18h.