Landtagswahl Steiermark 2024: Wen wählen Kulturinteressierte?
„Ich kann Fair-Pay nicht mehr hören – das Thema gehört umgesetzt!“ Hannes Schwarz, SPÖ-Kultursprecher
Text: KUMA-Redaktion - 11.11.2024
Rubrik: Kulturland Steiermark
Wen wählen Kulturinteressierte bei den Landtagswahlen in der Steiermark 2024? Was können Kunst- und Kulturschaffende von den einzelnen Parteien in Bezug auf Kulturpolitik erwarten? SPÖ-Steiermark-Kultursprecher Hannes Schwarz über seine Vorstellungen von Kulturpolitik, wichtige Handlungsempfehlungen im Rahmen der Kulturstrategie 2030 und eine längst überfällige Fair-Pay Implementierung bei Kulturförderungen.
Zum Einstieg: Was lesen Sie? Was hören Sie? Was schauen Sie sich an?
Aktuell lese ich ein Buch zum zweiten Mal, das mich schon vor vielen Jahren begeistert hat: „Masse und Macht“ von Elias Canetti. Es wurde in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben und ist aus meiner Sicht aktueller denn je. Was ich täglich lese, sind Zeitungen. Von österreichischen und deutschen Tageszeitungen über Wochenzeitungen bis hin zu internationalen Blättern wie der New York Times. Zeitungen faszinieren mich, weshalb ich auch Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert habe. Hören tue ich sehr viel von der deutschen Band Element of Crime, einer meiner absoluten Lieblingsbands, die ich auch schon öfter live gesehen habe und die mich durch meinen Alltag trägt. Das letzte Theaterstück, das ich gesehen habe, war „Der Zerrissene“ am Schauspielhaus Graz. Eine sehr gute, sehr moderne Nestroy-Inszenierung.
Seit vielen Jahren sind Sie als Klubobmann auch Kultursprecher der SPÖ Steiermark. Woher kommt Ihr Interesse für Kunst und Kultur?
Es ist sicherlich eine Prägung, die ich meinem Elternhaus zu verdanken habe. Meine Eltern waren beide Lehrer, Kunst und Kultur waren stets Teil unseres täglichen Lebens. Abseits meines persönlichen Interesses empfinde ich es als Politiker als eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe, Kunst und Kultur in der Gesellschaft gut verankert zu wissen. Demokratiepolitisch ist es für einen unabhängigen Geist enorm wichtig, Kunst als unlenkbare Kraft in unserer Gesellschaft zu spüren. Um das weiter auszubauen, bin ich sehr gerne der Kultursprecher der SPÖ im steirischen Landtag.
Was macht für Sie gute Kulturpolitik aus?
Gute Kulturpolitik schafft Möglichkeiten und gibt Künstlerinnen und Künstlern sowie Kultureinrichtungen die Chance, unabhängig tätig zu sein. Nicht Lenker, sondern Ermöglicher zu sein, das macht für mich gute Kulturpolitik aus.
Wenn es um Kulturpolitik geht, dreht es sich meistens um Geld. Wie gut ist das Kulturbudget in der Steiermark aus Ihrer Sicht dotiert? Für welche Bereiche sollte es mehr geben?
Wir haben das Kulturbudget in den letzten Jahren stark ausgebaut und sind jetzt bei über 80 Millionen Euro. Das ist richtig und wichtig, denn die Steiermark ist ein Kulturland. Schwerpunkte würde ich für regionale Kultureinrichtungen setzen. Ich war auf meiner „Kultur mit allen“-Tour quer durch alle Regionen unterwegs und habe gesehen, mit welchem Engagement im ländlichen Raum Kulturarbeit geleistet wird. Die Steiermark als Kulturland lebt von der Vielfalt, und auf diese Vielfalt sollte man verstärkt Augenmerk legen. Wir haben im Rahmen der Kulturstrategie und des Maßnahmenkatalogs auch klar gesehen, dass stärkere Unterstützung – auch was die Infrastruktur betrifft – ein großer Wunsch der Kulturschaffenden in den Regionen ist. Eine stärkere finanzielle Ausgewogenheit zwischen Stadt und Land wird gewünscht und ist auch unser Auftrag.
Wie stehen Sie zum Fördervergabesystem in der Steiermark, bei dem Beiräte in die Entscheidungsfindung einbezogen werden?
Es gibt im Rahmen der Kulturstrategie 2030 Vorschläge, was die Vergabe von Fördermitteln betrifft, und ich bin der Meinung, dass wir uns das in der nächsten Legislaturperiode gründlich ansehen sollten. Insbesondere, wie das Fördersystem in Fragen von Transparenz und der damit verbundenen Bürokratie verbessert werden kann.
Als Regierungspartner war die SPÖ für die Umsetzung der von ihnen gerade angesprochenen Kulturstrategie 2030 mitverantwortlich. Welche der nun vorliegenden Handlungsempfehlungen sind aus Ihrer Sicht besonders relevant, um die Steiermark als Kulturland in den kommenden Jahren maßgeblich weiterzuentwickeln?
Ein ganz wichtiger Punkt ist der schon zuvor angesprochene Punkt der Regionalität. Wir haben in der Steiermark Regionalmanagements, die für Wirtschaft, Infrastruktur und dergleichen zuständig sind. Ich bin der Meinung, wir brauchen auch regionale Drehscheiben für Kunst und Kultur. Das ist aus meiner Sicht einer der zentralen Punkte, die wir in der nächsten Legislaturperiode umsetzen müssen. Denn bei allen Diskussionen, an denen ich teilgenommen habe, wurde der Wunsch nach stärkerer regionaler Vernetzung ausgedrückt. Wir sprechen immer von der Zukunft der Regionen, und ich bin der Meinung, dass neben Bildung, Wohnen, gesundheitlicher Versorgung und dergleichen auch das Angebot von Kunst und Kultur ein wichtiger Standortfaktor ist.
Fair Pay ist eine zentrale Forderung der SPÖ. Was braucht es, um im Kulturbereich eine faire Bezahlung sicherzustellen?
Wir haben eingehend im Landtag über den Maßnahmenkatalog der Kulturstrategie debattiert und ich kann die Debatte über Fair Pay kaum mehr hören. Ganz einfach deshalb, weil ständig nur darüber geredet wird. Es muss jetzt endlich ins Handeln gekommen werden! Wenn wir über das Förderwesen sprechen, müssen wir auch darüber sprechen, wie diejenigen, die sich an faire Bezahlung halten, auch bei den Förderungen Vorteile haben. Um das einmal vorsichtig zu formulieren. Wir sollten nicht die nächsten Jahre über Fair Pay sprechen, sondern es endlich implementieren und ich gehe davon aus, dass wir das in der nächsten Legislaturperiode auch umsetzen.
Seit einigen Jahren hat die Steiermark mit der „Steiermark Schau“ eine neue Landesausstellung. Wie gut funktioniert sie aus Ihrer Sicht?
Sicher werden wir im Rahmen der Umsetzung des Maßnahmenkatalogs der Kulturstrategie auch die Steiermark Schau hinterfragen müssen. Ganz grundsätzlich bin ich aber schon der Meinung, dass das Land in den Regionen durch Ausstellungen – wie auch immer man sie nennt – Impulse setzen sollte. Die kommende Ausgabe der Steiermark Schau zum Thema Eggenberg ist bereits auf Schiene, und ich bin schon sehr gespannt darauf.
Wäre das Kulturressort ein Wunschressort der SPÖ bei einer möglichen neuen Regierungsbildung?
Vor Wahlen über Ressortverteilungen zu sprechen, halte ich für wenig sinnvoll. Aber natürlich ist das Kulturressort ein sehr interessantes Resort, in dem man sehr viel bewegen kann. Wenn man sich ansieht, was alles an Vorschlägen und Veränderungswünschen am Tisch liegt, dann gibt es unglaublich viel zu tun. Das schafft auch eine Erwartungshaltung. Deshalb glaube ich, dass es für jeden Kulturverantwortlichen des Landes Steiermark in den nächsten Jahren eine spannende Aufgabe sein wird, diese Ideen, Visionen und Projekte in der Realität auch umzusetzen.