„Begehbares Gedicht“ in der neuen Galerie Graz

Ausstellung: Camuflajes, Johann Zechner und Pedro Serrano

Text: KUMA-Redaktion - 10.11.2025

Rubrik: Kunst
Die Künstler Johanes Zechner (l.) und Pedro Serrano

Ausstellungsansicht "Camuflajes. Zechner & Serrano" in der Neuen Galerie Graz, 2025. (Fotocredit: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner © Bildrecht Wien, 2025)

Mit Camuflajes schaffen Johanes Zechner und Pedro Serrano ein poetisch-visuelles Gesamtkunstwerk für die Neue Galerie Graz. Die Ausstellung ist bis zum 22. März 2026 zu sehen. Das Projekt Camuflajes wird auch in Mexico City und in Madrid gezeigt werden. Als Begleitung erscheint ein Katalog auf Deutsch und Spanisch.

Der Maler Johanes Zechner (Graz) und der Dichter Pedro Serrano (Mexico City) haben über mehrere Jahre eine Zusammenarbeit entwickelt, die sich einer von Konflikten geprägten Welt widmet. Ausgangspunkt ist der Begriff der Camouflage – im Naturraum ein Mittel des Überlebens, im militärischen Kontext ein Werkzeug der Tarnung und Täuschung. Zechner arbeitet mit Camouflage-Stoffen und Kleidungsstücken, die wie Fundstücke aus gewaltvollen Zusammenhängen wirken. Er kombiniert sie mit flachgelegten Verpackungs-Schachteln und mit Stoff- und Materialcollagen auf Leinwand. Die Muster verlieren trotz ihrer neuen Funktion nichts von ihrer bedrohlichen Konnotation. Serrano schrieb rund 50 Gedichte, in die sowohl der Krieg als auch die Gewalt in Mexiko einfließen und die zugleich auf Zechners Bildwelt reagieren. Kurator Günther Holler-Schuster beschreibt die Ausstellung als „dreidimensionales Gedicht“. Beide Künstler betonen, dass Kunst nicht die Welt, aber die Haltung der Betrachtenden verändern kann. Die Ausstellung ist komplett neu entstanden und als begehbarer Parcours konzipiert, der Einzelwerke zu einer gemeinsamen Installation verbindet. Leichte Materialien wie Papier, Collagen und Mobiles erzeugen den Eindruck einer „Poesiemaschine“. Ein exotischer Vogel bzw. Papagei fungiert als verbindendes Motiv und kultureller Bote. Verschiedene Erinnerungsebenen überlagern sich, sodass die aktuellen Kriege zwar Ausgangspunkt bleiben, aber in größere Zusammenhänge eingebettet erscheinen.
Ausstellungsansicht "CAMUFLAJES. Zechner & Serrano" mit "Quali vs. (Mobile 2)" und "Türen zur Dichtung" (rechts) mit Texten von Pedro Serrano

Ausstellungsansicht "CAMUFLAJES. Zechner & Serrano" mit "Quali vs. (Mobile 2)" und "Türen zur Dichtung" (rechts) mit Texten von Pedro Serrano. (Fotocredit: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner © Bildrecht Wien, 2025)

Rahmenprogramm: Lese-Reihe „Türen zur Dichtung“

Johanes Zechner hat für die Ausstellung das Leseprogramm entwickelt, das in Kooperation mit dem Literaturhaus Graz während der gesamten Laufzeit monatlich in der Ausstellung stattfindet – jeweils um 19 Uhr bei freiem Eintritt.

3.12.2025: Natascha Gangl, Peter Waterhouse, anschließend Katalogpräsentation Camuflajes

14.1.2026: Valerie Fritsch, Helwig Brunner

18.2.2026: Fabjan Hafner (Zdenka Hafner-Celan), Julius Deutschbauer

11.3.2026: Maja Haderlap, Clemens Setz

Die Künstler Johanes Zechner (l.) und Pedro Serrano

Die Künstler Johanes Zechner (l.) und Pedro Serrano. (Fotocredit: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek)

Über die Künstler

Johanes Zechner, 1953 in Klagenfurt geboren, wuchs in einer katholischen Familie auf. Die slowenische Herkunft seiner Mutter sensibilisierte ihn früh für Fragen von Sprache und Zugehörigkeit. Zechner entschied sich schließlich aber doch für die Malerei. Nach einem Zivildienst in einer Therapieeinrichtung studierte er Buddhismus und Malerei in London. Internationale Aufenthalte führten ihn u. a. nach Israel, Ghana und Patagonien. Seit den 1990er-Jahren verbindet Zechner Malerei und Literatur, indem er Texte von Autor*innen wie Pedro Serrano oder Peter Waterhouse in bildnerische Zyklen übersetzt. Pedro Serrano, 1957 in Montreal geboren, studierte an der UNAM und am King’s College London. Er war Direktor der UNAM-Zeitschrift für Poesie, leitete das Banff International Literary Translation Centre und das Festival de Poesía in Mexiko. Heute lehrt er an der UNAM Lyrik, Übersetzung und Avantgarde. Neben zahlreichen Gedichtbänden – etwa El miedo, Ignorancia oder Turba – übersetzte er Werke von Shakespeare, Edward Hirsch und Anna Crowe. Für sein Schaffen wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Guggenheim-Stipendium (2007) und dem Prix Antonio Viccaro (2016).
Ausstellungsansicht "CAMUFLAJES. Zechner & Serrano" mit der Arbeit "Caminaremos" von Johanes Zechner, mit Texten von Pedro Serrano (links) und der Arbeit "Compatline" von Johanes Zechner (rechts)

Ausstellungsansicht "CAMUFLAJES. Zechner & Serrano" mit der Arbeit "Caminaremos" von Johanes Zechner, mit Texten von Pedro Serrano (links) und der Arbeit "Compatline" von Johanes Zechner (rechts). (Fotocredit: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner © Bildrecht Wien, 2025)

Camuflajes: Zechner & Serrano

Laufzeit: 07.11.2025 - 22.03.2026
Kuratiert von Günther Holler-Schuster
Ort: Neue Galerie Graz

Ausstellungsansicht "CAMUFLAJES. Zechner & Serrano" mit den Arbeiten "El Frio" (links) und "Mira" (rechts) von Johanes Zechner mit Texten von Pedro Serrano

Ausstellungsansicht "CAMUFLAJES. Zechner & Serrano" mit den Arbeiten "El Frio" (links) und "Mira" (rechts) von Johanes Zechner mit Texten von Pedro Serrano. (Fotocredit: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner © Bildrecht Wien, 2025)