Auf der Suche nach dem Ohrwurm

Kritik: Zurück aus der Zukunft von Mike Supancic

Text: Lydia Bißmann - 16.03.2024

Rubrik: Theater
Mike Supancic

Mike Supancic in seinem neuen Programm: Zurück aus der Zukunft. (Credit: Lukas Beck)

Der gebürtige Steirer und Salzburger-Stier-Preisträger Mike Supancic hat mit „Zurück aus der Zukunft“ ein neues Programm geschrieben, mit dem er aktuell durch die Kabarett-Bühnen der Nation zieht.

In Graz gastierte er damit bei der Kleinkunstbühne Hin & Wider im Theatercafé.

Die Handlung des Programmes „Zurück aus der Zukunft“ (Regie: Nadja Maleh) schickt den begnadeten Gitarristen und Parodisten Mike Supancic aus dem Jahr 2054 wieder in die Gegenwart, da er Dinge dachte, die der „Gedankenpolizei“ der künftigen 2050-er-Jahre nicht behagten. Er darf erst wieder zurück, wenn er dabei ein Lied im Gepäck hat, das den Anforderungen des preisgekrönten Musikprofessors der Zukunft, Andreas Gabalier entspricht.
Mike Supancic

(Credit: Lukas Beck)

Künstliches Gewissen und Dürüm-Poesie

Keine sehr schwierige Aufgabe eigentlich – Mike Supancic könnte auch aus den E-Nummern für Casali-Rumkugeln einen Ohrwurm mit Anspruch machen. Eingekleidet in die Melodien bekannter Evergreens singt er über neue Essgewohnheiten („Ganz Wien ist heut’ auf Protein“), Megainflation in der Gastronomie („Natürlich verrechnen wir den Salat extra, der hat doch mit dem Backhendl nichts zu tun“), überfüllte ÖBB-Züge oder Rock-Altersheime. Seine Pointen zünden gut, sind niemals seicht, aber auch sanft – er tritt ein wenig nach oben, aber nie nach unten. Meist ist es seine eigene Person, die er aufs Korn nimmt, wie das etwa beim künstlichen Gewissen KG, die man auf unterschiedliche Stufen einstellen kann, der Fall ist. Der innere Monolog in Situationen, wie in der Straßenbahn oder vor einem Wirtshaus, macht es dem Publikum nicht leicht, auf den Stühlen zu bleiben. Es ist ein wunderbares Beispiel für die behutsame und trotzdem mitreißende Komik des bodenständig-klugen Performers, der am besten ist, wenn er mit den Worten einfach spielt, herumreimt und Wortmalerisches von sich gibt, das trotzdem Sinn macht. Dazu gehören etwa ein Dürüm-Langos-Asianudeln-Maronistand Medley oder Liederideen, über Dinge, über die noch nie gesungen wurde. Mit viel Lockerheit spielt sich der Mann mit seiner Gitarre über die erste Programmhälfte, um nach der Pause in die Witze-Zielgerade zu gehen. Warm gelaufen sinniert er über eine Abspaltung der FPÖ, die neue Randgruppen für sich entdecken möchte, arbeitet sich am Generationenkonflikt ab und teasert einen Raiffeisen-Reibeisen-Stimmen Contest an. Bravourös und geschickt löst er auch die zu anfangs gestellte Aufgabe ohne sich selbst und anderen zu sehr auf den Schlips zu treten und entlässt seine Zuseher:innen mit einem warmen, entspannten Gefühl in die Nacht.

„Zurück in die Zukunft“ von Mike Supancic ist ein solides, gut durchdachtes Programm, das spannend und mitreißend performt wird, immer klug und anspruchsvoll bleibt, ohne je einen unguten Geschmack zu hinterlassen. Kindisch-kindlicher Wortwitz paart sich hier gekonnt mit musikalischer Improvisation, Dialektparodien und kleinen Spitzen gegen den gesellschaftlichen Status quo, die sich aber nie gegen Wehrlose reichten.

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