Tanz-Monolog als Möglichkeit zur Meditation

Kritik: Tanz mit mir!, Fredrik Jan Hofmann

Text: Lydia Bißmann - 08.12.2024

Rubrik: Theater
Kritik: Tanz mit mir!, Fredrik Jan Hofmann Tanz-Monolog als Möglichkeit zur Meditation

Fredrik Jan Hofmann (Credit: Karin Lernbeiß)

Der Tanz-Monolog „Tanz mit mir!” von Fredrik Jan Hofmann, aufgeführt im frisch renovierten Theaterhaus Graz, verbindet eine faszinierende Geschichte mit Ganzkörpergefühlen für das Publikum.

Fredrik Jan Hofmann war lange im Ensemble des Schauspielhauses Graz (Der große Gatsby, Judas, Vernon Subutex) und spielte in TV-Produktionen wie Tatort, Soko Wien oder Das Boot mit. Er ist aber auch transformativer Tanzcoach und Tanztherapeut und verbindet in dem Einpersonenstück mit ganz wenig Text seine Professionen miteinander. Man muss die Geschichte hinter Tanz mit mir! nicht kennen, um dem Tanz-Monolog des Schauspielers zu verfallen. Mit präzisen Schritten, natürlich erscheinenden Bewegungen, die aber exakt ausgeführt sind und sehr viel Körperbeherrschung zeigen, begibt er sich auf der schlicht gestalteten Bühne des Theaterhauses auf eine Reise. Immer wieder kehrende, wie Zwangshandlungen anmutende Bewegungen geben die Dramatik vor.

Kritik: Tanz mit mir!, Fredrik Jan Hofmann Tanz-Monolog als Möglichkeit zur Meditation

Fredrik Jan Hofmann (Credit: Karin Lernbeiß)

Selbstfindung durch Bewegung

Es ist klar, dass der Protagonist diesen Bewegungsmustern entfliehen möchte. Trotzdem geben diese, in einer Dreiergruppe auftretenden Moves, auch dem Publikum einen Hauch von Sicherheit. Alles, was einem vertraut ist, wirkt weniger unangenehm. Mit der Zeit bricht das Bewegungsmuster auf. Die Figur Lukas, die an einen der Patienten der Schweizer Tanztherapeutin Trudi Schoop angelehnt ist, beginnt aus sich herauszugehen, Neues auszuprobieren und sogar zu sprechen. Die wenigen Sätze sind schön, originell und bleiben im Gedächtnis.

Vorwissen braucht es überhaupt nicht, um dem Drive des Stückes zu erliegen. Ein Mann, der sich mal auf die Brust schlägt, schwitzt, sabbert und immer wieder das Gleiche tut, weil er nicht anders kann, reicht als Dramaturgie völlig aus. Fredrik Jan Hofmann hat die Thematik rund um den Satz: „Niemand hat mir gezeigt, wie man ein Mann ist.“ arrangiert, eine Aussage des bipolaren und lange nonverbalen Lukas nach seiner Therapie. Aber die Darbietung funktioniert auch geschlechterübergreifend – wir alle kennen die Zuflucht kleiner Gewohnheiten oder ritualisierter Handlungen, die uns Sicherheit im Unsicheren oder in der Ratlosigkeit geben. Die uns beruhigen oder sabotieren uns – je nach Ausprägung.

Nach etwa zwei Dritteln der 60-minütigen Performance (Choreografie: Melli Müller), die einem viel kürzer vorkommt, tritt eine Art Trance beim Betrachten ein. Der angenehme Flow-Zustand wird durch die feine, im Hintergrund wirkende, aber dramatisch präzise Musik (Ulf Lindemann) noch verstärkt. Es lohnt sich, nach dem Theaterbesuch näher in die lebensbejahende und liebevolle Arbeit der wunderbaren Tanztherapeutin und Kabarettistin Trudi Schoop einzutauchen.

 

Kritik: Tanz mit mir!, Fredrik Jan Hofmann Tanz-Monolog als Möglichkeit zur Meditation

Fredrik Jan Hofmann (Credit: Karin Lernbeiß)

Auszeit als Benefit

Der Tanz-Monolog Tanz mit mir! ist ein sehr ungewöhnliches Stück, für das es keinerlei Vorkenntnisse oder Informationen braucht, da es die Emotionen direkt anspricht. Alleine die Präsenz des Tänzers Fredrik Jan Hofmann auf der Bühne reicht schon aus für einen gelungenen Theaterabend mit viel Input. Man braucht lediglich den Mut, sich darauf einzulassen, selbst wenn man mit dem Thema bislang nichts zu tun hatte.

Vermutlich zufällig in der hektischen, angeblich stillsten Zeit im Jahr inszeniert, bietet der Besuch des Tanz-Monologs im herrlichen Theaterhaus Graz eine kostbare, wunderbare Auszeit samt Mini-Meditation.

Weitere Termine

12 & 13. Dezember, jeweils um 19 Uhr
Ort: Theaterhaus Graz, Kaiser-Franz-Josef-Kai 50, 8010 Graz

Kartenreservierung: karten@fredrikjanhofmann.com

Infos: www.theaterhaus.at