Aktivistisch-feministisches Zirkusstück

Kritik: Pardalea.Collective zeigt ‘Control’ im Kristallwerk

Text: Robert Goessl - 05.02.2024

Rubrik: Theater

Controll vom Pardalea.Collective ist ein Stück über eine toxische Beziehung. (Credit: Chrys Kostis)

Das Pardalea.Collective versteht sich als Performance- und Zirkuskompanie und besteht aus Julia M. Makoschitz (Gaffa Galaktika) und Angie Kurz.

Erstmals haben sie nun in Graz Halt gemacht und stellen in „Control“, einem aktivistisch-feministischen Zirkusstück, die innere Zerrissenheit in einer toxischen Beziehung dar. Das Pardalea-Collective nutzt artistische Elemente, um damit psychische und physische Grenzen auszuloten und damit persönliche und gesellschaftliche Verhältnisse zu alanlysieren. Sie haben kein festes Zuhause und touren mit ihren Projekten durch Europa. In spannungsgeladenen 40 Minuten schwirren die zwei Darstellerinnen im Kristallwerk sich belauernd, zeitweise kriechend wie einander ausgeliefert über die Bühne, die aus Couch, Bett und Tisch besteht – eine Wohnung, in der sich innere Abgründe auftun. Geisterhaft üben sie übereinander Kontrolle aus – dafür braucht es nicht viele Worte, die Körper fungieren als Sprachrohr der Seele. Es kommen unbewusste Gedanken zum Vorschein, mit Bewegungen, Tanz und Artistik werden diese wiedergegeben, zwischen Erduldung, Widerstand und Angst. Aggression, Verweigerung und Anpassung verschmelzen in einem verzweifelten Kampf gegen die Fremdbestimmung zu einem Albtraum. Sich selbst hassend, sich in den Schmerz fügend, versuchen sie, den übernommenen Verhaltensweisen zu entkommen. Sie ringen mit sich artistisch über dem Bett, ziehen sich selbst an den Haaren hoch und machen so psychische Schmerzen physisch sichtbar. Die Darstellerinnen werden zur Marionette und versuchen, die düsteren Gedanken mit Tabletten zu betäuben. Das Stück ist ein kurzer, aber hochintensiver Abend, der eine dunkle Gefühlswelt der Unterdrückung offenbart, in der ein ständiger innerer Kampf tobt im verzweifelten Versuch, den Machtmissbrauch zu überwinden und die Kontrolle über sich wiederzugewinnen.

Credit: Chrys Kostis

Creedit: Andres Costillo

Robert Goessl kann man nach Ü3.000 absolvierten Theaterbesuchen wohl als "theaternarrisch" bezeichnen. Oft ist er gleich mehrmals in der Woche vor der Bühne kleinerer und größerer Theater in der Steiermark anzutreffen. Seine Passion für die darstellende Kunst beschreibt er so: "Ich habe nicht das Gefühl, etwas gefunden zu haben, sondern ich wurde von etwas gefunden."