Sommersonnenwende an einem Spätherbsttag
Kritik: Midsummer, Quadriga Consort
Text: Marin Exner - 17.09.2024
Rubrik: Musik
Die Seggauer Schlossmatineen eröffnen ihr Jahresprogramm mit einem bewegenden Konzert des international renommierten und gefragten Quadriga-Consort.
Rafael Catalá, Gitarrist und umtriebiger Impresario, hat auch diese Saison ein hochklassiges und vielfältiges Programm zusammengestellt, mit dem das Schloss Seggau in der Südsteiermark bespielt wird. Den Anfang machte an einem stürmischen, regnerischen und kalten Sonntag der Quadriga Consort ausgerechnet mit dem Programm „Midsummer“, das Musik zur Sommersonnenwende in den Mittelpunkt stellt. Im imposanten Weinkeller des Schlosses, der eine überraschend klare und unmittelbare Akustik bietet, erklangen Lieder und Instrumentalstücke aus dem Norden Europas, vornehmlich aus der Spätrenaissancezeit stammend, getragen von einem originalen Instrumentarium (fast ausschließlich) aus dieser Zeit.
Charmant moderiert vom Ensembleleiter Nikolaus Newerkla wechselten flotte, irische Jigs und schottische Gigs mit sanften schwedischen Liedern und einer gemütlichen nordischen Schreitpolka. Die eine oder andere Eigenkomposition von Newerkla war auch dabei, so etwa ein nordischer Walzer, interpretiert mit einem selten gespielten (und nicht original der Renaissancezeit entstammenden) Vibrandoneon. Zum Höhepunkt des Vormittags geriet das schlichte Lied der Ida aus Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga, und das nicht nur wegen der sensiblen Bearbeitung durch den Ensembleleiter, sondern auch dank der Interpretation durch Sängerin Sophie Eder: ihre zarte, helle Stimme ist ideal für die Musik der Spätrenaissance und für diese Bearbeitungen nordischer Lieder.
Credit: Schloss Seggau/FB
Wie überhaupt das Ensemble Weltklasse ist: Virtuose Blockflötensoli (Karin Silldorff und Angelika Huemer), harmonisch zusammengestimmte Gamben (Huemer und Dominika Teufel), ein sensibles Bass-Fundament (Philipp Comploi am Cello) und rhythmisch präzise Perkussion, nie aufdringlich (Laurenz Schiffermüller), dies alles souverän zumeist vom Cembalo aus geleitet von Nikolaus Newerkla – da gab es Tempo und Schwung, aber auch Melancholie und zarte Momente.
Als Zugabe durfte natürlich der „Drunken Sailor“ in einem pfiffigen und enorm rasanten Arrangement nicht fehlen. Am Schluss Standing Ovations, und das zurecht!
Credit: Schloss Seggau/FB