Erwachsenengerechtes Kinderpuppentherater von der Zitadelle Puppet Company Berlin
Kritik: 'Drachenblut und Blümchenpflaster' bei La Strada
Text: Lydia Bißmann - 30.07.2024
Rubrik: Theater
Die Zitadelle Puppet Company Berlin zeigt bei La Strada das mehrfach ausgezeichnete Stück „Drachenblut und Blümchenpflaster“. Das Ensemble ist mittlerweile quasi Stammgast beim La Strada Festival und das nicht ohne Grund.
Michael Schwager und Daniel Wagner schaffen es, mit ihren Puppen und Utensilien rund um eine lebensgroße Ritterrüstung, die auch als Zugbrücke funktioniert und ein Party-Innenleben hat, eine Atmosphäre wie im heimischen Kinderzimmer zu erzeugen. Ihre Puppen sind unspektakuläre Handpuppen oder kleine Figuren, die sich fast gar nicht bewegen können. (Eigen-)Leben und Esprit bekommen sie von den beherzten Puppenspielern, die in „Drachenblut und Blümchenpflaster“ als die beiden Security-Menschen Kalle und Peter auftreten. Mit bodenständigem Berliner Charme, auf den Punkt gebrachter Mimik und nonchalantem Wortwitz fesseln sie das Publikum von der ersten Sekunde an und bestreiten 50 Minuten hoch konzentriertes Spiel, das einfach nie langweilig wird, schon gar nicht für die Erwachsenen.
Das preisgekrönte Stück sprüht vor Charme und knackigem Berliner Witz. (Credit: Zitadelle Puppet Company Berlin)
Mit Spandauer Schmäh gegen Stereotypen
Peter und Kalle sollten als Sicherheitsleute mit Thermoskanne und Taschenlampe eigentlich nachts auf eine Puppenspieler-Bühne aufpassen. Weil sie neugierig sind und so ein prekärer Job ja nicht viel Abwechslung bietet, sind sie, ehe sie sich versehen, Teil der aufgebauten und eigentlich schlafenden Geschichte. Hier kommt eine Zauberkatze vor, ein Riese mit einem Nadelbaum zwischen den Zehen („Latschenkiefer“), der Streber-Zauberschüler Edmund und seine Schwertkämpfer-Schwester Martha. Beide müssen alleine gegen den stacheligen Ritter vorgehen, da die Eltern durch ein Missgeschick auf stumm geschaltet wurden. Auf dem Weg zur Rettung bekommen sie Unterstützung von anderen, früher oder später freundlich gestimmten Figuren und Fabelwesen, die auf liebevolle und sanfte Art Geschlechter-Klischees auf die Schaufel nehmen und gewaltfreie Wege finden, um zur Lösung zu kommen.
„Drachenblut und Blümchenpflaster“ ist ein wunderbar gemütliches Stück, das für Kinder und Erwachsene gleichermaßen funktioniert. Es bekam 2022 den Ikarus-Preis, sowohl in der Fachjury als auch in der Publikumsbewertung.
Mitwirkende:
Regie, Text, Spiel: Michael Schwager, Daniel Wagner
Ausstattung, Bühne und Puppen: Ralf Wagner
Kostüme: Ira Storch-Hausmann
Textile Mitarbeit: Evelyne Höpfner
Die Berliner Truppe liefert auch dieses Jahr ein Stück für Kinder ab sechs Jahren und alle Erwachsenen. (Credit: Zitadelle Puppet Company Berlin)
V.l.n.r.: Daniel Wagner (Peter) und Michael Schwager (Kalle). (Credit: Zitadelle Puppet Company Berlin)