Rhythmische Sportgymnastik als Abenteuer in Krisen
Kritik: And the Stars Will Be up Tonight im Schauspielhaus Graz
Text: Gastkritik von Robert Goessl - 22.12.2023
Rubrik: Theater
"And The Stars Will Be Up Tonight" - eine Verwandlung der anderen Art vollzog sich am Schauspielhaus: Aus dem Epilog des Meta- Morphosen-Zyklus im Schauraum wurde ein Soloabend von Mervan Ürkmez. Und das ist gut so - denn: "Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne".
Als rhythmisch-gymnastischer philosophischer Essay angedacht, begibt sich Mervan 50 Minuten lang auf eine Suche in sich und der Welt, mit der Absicht, etwas zu ändern. Was liegt da näher, als im zarten Alter von - sagen wir mal so um die 30 - mit rhythmischer Sportgymnastik zu beginnen, mit dem festen Willen, nach einigen Monaten intensiven Trainings eine Kür auf der Bühne präsentieren zu können. Quasi als Metamorphose vom Körper in den Geist - als Anstrengung und Reflexion, als Basis für eine Gedankenöffnung. "Energie kann nicht verloren gehen, sie wandelt sich nur um" – sowohl physikalisch als auch physisch.
Mervan Ürkmez (Credit: Lex Carelly)
Mervan erzählt auf der kargen Bühne eine Geschichte in eleganten, geschmeidigen Bewegungen – nicht nur die seines Weges zum Gymnasten, sondern auch darüber, was damit einhergeht: Unsicherheit, Überwindung von Angst, Erschöpfung, persönliche Krisen. Er dokumentiert diesen Weg auch in kurzen Videos und verbindet das mit dem Zustand der Welt. "Der Prozess der Metamorphose besteht zu großen Teilen vor allem aus Schmerz, aus Erschöpfung und aus Krise." Dazu gibt es kurze Interviews von Expert*innen über Nachhaltigkeit, soziales Verhalten, gesellschaftlichen Tendenzen und den Umgang mit Krisen.
Mervan Ürkmez (Credit: Lex Carelly)
Es ist die Geschichte eines Abenteuers und über Zwischenräume, die sich dabei ergeben, um dabei einen anderen Blick auf die Welt zu gewinnen. Erfahrbar gemacht wird, wie man sich über eine körperliche Herausforderung Themen wie Hingabe und Leidenschaft, Veränderung, Überwindung von Ängsten annähert. Höhepunkt am Ende: eine grandiosen Rhythmischen-Sportgymnastik-Kür mit Band zu Rihannas "We found Love in a hopeless place"! "Die Sprengung eines Gebäudes tut nie nur weh".
Mervan Ürkmez (Credit: Lex Carelly)