Vier Tage im Zeichen des zeitgenössischen Jazz

Jazz Festival Leibnitz 2024: Female Power in der Südsteiermark

Text: - 16.09.2024

Rubrik: Musik
Cyrille Aimée/ Jazz Festival Leibnitz

Cyrille Aimée beim Jazzfestival Basel. (Credit: Goffredo Loertscher)

Die 12. Ausgabe von 26. bis 29. September des Jazz Festival Leibnitz Jazz & Wein ist dieses Jahr ganz klar in weiblicher Hand. Vier von prominenten Frauen geleitete Bands führen in diesem Jahr das massive weibliche Aufgebot des viertägigen Festivals an. Stars wie Cyrille Aimée, Myra Melford oder Satoko Fujii werden an ganz unterschiedlichen Bühnen ihre österreichischen Exklusiv-Konzerte performen und die südsteirische Stadt Leibnitz in eine Jazz-Metropole verwandeln.

Eröffnet wird das Festival auf Schloss Seggau am Donnerstag mit der Berliner Formation „I Am Three", die sich intensiv mit der Musik des amerikanischen Jazz-Bassisten und Komponisten Charles Mingus auseinandersetzt. Unter der Leitung der Saxofonistin Silke Eberhard, die auch für ihre experimentellen und avantgardistischen Projekte bekannt ist, interpretiert die Band Mingus’ Werke auf eine frische und moderne Art. Der US-amerikanische Saxofonist Avram Fefer präsentiert sein neues Programm „Juba Lee“ im historischen Weinkeller von Schloss Seggau. Mit „Juba Lee“ stellt Fefer sein aktuelles Album vor, das sich thematisch und musikalisch auf verschiedene kulturelle Einflüsse stützt und stark vom Power-Jazz der 1960er Jahre inspiriert ist. Fefer bringt dabei eine expressive Energie auf die Bühne, die die Traditionen des Jazz aufgreift, aber durch avantgardistische Ansätze und freie Improvisationen erweitert. 
Elina Duni/ Jazz Festival Leibnitz 2024

Elina Duni. (Credit: Elina Duni)

Japanisch-amerikanisches Klavier-Duo und französisches Orchester

Ein langgehegter Wunsch der Festival-Organisation geht mit dem Konzert der beiden Pianistinnen Myra Melford (US) und Satoko Fujii (Japan) in Erfüllung. Beide Musikerinnen sind bekannt für ihre innovativen und experimentellen Ansätze im zeitgenössischen Jazz und gelten als Meisterinnen der freien Improvisation. In ihrem Auftritt im Hugo-Wolf-Saal verbinden sie in einem improvisierten Klavier-Duo ihre individuellen Stile zu einer musikalischen Begegnung auf höchstem Niveau. Melford und Fujii stehen für klangliche Erkundungen, die sowohl durch Kraft als auch durch Subtilität beeindrucken. Ihre Musik überschreitet Genregrenzen, indem sie Elemente des Jazz, der Avantgarde und der Neuen Musik zusammenführt. Später folgt das Orchestre Tous Dehors aus Frankreich, das mit seinem Programm „Ok Boomer“ experimentierfreudigen Jazz auf die Bühne des Kulturzentrums bringt. Jazz For Kids verbindet dieses Jahr Musik mit Literatur. An zwei Terminen gibt es am Freitag eine  Lesung der unveröffentlichten Kindergeschichten „Neuigkeiten vom Zauberhasen" des Autors Werner Schwab, die musikalisch von Clemens Salesny und Leo Riegler vertont wurden. Fuzz Noir präsentiert ihr Comeback nach 15 Jahren im Alten Kino. Das Quartett, bestehend aus Clemens Salesny (Saxophon), Peter Rom (Gitarre), Raphael Preuschl (Bass) und Michael Prowaznik (Schlagzeug), spielt eine Mischung aus Jazz, Rock und experimentellen Klängen. Die Band verbindet Einflüsse aus Jazz und Rock mit unkonventionellen Klangstrukturen und schafft so ein komplexes und kraftvolles Hörerlebnis. 
Myra Melford (US) und Satoko Fujii (Japan).

Myra Melford (US) und Satoko Fujii (Japan). (Credit: Michele Giotto)

Klezmer, Nachwuchstalente und Harlem-Hommage

Am Samstag öffnet die Jazz-Lounge auf dem Leibnitzer Hauptplatz. Ab 12 Uhr spielen „New Klezmer Reloaded“ und zeigen die Vielfalt der Klezmermusik bei freiem Eintritt. Die Jazz-Lounge soll gleichzeitig Szene-Treffpunkt in Leibnitz für die Dauer des Festivals und ein Ort der Entspannung und Begegnung sein. Am Abend tritt im Hugo-Wolf-Saal der junge ungarische Musiker János Egri Jr. gemeinsam mit seinem Vater auf. Das Jacques Schwarz-Bart Quintett widmet sich mit der „Harlem Suite“ der Jazz-Geschichte des gleichnamigen New Yorker Stadtteils. Ein weiteres Highlight ist der Auftritt der Sängerin Cyrille Aimée & Band, die die Raffinesse des Jazz mit der Unmittelbarkeit des Pop und den Rhythmen der Karibik verbindet. 
Orchestre Tous Dehors

Das Orchestre Tous Dehors mit OK Boomer. (Credit: Loïc Seron)

Abschluss mit Jazz-Brunch

Am letzten Tag des Festivals findet ein Jazz-Brunch im Weingartenhotel Harkamp statt. Das Elina Duni Trio kombiniert albanische und kosovarische Volkslieder mit Jazz-Elementen und beschließt das Festival mit einem akustischen Programm, das sich durch subtile Arrangements auszeichnet.