"Die Welt braucht nicht noch mehr, sondern intelligentere Produkte"

Interview: Thomas Feichtner, FH Joanneum

Text: Wolfgang Schober/ CIS - 18.06.2023

Rubrik: Design

Thomas Feichtner (Credit: Studio Thomas Feichtinger)

Thomas Feichtner ist Institutsleiter für den Studiengang Industrial Design an der FH JOANNEUM in Graz. Im Interview mit Wolfgang Schober von der CIS spricht er über die künftigen Ansprüche und Aufgaben von Design.

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Was macht Produktdesign revolutionär?

Die Welt braucht nicht noch mehr Produkte, sondern intelligentere Produkte. Dabei darf Design kein neuer Farbanstrich sein, sondern vielmehr die Suche nach substanziellen Alternativen – nach echter Autonomie und Identität.

Inwieweit tragen Designer:innen heute mehr denn je gesellschaftliche Verantwortung und sind damit Teil aktueller (revolutionärer) Transformationsprozesse?

Die Aufgaben zukünftiger Designer:innen werden weit über die reine Gestaltung hinausgehen. Ihre Produkte und Services werden Teil komplexer Systeme und Prozesse. Sie werden vermehrt nach ihrer Relevanz und gesellschaftlichem Impact gemessen. Gerade diese Komplexität sozialer und ökologischer Veränderungen fordert zukünftige Designer:innen, interdisziplinär zu denken, kritisch zu reflektieren und mutig zu interagiere n.

In welchen Bereichen werden wir künftig im besonderen Maß revolutionäres Produktdesign erleben?

Im Bereich des Social Designs, des Eco Design und des Circular Designs. Dabei geht es um die Frage, welchen Impact ein Produkt tatsächlich hat. Nicht nur, wie etwas funktioniert und aussieht, sondern auch beispielsweise, wer es wo und wie produziert, wie es und wie weit es transportiert wird, in welcher Form und wie lange es verwendet wird, was damit passiert, wenn man es nicht mehr braucht. Wie es nachgenutzt, zerlegt oder einem Kreislauf zugeführt wird.

Thomas Feichtner

Thomas Feichtner ist ein international etablierter Produktdesigner. Er ist in Brasilien geboren und in Österreich aufgewachsen. Er studierte Industrial Design an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Er entwarf zahlreiche Produkte für internationale Marken wie Swarovski, Laufen, Bene, Adidas, Head, Absolut, Augarten Porzellanmanufaktur, J&L Lobmeyr, Neue Wiener Werkstätten, TON und Carl Mertens und verwirklichte Projekte in Kooperation mit Unternehmen wie Vitra, Thonet und FSB. Von 2009 bis 2014 war Feichtner Professor für Produktdesign an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel, Deutschland und wurde 2011 mit dem Österreichischen Staatspreis für Design ausgezeichnet. Seit Oktober 2018 ist er Institutsleiter für den Bachelor- und Masterstudiengang Industriedesign am Joanneum in Graz. Gemeinsam mit seiner Frau Simone lebt und arbeitet er in Wien und Graz.