‘Ich bin nicht der Typ, der sich zurücknimmt!’

Interview, Tanja Filipovic, Special Guest, Dixie-& Swing Festival Weiz

Text: Lydia Bißmann - 29.07.2023

Rubrik: Musik

Tanja Filipovic (Credit: Reithofer Media)

Tanja Filipovic (22) wird als Special Guest der Prohibition Stompers den Auftakt zur 7. Ausgabe des internationalen Dixie- & Swing Festival bestritten. Wir haben uns mit ihr über den Swing, das Singen und das Festival in Weiz unterhalten.

Was bedeutet das Genre Swing für dich? Persönlich und als Sängerin? Die erste Assoziation mit Swing ist für mich der Rhythmus. Ich spüre die Swing Vibes sofort. Man muss auch gleich tanzen dabei – Swing geht in den ganzen Körper. Dann kommen für mich die Lieder, die ich in diesem Repertoire gerne singe. Ich habe etwa 200 Lieder in meinem Programm, vieles davon gehört zum typischen Swing-Programm. Dazu gehören aber auch B-Pop und die Great American Songbook und andere Nummern. Viele Veranstalter*innen finden es spannend, dass ich als so junge Sängerin dieses Repertoire beherrscht. Deswegen werde ich gerne als Special Guest, wie eben beim Dixie- & Swing Festival, eingeladen.

Tanja Filipovic bei einem Auftritt im Tube's Graz. (Credit: Loric Demander)

Was ist deine Spezialität als Sängerin?

Manche denken, dass eine Jazz-Sängerin überhaupt nicht so sein sollte wie ich. Beim Jazz geht es viel um das Miteinander auf der Bühne, Rhythmus, Phrasierung, Melodie usw. Der Fokus liegt mehr auf der Musik und weniger auf den Performer*innen. Ich lache, ich tanze und bewege mich sehr viel auf der Bühne, habe auch schon öfter geweint bei einem Konzert. Das ist vor allem bei Swing Musik interessant und ich persönlich mag es auch sehr. Ich mache gerne Witze und unterhalte auch beim Singen gerne – diese Präsenz ist für mich wichtig als Sängerin. Manche denken, dass es reicht, wenn eine Sängerin die Augen zumacht und – etwa beim Improvisieren – voll in der Musik drinnen ist. Ich bin nicht so, das ist nicht mein Image. Ich bin groß, habe widerspenstige Locken und so weiter – ich bin nicht der Typ, der sich zurücknimmt, ich versprühe die Energie, die ich habe, einfach sehr gerne. Meine Mutter ist Opernsängerin an der Belgrader Oper. Sie war alleinerziehend und hat mich schon als Kleinkind mit in die Arbeit genommen, weil sie keine Kinderbetreuung hatte. Ich bin sozusagen auf der Bühne aufgewachsen und Opernsänger*innen sind sehr ausdrucksstark, müssen das auch sein. Als Sängerin bin ich das einzige Instrument, das Wörter zur Verfügung hat. Ich rede doch direkt mit dem Publikum.

Auftritt beim Jazz loves Trieste Festival mit KonsPop, Juli 2023. (Credit: K.K.)

Du hast dein Gesangsstudium bereits mit 16 Jahren an der Kunst Universität Graz KUG aufgenommen und bist ganz allein nach Graz gekommen. Wie war es für dich, so jung zu studieren?

Wenn man so jung studiert, ist man immer in jeder Gruppe die Jüngste, trotzdem ist man auf dem gleichen Niveau wie die anderen. Die Balance zu finden, ist nicht immer leicht. Man kann über das Fachliche reden, aber da gibt es noch den zwischenmenschlichen Bereich, wo das gar nicht so leicht ist, mit einem großen Altersunterschied. Ich war bestimmt immer ein wenig reifer als andere Menschen in meinem Alter, aber es fehlt mir eben an Erfahrung. Die Jahre, die man hat, sind nur eine Zahl – viele Erwachsene sind auch im hohen Alter noch sehr kindisch. Vielleicht muss man sich als jüngerer Mensch einfach ein wenig mehr anstrengen. Ich bin zu Proben immer sehr gut vorbereitet gekommen, ich singe immer alles auswendig – das bringt einem viel Respekt ein.

Was würdest du beim heurigen Dixie- & Swing Festival außer deinem eigenen Konzert den Besucher*innen empfehlen? Du bist ja bereits zum zweiten Mal dort eingeladen.

Mit Matyás Bartha habe ich schon öfter gespielt, er ist ein toller Pianist, Musiker und Mensch. Beim Dixie- & Swing Festival spielt er am Mittwoch eine Session mit Gästen im Irish Pub Jupp – das wird bestimmt hochklassig. Die Sant Andreu Jazz Band aus Spanien habe ich schon als kleines Mädchen auf YouTube angehört, habe deswegen auch ein paar Lieder gelernt. Joan Chamorro nimmt ganz junge Musiker*innen überallhin mit auf Konzerte und Festivals. Sie lernen dadurch ein riesiges Programm und die „Jazzsprache” und einiges von der Welt kennen. So werden Profimusiker *innen aus ganz jungen Menschen. Internationales Dixie- & Swingfestival Weiz 2023