Landtagswahl Steiermark 2024: Wen wählen Kulturinteressierte?
„Ich will, dass in unserem Land weiterhin das Miteinander zählt!“, Landeshauptmann Christopher Drexler, ÖVP
Text: KUMA-Redaktion - 18.11.2024
Rubrik: Kulturland Steiermark
Wen wählen Kulturinteressierte bei den Landtagswahlen in der Steiermark 2024? Was können Kunst- und Kulturschaffende von den einzelnen Parteien in Bezug auf Kulturpolitik erwarten? Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) im Gespräch über seine Vorstellungen von Kulturpolitik, die Weiterentwicklung des Fördervergabesystems und seine Zielsetzungen für die kommenden Landtagswahlen am 24. November 2024.
Im Wahlkampf bleibt vermutlich wenig Zeit, aber dennoch würde uns zum Einstieg ins Interview interessieren: Was lesen Sie? Was hören Sie? Was schauen Sie sich an?
Auf unserer weiß-grünen Tour durch alle Bezirke der Steiermark habe ich vor Kurzem auch in Gleisdorf Halt gemacht, wo ich mir in der Buchhandlung Plautz unter anderem „Reise nach Laredo“ von Arno Geiger gekauft habe. Sehr lesenswert! Was mich in diesem Sommer musikalisch sehr begeistert hat, war die Sommeroper auf der Schloßbergbühne Kasematten „Der Ring an einem Abend (fast) ohne Worte“. Die Produktion reiht sich nahtlos in die umjubelten Opern der vergangenen Jahre ein.
Was macht für Sie gute Kulturpolitik aus?
Ich halte es nicht für sinnvoll, strikte Grenzen zwischen Volkskultur, Hochkultur und der freien Szene zu ziehen. Vielmehr sehe ich das große Potenzial, das in der Verbindung und Zusammenarbeit dieser Bereiche liegt. Kulturpolitik darf und soll auch beständig gemeinsam weitergedacht werden. Deswegen haben wir etwa den größten Beteiligungsprozess gestartet, den es für die Kultur in der Steiermark jemals gegeben hat und daraus eine Kulturstrategie 2030 destilliert. In dieser sind über hundert Maßnahmen und Ziele definiert, die ein neues Kapitel für Kunst und Kultur in der Steiermark aufschlagen. Jetzt gilt es, diese Maßnahmen mit Leben zu füllen – von der Evaluierung der Förderkultur über die Entwicklung regionaler Kulturdrehscheiben bis hin zu Überlegungen, wie die Kultur auf die Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz reagieren soll.
Sie haben das Fördervergabesystem in der Steiermark angesprochen – was kann man hier in der Zukunft besser machen?
Es ist entscheidend, dass alle Kulturschaffenden – ob in der Stadt oder in den ländlichen Regionen – faire Voraussetzungen für eine Förderung haben. Ebenso wichtig ist es, dass Fördermittel dort ankommen, wo sie den größten kulturellen und gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Die Kulturstrategie bietet uns die Chance, das Vergabesystem zeitgemäß und zukunftsorientiert weiterzuentwickeln, um sicherzustellen, dass auch kommende Generationen von einer lebendigen und vielfältigen Kulturlandschaft in der Steiermark profitieren können.
Mit welchen Herausforderungen haben Kulturinitiativen am Land zu kämpfen, und warum wäre es wichtig, hier gezielt noch mehr Unterstützung zu ermöglichen?
Die Herausforderungen am Land sind oft andere als in der Stadt. Das beginnt oft bei der Infrastruktur und setzt sich fort bis zur geringeren Anzahl möglicher Sponsoren und Förderer. Deshalb geht es zuallererst darum, ein offenes Ohr gerade für die Anliegen der Kulturschaffenden in den Regionen zu haben – denn nur dann kann es uns auch gelingen, Kulturinitiativen am Land die benötigte Unterstützung zu gewähren. Gerade aus diesem Grund war und ist die Kulturstrategie 2030 von so großer Bedeutung, die Kulturschaffenden aus allen Regionen und Bereichen intensiv einbindet.
Wie lange wird es dauern, bis sämtliche Maßnahmen und Zielsetzungen der Kulturstrategie abgearbeitet sein werden?
Ich möchte mit den steirischen Kunst- und Kulturschaffenden in den nächsten fünf Jahren Punkt für Punkt abarbeiten.
Seit einigen Jahren hat die Steiermark auf Ihre Initiative hin mit der STEIERMARK SCHAU eine neue Landesausstellung. Wie gut funktioniert das Format?
Ich bin froh und stolz, dass die STEIERMARK SCHAU die Lücke, die die Landesausstellung hinterlassen hat, geschlossen hat und das mit einem modernen zeitgenössischen Format. Die STEIERMARK SCHAU zeigt nicht nur Kunst und Kultur auf höchstem Niveau, sie ist auch ein Spiegelbild und Liebeserklärung an die kulturelle Vielfalt unseres Landes und ein wichtiger Impulsgeber für den kulturellen Austausch in den Regionen. Vor kurzem haben wir das Programm für die kommenden STEIERMARK SCHAU im Schloss Eggenberg präsentiert, das uns in die Welt des Barocks führen wird. Die dritte Ausgabe der STEIERMARK SCHAU wird ein großer Sprung von der Vergangenheit in die Gegenwart, dem ich schon mit größter Vorfreude entgegenblicke.
Im Hinblick auf das Ergebnis der Nationalratswahlen: Wie schätzen Sie die Ausgangslage für die ÖVP Steiermark ein, den ersten Platz in der Steiermark zu halten?
Es zeigt sich, dass es in der Steiermark ein Duell zwischen ÖVP und FPÖ um den ersten Platz geben wird. Am 24. November wird entschieden, ob der konstruktive weiß-grüne Weg der Steirischen Volkspartei und der Steiermärkischen Landesregierung fortgesetzt werden kann oder nicht. Unser Angebot ist klar: Alle, die keine blaue Mehrheit in der Steiermark wollen, laden wir ein, der Steirischen Volkspartei ihre Stimme zu geben – oder auch nur zu leihen. Denn wir sind überzeugt: Unser Land braucht Verlässlichkeit und Stabilität. Ich will, dass in unserem Land weiterhin das Miteinander zählt. Dazu gehört es, den steirischen Weg der Zusammenarbeit für die Steirerinnen und Steirer weiter fortzusetzen.
Der Wahlkampf geht nun in die finale Phase – welche Botschaft wollen Sie verstärkt an die steirische Bevölkerung richten?
In unserem Land soll das Miteinander zählen. Eine so gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit wie bei uns in der Steiermark gibt es nirgends anders. In der Landesregierung, aber auch in einem respektvollen Umgang mit der Opposition. Deswegen hat diese Landesregierung bei ganz wesentlichen Themen, die die Menschen in ihrem täglichen Leben betreffen, in den letzten zweieinhalb Jahren viel Wichtiges geschafft: Wir haben in der Kinderbetreuung neue Maßstäbe gesetzt in Qualität und Quantität, wir haben mit der Wohnraumoffensive für junge Menschen wieder die Perspektive eröffnet, sich Eigentum schaffen zu können, wir sind dran die Gesundheitsversorgung maßgeblich zu verbessern. Nicht zuletzt wollen wir unseren Weg des Klimaschutzes und der Energiewende mit Hausverstand fortsetzen. All das bleiben auch Herausforderungen für die Zukunft. Wir müssen den Standort Steiermark und die internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern, unter anderem mit einem ernsthaften und kräftigen Bürokratie- und Regelungsabbau.
Eines Ihrer zentralen Wahlziele ist, ein Wahlergebnis zu erreichen, damit die ÖVP-SPÖ-Koalition der letzten Jahre weiterhin stabil ihre Arbeit im Sinne der steirischen Bevölkerung fortsetzen kann. Würden Sie sich in der Verantwortung sehen, die Funktion des Landeshauptmannes weiterhin auszuüben, wenn die schwarz-rote Koalition nach den Wahlen möglich wäre, die ÖVP jedoch nicht mehr die stärkste Partei in der Steiermark wäre?
Mein zentrales Ziel ist: Ich will mit Herzblut alles versuchen, dass wir als Erster durchs Ziel gehen. In unserer Landesverfassung ist klar geregelt, dass die stimmenstärkste Partei nach einer Landtagswahl zu Verhandlungen über die Bildung der Landesregierung einlädt. Deswegen lade ich nochmals alle ein, die keine blaue Mehrheit in der Steiermark wollen, der Steirischen Volkspartei ihre Stimme zu geben – oder auch nur zu leihen.