Leben zwischen Stadt und Land

Die Sammlung Mautner im Volkskundemuseum am Paulustor

Text: Lydia Bißmann - 29.01.2024

Rubrik: Museum

Ausstellungsansicht "Das andere Leben. Fotografien von Konrad Mautner" (Credit: Universalmuseum Joanneum / J.J. Kucek)

Anhand von Fotografien, aber auch anderen Artefakten zeigt das Volkskundemuseum am Paulustor das Leben des passionierten Volkskundlers, Forschers und Sammlers Konrad Mautner im Salzkammergut. Ab Juli wird die Schau auch im Museum der Stadt Bad Ischl zu sehen sein.

Ein Referenzprojekt an das Kulturhauptstadtjahr Salzkammergut 2024 ist aktuell im Volkskundemuseum am Paulustor zu sehen. Um die 3.000 erst vor Kurzem aufgetauchte Fotos erzählen vom Familienleben Konrad Mautner, von Freund*innen, Nachbar*innen und Dorfbewohner*innen im Zeitraum zwischen 1890 und 1924. Als begeisterter und volkskundlich informierter Sammler richtete Mautner seinen Blick auch auf Menschen in Tracht, Brauchspiele oder die arbeitende Bevölkerung. In erster Linie geben die Fotografien aber Aufschluss über Mautner selbst und erlauben einen Einblick in seine beiden Lebenswelten Stadt und Land. Neben Wien oder den Orten der väterlichen Textilproduktion zeigen die Fotos vor allem die kleine Gemeinde Gößl im steirischen Salzkammergut.

Elisabeth Schweeger, künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Bad Ischl, Stephen Mautner, Enkel und Vertreter der Erben von Anna/Konrad Mautner, Birgit Johler, Kuratorin der Ausstellung im Volkskundemuseum und Marko Mele, wissenschaftlicher Geschäftsführer Universalmuseum Joanneum, v.l., (Credit: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek)

Volkskunde als Passion

Der 1880 in Wien geborene Sohn eines Textil-Großindustriellen Konrad Mautner verbrachte seine Sommerfrische im Ausseerland. 1909 verlegte er mit seiner Frau Anna Neumann seinen Lebensmittelpunkt an den Grundlsee, um sich ab 1921 gänzlich seiner Leidenschaft, dem Sammeln von Trachten, Liedern und Brauchtum zu widmen. Er organisierte Feste und Veranstaltungen, fotografierte fleißig und veröffentlichte 1910 das Steyerische Raspelwerk, eine Liedersammlung. Das Steirische Trachtenbuch beruhte auf seiner Idee und wurde posthum von ihm und dem Volkskundler Viktor Geramb herausgegeben. Konrad Mautner starb mit 44 Jahren an Magenkrebs in Wien. Seine Frau und Kinder wurden in der NS-Zeit aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt und ihres Vermögens beraubt. Ein Teil des Nachlasses wurde vom Volkskundemuseum Wien unrechtmäßig erworben. Erst 2017 bekamen Mautners Nachkommen die Sammlungen Konrad/ Anna Mautner restituiert. Das Volkskundemuseum am Paulustor veranstaltet am 16. Mai 2024 ein Symposium zu Konrad Mautner anlässlich seines 100. Todestages. Das Programm umfasst ein Panel mit den Mautner-Erben Stephen M. Mautner und Elizabeth Baum-Breuer, eine Diskussion zum Thema „Fotografie – Tracht – Musik“ mit Birgit Johler, Sieglinde Köberl, Monika Gaiswinkler und Eva Maria Hois sowie eine Performance vom Theater im Bahnhof.

Credit: Universalmuseum Joanneum / J.J. Kucek

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Konrad Mautner nimmt ein Kind Huckepack, um 1920 (Credit: Stephen M. Mautner)