James Rizzi in der Grazer Messe
Ausstellung: My New York City
Text: Lydia Bißmann - 02.08.2022
Rubrik: Kunst
„My New York City“ ist in Graz die erste und zugleich weltweit die größte Ausstellung mit Werken des amerikanischen Pop-Art-Künstlers James Rizzi. Sie ist noch bis zum 4. September 2022 in der Halle A der Grazer Messe zu sehen.
Wie es sich für das Kunstgenre Pop-Art gehört, hatte der New Yorker keine Berührungsängste mit Massenkonsum und Mainstream. Neben unzähligen Bildern, von denen rund 1.600 in der Halle A der Grazer Messe auf 2.00 Quadratmetern zu sehen sind, fertigte er auch Porzellan-Entwürfe für Rosenthal und Göbel an, gestaltete einen S-Bahn-Zug in Karlsruhe, Plattencover, Telefonwertkarten, einen Zehn-Euro-Schein und ein ganzes Haus in Braunschweig und legte auch sonst einen sehr demokratischen Zugang zur Kunst an den Tag. Rizzis Werke sind poppig, quietschvergnügt und lebensbejahend. In ihnen spiegelt sich die Liebe zum Leben, zur Kunst und zu gemeinsamen Aktivitäten wider. Ein Misanthrop würde schließlich nie dermaßen viele Figuren auf ein einziges Bild platzieren.
Inflation can't touch this, Zehn-Euro schein von James Rizzi, 2008. (Credit: Art 28)
New Yorker Lifestyle
James Rizzi wurde 1950 als Sohn italienisch-irischer Einwanderer in New York geboren. Er wuchs in Brooklyn auf und lebte später in Soho, seinem über alles geliebten Künstlerviertel, das er in unzähligen Werken verewigt hat. Kunst studierte Rizzi an der University of Florida in Gainesville. Hier legte er die Weichen für seine typischen 3D-Bilder. Dabei werden die Bildelemente ausgeschnitten und mit Brücken eine weitere Bildebene eingefügt. Das Ausschneiden besorgten für ihn Mitarbeiter, die er auch als eine Art Familienmitglieder sah und sich jeden Donnerstag mit ihnen an einem riesengroßen Tisch mit bunt gestrichenen Stühlen in seinem Atelier zum Essen traf. Dieses Ensemble ist ebenso in der Ausstellung zu sehen, wie sein Arbeitstisch mit Farbklecksen, mit schnell hingekritzelten Telefonnummern. Die Retrospektive liefert mit unveröffentlichten Entwürfen, Frühwerken aus seiner Studienzeit und persönlichen Habseligkeiten einen umfassenden Einblick in das Leben von James Rizzi, der 2011 verstarb.
James Rizzi war waschechter New Yorker und liebte diese Stadt. (Credit: Art 28)
Kunst auf Augenhöhe
Kuratiert hat die Mega-Ausstellung Bernhard Feil, Geschäftsführer der Art 28 in Tübingen, wo in absehbarer Zeit auch ein Rizzi Museum entstehen soll. Bernhard Feil war und ist glühender Rizzi-Verehrer, der vor über zwanzig Jahren seine Leidenschaft zum Beruf machte und die Kunstfirma Art 28, die Rizzi und inzwischen 24 weitere Künstler, wie etwa Janosch, vertritt, verlegt und auch menschlich betreut. Besonderen Augenmerk hat er bei der Konzeptionierung der Schau auf die Bedürfnisse der jüngsten Besucherinnen und Besucher gelegt. Ein „roter Faden“ zieht sich durch die Halle und präsentiert Rizzi-Werke auf einer Höhe, die für 4- bis 8-jährige Kinder bequem zu betrachten ist. In einem der vielen Themenräume finden sich etwa Sport-Sujets, die wie Wimmelbilder für Erwachsene wirken und von Rizzi für unterschiedliche Sportveranstaltungen wie etwa die Olympischen Winterspiele 1998 in Nagano angefertigt wurden. Hier kommen Sport- und Geschichtsfans auf ihre Kosten. In einem anderen Raum malt er wichtige Werke der Kunstgeschichte in seinem unverkennbaren Stil nach. Der Exkurs in die bunte, fröhliche Welt der Pop-art, die James Rizzi in seinen unzähligen Werken anbietet, eignet sich ideal für einen Ausflug mit der ganzen Familie nicht nur an einem Regentag.
"Timing and Tricks", James Rizzi, 1994. (Credit: Art 28)