Die Kraft der Stimme

Ausstellung: Freeing the Voices, Kunsthaus Graz

Text: KUMA Redaktion - 28.02.2025

Rubrik: Kunst
Ausstellung: Freeing the Voices, Kunsthaus Graz

Antoni Rayzhekov, The Evasive Choir Bildrecht Wien, 2024/25 Bildrecht Wien, 2024/25 Raina Teneva - ICA Sofia

Mit insgesamt 27 Positionen widmet sich die neue Gruppenausstellung im Kunsthaus Graz starken Stimmen und der Notwendigkeit, zuzuhören.

Die Schau im Kunsthaus Graz beginnt mit einem Schrei von Marina Abramović, die in ihrer Erkundung und Überschreitung von Grenzen prägend für die Performance- und Körperkunst ist. Ihre frühe Arbeit „Freeing the Voice“ steht titelgebend für die Ausstellung, in deren Verlauf sich ihre Stimme zu einer Vielzahl weiterer hauptsächlich menschlicher Stimmen entwickelt und im Werk von Tao G. Vrhovec Sambolec endet: Der Stimme einer Mücke. Die Besucher*innen hören die Stimme der Mücke nicht mit den Ohren, ihre Präsenz entsteht aus dem radikalen Zuhören. Denn Zuhören ist nicht dasselbe wie Hören: Eine Besonderheit liegt in unserer Aufmerksamkeit und unserem Bewusstsein für uns selbst und andere, menschliche und nicht menschliche Wesen und Dinge. Kuratiert wird die Schau von der früheren Direktorin des MSU Zagreb Zdenka Badovinac, die den Schwerpunkt auf Videoinstallationen setzt.
Ausstellung: Freeing the Voices, Kunsthaus Graz

Marina Abramovic, Freeing The Voice, Videostil (Credit: Marina Abramovic © Bildrecht Wien, 2024/25)

Gegen eine Kultur des Schweigens

Warum eine Ausstellung über die Stimme heute so wichtig ist? Weil die Vielzahl von Krisen und völkermörderischen Kriegen sowie der Verlust des gemeinsamen Raums, in dem Körper miteinander in Resonanz treten, ein Gefühl der Erstickung und Panik erzeugt haben. Um uns herum hat sich eine Kultur des Schweigens ausgebreitet, der Raum für freie Meinungsäußerung schwindet und der Ruf nach einer „Cancel Culture“ wird immer lauter. Und obwohl es so etwas wie unsere eigene authentische Stimme nicht gibt, ist die Befreiung unserer individuellen und kollektiven Stimme der gemeinsame Rahmen der gezeigten künstlerischen Arbeiten. Die Werke versuchen, die vielfältigen Stimmen verschiedener Traditionen, Nationen und ihrer Gemeinschaften und Landschaften, die Stimmen von Frauen, People of Colour, Menschen von den Rändern Europas und die Stimmen unserer individuellen Körper zu dekolonialisieren. Und Zuhören hat die Kraft, zu heilen, zu verbinden und Widerstand zu leisten.
Ausstellung: Freeing the Voices, Kunsthaus Graz

Die Leiterin des Kunsthauses Graz Andreja Hribernik (rechts) mit der Kuratorin der Ausstellung Zdenka Badovinac vor der Arbeit "Curtain Poetry" von Babi Badalov. (Credit: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek)

Ausstellung: Freeing the Voices, Kunsthaus Graz

Mikhail Karikis, SeaWomen, 2012. (Credit: Mikhail Karikis)

Ausstellung: Freeing the Voices, Kunsthaus Graz

Ausstellungsansicht "Freeing the Voices" mit Ida Hiršenfelder (beepblip) "Spiral Fluctuations", 2024. (Credit: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek)

Ausstellung: Freeing the Voices, Kunsthaus Graz

Ausstellungsansicht "Freeing the Voices" (Credit: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek)

Freeing The Voices

Kunsthaus Graz, Space02 Laufzeit: 28.02.2025–24.08.2025, Mo. bis So. 10h bis 18h Mit Werken von: Noor Abed, Marina Abramović, Lawrence Abu Hamdan, Babi Badalov, selma banich, CO2 ... a couple of artists, VALIE EXPORT, Farhad Farzali, Essa Grayeb, Ida Hiršenfelder, Saodat Ismailova, Anna Jermolaewa, Mikhail Karikis, Anton Kats, Belinda Kazeem-Kamiński, Brandon LaBelle & Octavio Camargo, Katalin Ladik, Lucia Nimcová, Lala Raščić, Antoni Rayzhekov, Gerhard Rühm, Selma Selman, ŠKART & NONpractical Women, Mladen Stilinović, Irena Z. Tomažin, Nora Turato, Tao G. Vrhovec Sambolec.