Was treibt Menschen an, nicht aufzugeben?
Ausstellung: Clara Eröd-Danzinger: Wofür es sich zu kämpfen lohnt, Die Kometin
Text: Robert Goessl - 10.03.2025
Rubrik: Kunst
In ihrer Ausstellung „Wofür es sich zu kämpfen lohnt“ in der Kometin in der Rechbauerstraße setzt sich Clara Eröd-Danzinger mit der Frage auseinander, was Menschen dazu bewegt und ihnen die Hoffnung schenkt, den kleinen wie den großen Ungerechtigkeiten dieser Welt entgegenzutreten.
Anhand dieser Frage entstand eine Liste von Begriffen, die sich um die Zukunft unserer Kinder, die Verwirklichung persönlicher Träume oder den Erhalt der Demokratie drehen. Jedem dieser Begriffe ist in der Ausstellung ein Kunstwerk gewidmet. Neben den Arbeiten von Clara Eröd-Danzinger sind dabei auch Gastbeiträge von Alexandra Stocker, Jonathanuki, Mariia Norazian, Yassamin-Sophia Boussaoud sowie ein Werk ihrer 10-jährigen Mitbewohnerin Dorothy Horn zu sehen. Die Werke werden in einer gemütlichen und familiären Wohnzimmeratmosphäre präsentiert, wodurch sie allesamt sehr persönlich wirken. Es ist eine Art Safe Space der Gedanken und der Selbstermächtigung zwischen Sinnsuche und einem stillen Aufschrei, als Versuch, Zukunftsängste und Unsicherheiten künstlerisch zu verarbeiten. Damit werden diese auch für alle anderen erfahrbar und es besteht die Möglichkeit, diese sichtbar gemachten Gedanken als Ausstellungsbesucher:in mit den Künstler:innen zu teilen.

Clara Eröd-Danzinger: Sehnsucht (Credit: KUMA)
Hoffnung in textiler Form
Malerei, Stickerei, Näherei und Mut dienen dazu, sich mit sich selbst und einer Gegenwart auseinanderzusetzen, die von Unsicherheit und einem Wandel hin zu zunehmender Radikalität geprägt ist. Daraus soll Motivation in dieser liebevollen Atmosphäre geschaffen werden, trotz Widrigkeiten nicht aufzugeben und gemeinsam an Zielen zu arbeiten. Entsprechend stehen auch diverse Utensilien bereit und eine Wand mit Leinen, auf die man als Besucher:in Dinge hängen kann, die Hoffnung schenken oder für die man kämpft, um den Raum mit noch mehr Hoffnung zu füllen.

Credit: KUMA
Die Kometin – Freiraum zum Probieren und Transformieren
Der Kulturverein „Die Kometin“ ist eine Gemeinschaft von Menschen, die Raum brauchen und sich um diesen Raum gemeinsam kümmern. Es gibt keine zentrale Instanz, sondern eine Selbstorganisation von Gleichrangigen, mit dem Ziel, sowohl den Raum weiterzuentwickeln als auch die beteiligten Menschen in gemeinsamen Projekten miteinander zu verbinden. So werden dort sowohl Spieleabende, gemeinsame künstlerische Diskussions- und Arbeitsrunden als auch Tauschbörsen veranstaltet.

Clara Eröd-Danzinger: Illusion und Teilhabe (Credit: KUMA)
Die Künstlerin
Clara Eröd-Danzinger ist Künstlerin, Mutter und Aktivistin. Ihr Kinderbuch „WUNDER — eine Reise rund um die Entstehung neuen Lebens“ erschien 2023 im Eigenverlag und verbindet ihre Mutterschaft mit ihrem künstlerischen Schaffen sowie ihrem Anspruch, intersektional zu arbeiten. Sie setzt sich dafür ein, vielfältige Lebensrealitäten sichtbar zu machen und auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. Als Künstlerin war sie 2024 unter anderem Teil des Ausstellungsprojekts „Role Models“. In ihren Werken integriert sie textile Elemente in Bilder und Zeichnungen, kombiniert verschiedene Techniken und erschafft so Kunst, die berührt und Hoffnung spendet.

Clara-Eröd Danzinger: Vielfalt (Credit kuma)
Faire Mode
Alexandra Stocker gründete 2023 zum 75-jährigen Jubiläum der Menschenrechtserklärung das nachhaltige Label „RIGHTS WEAR“ als ein Herzensprojekt, um Menschenrechte sichtbar zu machen. Die Produkte von „Rights Wear“ stammen aus ökologisch nachhaltiger und fairer Produktion und werden in Graz von Hand bedruckt.

Alexandra Stocker: Individuelle Freiheit und Menschenrechte - Rights Wear (Credit kuma)
Dorothy Horn ist die 10-jährige Mitbewohnerin von Clara Eröd-Danzinger.

Dorothy Horn: Biodiversität (Credit kuma)
Geschlechterfragen und mehr
Jonathanuki ist selbstständiger Künstler und politischer Aktivist. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich mit queeren Lebensrealitäten, klärt auf und informiert Menschen über das Leben außerhalb der Cis-Hetero-Normativität. In den sozialen Medien berichtet er über sein Leben als Teil der LGBTQIA+ Community und versucht Menschen für Geschlechterfragen zu sensibilisieren. Der intersektionale Anspruch findet sich in seinen Texten und Illustrationen wieder, die aktuelle feministische Diskurse und persönliche Erfahrungen aufgreifen. In Workshops und Vorträgen leistet er queere und feministische Bildungsarbeit, sei es in Jugendzentren oder mit politischen Gruppen.

Jonathanuki: Gemeinschaft und Zusammenhang (Credit: Kuma)
Design als Kampfmittel
Mariia Norazian ist Designerin mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in den Bereichen Grafikdesgin, Markenkonzept, und Kampagnenentwicklung für internationale Organisationen und Unternehmen. Zusammen mit Illya Pavlov unterhält sie das Büro „Grafprom“ in Charkiw. Zugleich engagiert sie sich im Organisationskomitee der ukrainischen Öko-Plakat-Triennale „the 4th Block“.

Mariia Norazian: Zukunft (Credit: KUMA)
Chaos als Lebensmittelpunkt
Yassamin-Sophia Boussaoud („Mino“) wurde 1990 in Prien am Chiemsee als Kind einer deutschen Mutter und eines tunesischen Vaters geboren. Das Aufwachsen als ausländisches Arbeiter:innenkind im zutiefst konservativen Chiemgau war eine emotionale Herausforderung zwischen Rassismus, Klassendiskriminierung und Fettfeindlichkeit, und brachte Erfahrungen mit sich, die Mino heute unter dem Namen „@minoandtheirchaos“ in sozialen Medien reflektiert. Außerdem hat Yassamin-Sophia Boussaoud mehrere Gedichtbände herausgebracht, die sich sprachlich zwischen radikaler Sanftheit und sanfter Radikalität bewegen. Zuletzt ist Haymon-Verlag der Band „Chaos“ erschienen, aus dem ein Gedicht in der Ausstellung zu sehen ist. Mino identifiziert sich als queere, dick_fette, nicht binäre Person, ist Elternteil, verheiratet und lebt in München.

Yassamin-Sophia Boussaoud: Gerechtigkeit und Chancengleichheit (Text aus "Chaos") (Credit: KUMA)
„Wofür es sich zu kämpfen lohnt“
Zu sehen bei allen öffentlichen Veranstaltungen in „Die Kometin“ (Rechbauerstaße 19a)
Führungen mit Clara Eröd-Danzinger:
14.03. 14:00-15:00
20.03. 11:00-13:00
Finissage:
11.04. 16:00-19:00
kometin.at

Clara Eröd-Danzinger: Demokratie (Credit: KUMA)