Huren, Dämonen und Pferde
Neue Galerie Graz zeigt Janz Franz
Text: - 23.05.2024
Rubrik: Kunst
Die Neue Galerie zeigt bis Oktober die erste museale Ausstellung des steirischen Künstlers Jan Franz. Die bunten, verrückten, teils sehr großformatigen Bilder sind voll von mystischen Figuren, Tieren, direkten „Publikumsbeschimpfungen“ und seltsamen Wesen.
Die Werke des 1946 in Graz geborenen Künstlers sind geprägt vom Lifestyle der 60er-Jahre in Graz, wo er sich vor seinem Umzug 1971 im Graubereich zwischen Subkultur, Rotlichtmilieu und Rockmusik umtrieb. Die luftig gehängte Ausstellung erzählt die Geschichte des oft vergessenen steirischen Künstlers anhand seiner Entwicklung. Dicht gefüllten Leinwände, die der Künstler oft nachts mit ständiger Musikbeschallung erstellt hat, versprühen trotz vieler dunkler Andeutungen Lebensfreude und Vitalität.
Ohne Worte, 1992, Ölkreide auf Papier, 100 x 70 cm Sammlung G. Kainberger-Riedler, Salzburg, Foto: Hermann Seidl © Bildrecht Wien, 2024
Maler, Zeichner, Aktionist, Geisterbeschwörer, Arschloch
Jan Franz hat sich das Zeichnen und Malen selbst beigebracht. Er ließ sich von Hermann Nitsch inspirieren, dessen Spuren auf seinen Malereien unverkennbar zu finden sind. Mitte der 70er-Jahre beginnt er zu malen und verschreibt sich ganz der Kunst. Derbe Ausdrücke, mythische Figuren, satanistische Symbole, die Frau als Urmutter in ganz eigener Interpretation, derbe Sprüche und Zitate, aber auch die eigenen Haustiere und andere Vierbeiner bevölkern seine Malereien und Zeichnungen, die oft bis auf den letzten Millimeter Leinwand vollgepackt sind. Das lässt sie wie Wimmelbilder für Erwachsene erscheinen, die man stundenlang erforschen könnte. Er selbst bezeichnet sich auf seiner Visitenkarte als „Maler, Zeichner, Aktionist, Geisterbeschwörer, Arschloch“.
All I need is Nitsch, 1991, Mischtechnik auf Holz, 130 x 90 cm Sammlung Schmölzer, Foto: Hermann Seidl © Bildrecht Wien, 2024
Verhüllte Vulven in St. Martin
Mitte der 1970er-Jahre beginnt er dort autodidaktisch zu zeichnen und 1988, mit seiner Übersiedelung nach Grödig an den Fuß des legendenbehafteten Untersbergs, verschreibt er sich ganz der Kunst. In der Landeshauptstadt hat sich der Exil-Steirer jedoch rar gemacht. Otto Breicha zeigt ihn 1998 mit der Werkschau Detl und Nutl im Kulturhaus Graz. Es folgte 2003 eine Präsentation im Bildungshaus Schloss St. Martin, die wegen expliziter Darstellungen des weiblichen Geschlechtsorgans verhängt wurde. 2006 gab es eine kurze Präsentation auf der Akzenta Graz in der Messehalle. Janz Franz war zeitlebens auch mit einem der berühmtesten Steier befreundet: Arnold Schwarzenegger war sein Lehrlingskollege in einer Grazer Baustoffhandlung und Janz war es, der ihm das erste Hantelset für zu Hause organisierte. Jahrzehnte später, als Janz nach einer Operation dauerhaft gelähmt war, war es Schwarzenegger, der ihm den elektrischen Rollstuhl finanzierte.
Die "rote" Khalaat lebt ewig, 2000, Acryl auf Leinwand, 160 x 120 cm Sammlung Schmölzer, Foto: Hermann Seidl © Bildrecht Wien, 2024
Rock-Art und Araberpferde
Die Musik seiner Jugend, die Songs der Beatles, Rolling Stones, von Led Zeppelin oder Deep Purple, waren der Soundtrack für seine Kunst und finden in zahlreichen Anspielungen und Zitaten Eingang in seine Bilder. Seit 1982 beschäftigt sich Janz neben der Kunst auch mit Pferden. Ab 1997 beginnt er nach asilarabischen Pferden zu suchen und setzt sich als Züchter das Ziel, zum Ideal der vier Grundfamilien reinrassiger Araber zurückzufinden. Janz investiert einen beträchtlichen Teil seiner Energie in die Pferdezucht, erstellt Pedigrees und leistet sich in der Nähe von Salzburg auch Stallungen. Die Pferde tauchen als Motiv nun auch verstärkt in seiner Kunst auf, die ruhiger und geplanter wird. Die figürlichen Darstellungen, zu denen nun auch vermehrt Tierdarstellungen zählen, werden mit Konturen ins Bild gesetzt und dann vollflächig ausgemalt. Mit der Ausstellung in der Neuen Galerie Graz wird eine erste institutionelle Rückschau auf das Werk eines Exil-Steirers geworfen, der 2017 nach Jahren gesundheitlicher Probleme verstorben ist.
Janz Franz. Schau weg, Teppata!
Neue Galerie Graz
Laufzeit: 24.05. - 27.10.2024
Psychose, 1999, Acryl auf Leinwand, 160 x 270 cm Sammlung Pürcher, Foto: Hermann Seidl © Bildrecht Wien, 2024