"Ich war total ‘obsessed’ mit Hammond Orgel"

Nachgefragt: Musiker Fabian Supancic

Text: Sigrun Karre - 12.10.2022

Rubrik: Musik

Reithofer Media

Wie bist du mit Musik und in der Folge dann mit Jazz in Berührung gekommen?

Ich komme aus einer musikalischen Familie, meine Mutter und meine Oma spielen Klavier und mein Papa ist Hobby-Jazz-Musiker, der hat mich und meinen Bruder Florian zu seinen eigenen Konzerten, aber auch zu Jazz-Konzerten in Graz, zum Jazz Sommer, den es ja mittlerweile nicht mehr gibt, mitgenommen. Wir haben also bereits als Kinder viel unterschiedliche Musik und eben auch besonders viel Jazz gehört, live, im Auto, eigentlich ständig. Es war fast vorprogrammiert, dass mein Bruder (Florian Supancic ist Saxofonist) und ich eine musikalische Laufbahn einschlagen. Mit 14, 15 habe ich dann den Entschluss gefasst die Aufnahmsprüfung am Jazz Institut an der Kunstuniversität in Graz zu machen und habe mich dafür 5 Jahre lang vorbereitet.

Du hast Jazz Piano studiert, widmest dich aber auch intensiv der Hammond Orgel. Den Klang dieses Instruments verbinden die meisten Menschen mit 60er Jahre -Modern Jazz. Was interessiert dich an diesem Instrument?

Oh ja, das habe ich vergessen zu erwähnen, eigentlich bin ich über die Hammond-Orgel so richtig zum Jazz gekommen. Joey De Francesco, einer der bekanntesten Jazz-Hammond Organisten, der vor einem Monat gestorben ist, war so ein musikalischer Held meiner Jugend. Mein Papa hat mir von ihm ein Album vorgespielt, als ich 15 war, der Klang der Orgel hat mich so fasziniert, dass ich dann das Album ständig rauf und runter gehört hab. Ich war total „obsessed“ mit Hammond Orgel Da man Orgel nicht studieren kann, habe ich Klavier studiert. Ich habe immer gerne Klavier gespielt, aber damals war meine Leidenschaft bereits die Orgel. Später hat sich das dann zweispurig entwickelt, mittlerweile widme ich mich beiden Instrumenten. Das neue Album ist jetzt mein Debüt im Orgel-Trio als Leader. Davor habe ich schon viel Musik mit der Hammond Orgel aufgenommen, aber das ist jetzt mein erstes Orgel-Projekt unter eigenem Namen.

Was kann die Orgel, was das Klavier nicht kann und umgekehrt?

Es ist eine unterschiedliche Spielweise, man kann sich das so vorstellen, du hast ja von den 60ern gesprochen, damals hat es einen Organisten gegeben, Jimmy Smith, der eine ganz andere Spielweise für das Instrument kreiert hat. Man spielt auf der Orgel auch den Bass, d.h. die Band besteht aus Orgel, Schlagzeug und Gitarre. Man spielt auf der Orgel mit der linken Hand und mit dem linken Fuß die Basslinien, die den Bassisten ersetzen, der rechte Fuß von der Orgel kontrolliert die Lautstärke, es ist also überhaupt nicht wie beim Klavier, wo man, je fester man draufdrückt, umso mehr Lautstärke erzeugt. Es gibt auch klanglich ganz viele Möglichkeiten wie man das Instrument einstellt und damit den Klang verändert. die Hammond Orgel wurde ja einer Kirchenorgel, also einer Pfeifenorgel nachempfunden, und ursprünglich in den 1930ern als kostengünstiger Ersatz gebaut.

In welchen weiteren Formationen spielst du und lebst du von der Musik?

Ich bin Berufsmusiker, lebe also von der Musik, 60 Prozent bin ich auf der Bühne mit diversen Projekten und daneben unterrichte ich auch. Ich spiele Z.B. im „Jazz Orchester Steiermark“, das ist eine Bigband von Sigi Feigl, der das Tube‘s leitet. Dann habe ich mein Klavier Trio, das „Fabian Supancic Piano Trio“, ein anderes Bandprojekt heißt „Kaleidoskop“, da schreib ich Texte und singe. Da sind wir 5 Leute und machen lustige Musik mit lustigen Texten, aber musikalisch auf hohem Niveau. Ich nenne es „Acid Schlager“, so eine Mischung aus Peter Alexander, Free Jazz, Rock und Blödsinn, die ein wenig ins Kabaretthafte geht. Und es entstehen immer wieder neue Projekte.

Dein Album, das du mit dem „Fabian Supancic Organ Trio“ im Tube‘s präsentieren wirst, nennt sich „Explorations“ und beinhaltet Improvisationen und Kompositionen. Wie entstehen bei dir Kompositionen?

Das ist sehr unterschiedlich, es kann so sein, dass mir beim Spazierengehen irgendeine Melodie oder ein Rhythmus einfällt, oder ich höre eine Melodie, aber da höre ich eher so den Rhythmus, die Tonhöhe etc. ist noch undefiniert, es ist mehr so eine kleine Idee. Und dann ist es meistens so, dass ich mich hinsetze, mich wirklich zwinge mal so zwei Stunden dabei zu sitzen und damit ein bisschen zu arbeiten. Das Anfangen ist das Thema. Manches entsteht auch einfach aus der Improvisation, das ist immer ganz unterschiedlich. Wenn ich dann im Flow des Komponierens drinnen bin, taugt es mir total. Den Punkt, an dem die Arbeit zum Vergnügen wird, den muss man halt erreichen, indem man sich erst einmal überwindet.