Landtagswahl Steiermark 2024: Wen wählen Kulturinteressierte?
„Kulturbudget ist im Vergleich zu anderen Bundesländern leider deutlich unterdotiert.“ Grüne-Kultursprecher Georg Schwarzl
Text: KUMA-Redaktion - 07.11.2024
Rubrik: Kulturland Steiermark
Wen wählen Kulturinteressierte bei den Landtagswahlen in der Steiermark 2024? Was können Kunst- und Kulturschaffende von den einzelnen Parteien in Bezug auf Kulturpolitik erwarten? KUMA hat im Vorfeld der steirischen Landtagswahlen 2024 die Kultursprecher:innen der im Landtag vertretenen Parteien zu Kurz-Interviews gebeten. Ziel ist es, Einblicke in die kulturpolitischen Vorstellungen der jeweiligen Parteien zu gewinnen.
Wie sieht Ihr ganz privater Kulturkonsum aus? Was lesen Sie? Was hören Sie? Was schauen Sie sich an?
Die ehrliche Antwort ist: aktuell leider zu wenig. Mein letztes Buch war „Die Süße des Lebens" von Paulus Hochgatterer. Musikalisch höre ich meistens einen wilden Mix aus Indie, Pop und Rock. Was ich mir anschaue? Oft Dokumentationen – von Sport und Ernährung bis hin zu True Crime. Wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich mit meiner Freundin gerne ins Kino, besonders in internationale Produktionen.
Woher kommt Ihr Interesse für Kunst und Kultur? Sowohl persönlich als auch im politischen Sinne?
Neben jugendlichen Versuchen, Klavier zu lernen, habe ich mich letztlich doch für den Fußball entschieden. Mein Medizinstudium brachte mich dann näher an Kunst und Kultur. Durch einen glücklichen Zufall kam ich in Kontakt mit gut vernetzten Poetry-Slammer:innen
aus Graz, und gemeinsam haben wir die Grazer Hörsaal-Slams ins Leben gerufen. Diese Slams sind bis heute ein fester Bestandteil des Grazer Kulturangebots. So habe ich mit der Zeit viele Facetten und den Wert dieses wichtigen Bereichs kennen und schätzen gelernt.
Was macht für Sie gute Kulturpolitik aus?
Gute Kulturpolitik schafft die Rahmenbedingungen, damit Kunst und Kultur sich frei und vielfältig entfalten können. Sie muss den Zugang zur Kultur für alle ermöglichen, unabhängig von Herkunft oder sozialem Hintergrund, und dafür sorgen, dass die Kulturschaffenden fair bezahlt und sozial abgesichert sind. Eine gute Kulturpolitik fördert außerdem nicht nur die großen Institutionen, sondern auch die freie Szene und unterrepräsentierte Gruppen. Kulturpolitik muss immer auch ein Spiegel unserer Werte sein: Offenheit, Diversität und die Bereitschaft, sich kritisch mit der Gegenwart auseinanderzusetzen. Für mich steht der gesellschaftliche Nutzen von Kunst und Kultur im Vordergrund – sie stiftet Identität, schafft Begegnungen und treibt Innovationen voran. Kulturpolitik darf daher nicht als Luxus angesehen werden, sondern als essenzieller Bestandteil einer lebendigen Demokratie.
Wenn es um Kulturpolitik geht, dreht es sich meistens um Geld. Wie gut ist das Kulturbudget in der Steiermark aus Ihrer Sicht dotiert? Für welche Bereiche sollte es mehr Geld geben? Für welche weniger?
Das steirische Kulturbudget ist im Vergleich zu anderen Bundesländern leider deutlich unterdotiert. Mit nur 5,70 Euro pro Kopf erhalten wir die geringsten Förderungen im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Wien, das fast das Fünffache erhält. Wir setzen uns klar dafür ein, dass diese Ungerechtigkeit behoben wird und die Steiermark endlich einen fairen Anteil erhält. Besonders wichtig sind uns dabei die Bereiche Fair Pay und die Valorisierung der Kulturförderungen. Wir müssen sicherstellen, dass alle Kulturschaffenden fair bezahlt werden und die Förderungen regelmäßig an die Inflation angepasst werden. Der Weg, den wir auf Bundesebene eingeschlagen haben, muss auch in der Steiermark weiterverfolgt werden, um prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu überwinden.
Was die Priorisierung betrifft, bin ich nicht dafür zu haben, einzelne Sparten gegeneinander auszuspielen. Der Fokus sollte nicht auf den Kosten liegen, sondern darauf, welchen Beitrag Kunst und Kultur für eine offene, gerechte und zukunftsorientierte Gesellschaft leisten. Die Ausgaben für Kunst und Kultur sind im Verhältnis zu anderen Bereichen oft geringer, doch der Nutzen ist enorm. Kultur schafft Räume für kritische Auseinandersetzung, stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und fördert Innovation. Sie bietet gerade in Krisenzeiten Orientierung und hilft dabei, die Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel und soziale Ungleichheit, kreativ zu reflektieren.