Die Schönheit des Leidens am Leben in Einsamkeit

Kritik: Wie soll ich meine Seele halten?, Gerd Alois Wildbacher, Astrid Kohlmeier, Gerd Schuller & Julian Schuller

Text: Robert Goessl - 27.03.2025

Rubrik: Theater
Kritik: Wie soll ich meine Seele halten?, Gerd Alois Wildbacher, Astrid Kohlmaier, Gerd Schuller und Julian Schuller

Credit: Ulrike Rauch

Dieser Abend ist Rainer Maria Rilke gewidmet, dessen Geburtstag sich heuer zum 150. Mal jährt. Aus ausgewählten Gedichten des „verschwiegenen Mitwissers alles Lebendigen" haben der Schauspieler Gerd Alois Wildbacher und die Regisseurin Astrid Kohlmeier einen Theatermonolog gestaltet, der musikalisch von Gerd Schuller begleitet wird und mit großflächigen poetischen Videoprojektionen von Julian Schuller beeindruckt.

Vor einem wolkenverhangenen Nachthimmel kauert Gerd Alois Wildbacher am Boden. Der Hintergrund mit den eindrucksvollen Projektionen im Theaterhaus, das dafür den perfekten Raum bietet, schafft sofort eine bedrückende und nachdenkliche Atmosphäre, die aber auch Hoffnung ausstrahlt. Der Schauspieler spricht Rilkes Worte mit Bedacht, entlässt sie langsam ins Publikum, begleitet von Gerd Schuller, der unaufdringlich musikalisch die Stimmung ergänzt. Zwischen fast flüsternd, überlegt und selten laut wird die Welt der Gefühle und des Menschseins dargeboten. Und so verziehen sich auch die Wolken, und der Nachthimmel wird sichtbar mit einem übergroßen Mond als Symbol der Sehnsucht nach Befreiung.
Kritik: Wie soll ich meine Seele halten?, Gerd Alois Wildbacher, Astrid Kohlmeier, Gerd Schuller und Julian Schuller

Credit: Ulrike Rauch

Zwischen Einsamkeit und der Sehnsucht nach Liebe

Zwischen Liebe und Tod, zwischen Hoffnung und Zweifel wird Rilkes Welt gezeigt, stilvoll, langsam und mit dem Blick schweifend. Das Dasein als Mensch, dem die anderen Menschen fremd geworden sind, aber auch mit der Sehnsucht nach Leben, werden die Gedichte wie Gedanken vorgetragen. Andächtig, aber mit auch mit nachdenklicher Bestimmtheit wird eine Messe des zutiefst menschlichen und eines inneren Kampfes gefeiert. Doch es ist auch Platz für die Liebe, wobei die Angebetete als Projektion im Hintergrund auftaucht als Sehnsuchtsfrau, bei der man es nur wagt, sich ihr vorsichtig zu nähern, samt Ring und selbst gefaltetem Schwan. „Ich habe groß die Augen auf dich gelegt, und sie halten dich sanft und lassen dich los, wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.“
Kritik: Wie soll ich meine Seele halten?, Gerd Alois Wildbacher, Astrid Kohlmeier, Gerd Schuller und Julian Schuller

Credit: Ulrike Rauch

Eine poetische Entschleunigung zum Eintauchen

Als Kaleidoskop des menschlichen Daseins und des Leidens daran mit der Hoffnung auf Sprache als Mittel zu Befreiung, als Ausdruck des menschlichen Seins erweckt diese Performance als stimmige multimediale Einheit Rilkes Texte zum Leben. Sie bietet unter der einfühlsamen Regie von Astrid Kohlmeier und der sanften Darstellung Gerd Alois Wildbacher Erstaunliches zum Sehen und zum Hören. Es ist ein Abend der Entschleunigung und der Poesie, der tief eintauchen lässt in die Welt eines Menschen, der ein besonders Gespür für jede noch so kleine Empfindung hatte. „Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest.“
Kritik: Wie soll ich meine Seele halten?, Gerd Alois Wildbacher, Astrid Kohlmeier, Gerd Schuller und Julian Schuller

Credit: Ulrike Rauch

Wie soll ich meine Seele halten? ein multimedialer Theatermonolog aus Gedichten von Rainer Maria Rilke Konzept & Schauspiel: Gerd Alois Wildbacher Komposition & Live Performance: Gerd Schuller Dramaturgie & Regie: Astrid Kohlmeier Videoprojektionen & Sounddesign: Julian Schuller Schauspiel Videoprojektionen: Ewa Kasp Noch zu sehen im Theaterhaus Kaiser-Franz-Josef-Kai 50 am 2. April und 3. April um 19 Uhr Karten unter wildbacher@icloud.com oder unter 0664/4039211
Kritik: Wie soll ich meine Seele halten?, Gerd Alois Wildbacher, Astrid Kohlmeier, Gerd Schuller und Julian Schuller

Credit Ulrike Rauch