Günter Eichberger mit Retro-Flair

Kritik: Theater im Keller: Brennend heißer Wüstensand

Text: Gastkritik von Robert Goessl - 11.12.2023

Rubrik: Theater

Alexander Lainer, Tamara Belic (Credit: TIK)

Wer wissen will, wie sich die wilden 1970-er Jahre in Graz dramatisch anfühlten, dem sei „Brennend heißer Wüstensand“ von Günter Eichberger unter der Regie von Alfred Haidacher im Theater im Keller empfohlen. Das absurdes Handlungsgebilde aus lose miteinander verbundenen Szenen als auch das sperrig-holzige Retro-Bühnenbild tragen zur gelungenen Zeitreise bei.

Drei Figuren, die nichts miteinander zu tun haben, treffen aufeinander in einem Wirtshaus in der Wüste, Sie scheinen da gestrandet zu sein, um sich in verschiedenen Szenen gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Wir haben da eine sachlich-erotische Porno-Regisseurin (Tamara Belic) auf der Suche nach potenziellen Darsteller*innen, einen lethargisch-ambitionierten Entfesselungskünstler (Hermann Tödtling) auf der Suche nach der perfekten Fixierung und einen in Kevlar gehüllten hilflosen verwirrten Touristen (Alexander Lainer), knapp vor dem Verdursten. Die drei Suchenden, wo auch immer sie herkamen, haben den alles beherrschenden Wirten (Alfred Haidacher) im Nirgendwo gefunden. Hat sie der Wirt nur für sich erträumt, als eine Art Fantasiewelt, in die er sich flüchtet, eine Art geistigen Rausches, in dem er mit Personen, die er sich ausgedacht hat, experimentiert? Dem Wirten steht noch ein Diener (Leo Weingerl), der zeitweise auch als Freund dient, zur Seite, als weiser und alles ertragende rAriel für Arme aus dem Sommernachtstraum entsprungen. In kurzen Reflexionen mit dem Wirt verleiht er dem Ganzen zwischen den Szenen noch einen bildungsbürgerlichen Rahmen. In der wilden sprachlichen Assoziationskette, die sich dabei ergibt, ist dabei sowohl Raum für philosophische Gedanken als auch schlichte Weisheit. Das Ensemble spielt sich souverän durch den textlichen Wahnsinn des fast klassischen absurden Theaterstücks in gediegener Inszenierung, bei dem es nichts zu verstehen gibt. Dafür animiert es dazu die eigenen Gedanken schweben zu lassen, sich in eine Zeit hineinzuversetzen, die man so nicht erlebt hat. In diesem Sinn kann der Abend auch als Hommage an Wolfgang Bauer verstanden werden.

Hermann Tödtling, Tamara Belic, Alfred Haidacher (Credit: TIK)