Wanderausstellung Kreislaufkultur

Kreislauf statt Kollaps

Text: CIS - 11.06.2023

Rubrik: Design

Ausstellungsansicht Kreislaufkultur (Credit: Miriam Raneburger)

Recycling ist der Heilige Gral des Klimaschutzes. Aber richtig helfen tut es nicht. Was wir tatsächlich brauchen, ist eine Kreislaufwirtschaft – das ist die Botschaft der Ausstellung „Kreislaufkultur“, die abstrakte klimapolitische Ziele greifbar macht. Sie war bereits in Dornbirn und zuletzt im Museumsquartier in Wien und beim Designmonat Graz zu Gast.

„Wir drehen uns um Kreis“ – wer das sagt, meint Stillstand. Echter Fortschritt, so das übliche Denken, sei immer linear. Auch bei Produkten: Etwas wird erdacht, gestaltet, produziert, verwendet – und dann im schlimmsten Fall weggeschmissen und im besten recycelt. Alles falsch, sagen die Vordenker der Kreislaufwirtschaft. „Recycling ist das Zweitschlimmste nach dem Verbrennen“, meint Harald Gründl, der das IDRV – Institute of Design Research Vienna gegründet hat und die Ausstellung „Kreislaufkultur“ co-kuratierte. Sie war bereits in Dornbirn und zuletzt im Museumsquartier in Wien und beim Designmonat Graz zu Gast. „Unsere Exponate holen abstrakte Klimaschutzstrategien auf den Boden“, erklärt er. Damit sind die „10 R“ gemeint, die sich in der Österreichischen Strategie für Kreislaufwirtschaft (KWSAT) des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie finden. Sie reichen von „Rethink“ über „Repair“ bis zu „Repurpose“. Es geht um mehr als nur Wiederverwertung, es geht um Wieder- und Neunutzung.

Ausstellungsansicht Kreislaufkultur (Credit: Miriam Raneburger)

Neuen Ideen die Türen öffnen

Die Idee zur Ausstellung kam Gründl an einem Ort, an dem eine unfreiwillige Mangelwirtschaft die Menschen zum „Repurpose“ gezwungen hatte – auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. „Ich war mit meiner Familie wandern und da sind wir auf eine Art Privatmuseum gestoßen, das Alltagsdinge mit ‚neuer Funktion‘ gezeigt hat.“ Ins Auge fiel ihm die Türe eines Trabis, die man in eine Schaufel umfunktioniert hatte. Not macht erfinderisch! Wenn man dieses Beispiel aus dem negativen Kontext der Not befreit und sich nur das Prinzip ansieht, wird klar: Wiedernutzung ist das Gebot der Stunde, nicht Wiederverwertung. Genau so eine Tür ist auch Teil der Ausstellung – „sie ist mein Lieblingsexponat“, so Gründl.

(Credit: Miriam Raneburger)

Design und Widerstand

Ein anderes Exponat mit Botschaft ist ein Haufen Asche, die den verbrannten Müll pro Person und Jahr darstellt. Ein Zeigefinger soll die Ausstellung aber dennoch nicht sein. Sie soll zum Nachdenken anregen, neue Wege aufzeigen, das Thema Kreislaufwirtschaft auf den Boden holen und einen niederschwelligen Zugang bieten. „Wir wollen einen diskursiven Ort schaffen, der Ausgangspunkt für Diskussionen ist“, betont auch Ronja Grossar vom IDRV, Co-Kuratorin der Ausstellung. Wichtige Zielgruppe sind da auch Kinder und Jugendliche, also jene Menschen, die die Welt von morgen gestalten werden. Ein bisschen Widerständigkeit ist dabei durchaus erwünscht, was auch in der Ausstellung zur Kreislaufkultur gut zu spüren ist.