Arbeit, Schutzräume und die Poesie der Macht

Jahresprogramm 2024 im Kunsthaus Graz

Text: - 25.01.2024

Rubrik: Kunst

Nojus Drąsutis, The Pool Cleaners, Vilnius 2017 aus: Antje Ehmann, Harun Farocki, Eva Stotz, Eine Einstellung zur Arbeit / Labour in a Single Shot, 2011-Filmstill

​​​​​​​Das Kunsthaus Graz bestreitet das Ausstellungsjahr 2024 mit großen, wichtigen Themen. Drei große Schauen hinterfragen die Themen Arbeit, Schutzräume und Macht. Bis Juni bietet Sol Lewitts Wall Bühne für künstlerische Interventionen zu Linie, Körper, Raum und Distanz. 

Im Jubiläumsjahr 2023 haben rund 79.000 Besucher*innen das Kunsthaus Graz besucht. Um die 11.000 Personen haben das Vermittlungsangebot in Form von Führungen oder Workshops angenommen. Kulturstadtrat Günter Riegler: "Ich freue mich, dass das Kunsthaus 2023 so eine Top-Performance hatte, was die Besuchszahlen betrifft und ich bin schon gespannt darauf zu sehen, wie die diesjährigen Themen - vor allem der Jahresschwerpunkt Arbeit - künstlerisch umgesetzt werden." Die Zukunft neu denken ist das Thema der monumentalen Arbeit des Konzeptskünstlers Sol LeWitt, die auch 2024 im Kunsthaus noch eine Rolle im Programm spielt. An, um und auf dem einzigen Kunstwerk, das das Kunsthaus Graz, als Museum für zeitgenössische Kunst ohne Sammlung innehat, werden bis Juni 2024 Ausstellungen und Performances stattfinden.

Kunst an der Wand

Die steirische Künstlerin Renate Krammer präsentiert in ihrer Ausstellung Linien im Rahmen von Sol LeWitt's Wall. Performed eine vielseitige Erforschung der horizontalen Linie und des Materials. Von freihändig gezogenen Zeichnungen bis zu Maulbeerpapierarbeiten in Reißtechnik spannt die mehrteilige Ausstellung einen Bogen innerhalb von LeWit'ts Wall.  Mit Körper und Raum, schwebenden Objekten wie Mobiles setzt sich die bekannteste Künstlerin Deutschlands,  Alicja Kwade, auseinander. „Blaue Murmeln“, Millionen Jahre alte Steine, die computergesteuert zu präzisen Kugeln geschliffen wurden, hinterfragen in ihrer Arbeit das Universum und das Menschsein und werden zum passenden Gegenstück der von Menschen gebauten Mauer Sol LeWitts. Gabriela Golder, eine argentinische Künstlerin, bekannt für ihre experimentelle Videokunst beschäftigt sich zum Abschluss der skulpturalen Interventionen mit der Frage von Erinnerung und Verbindung. Briefe, die Menschen auf zwei Seiten von unüberwindbaren Mauern verbinden, die von Liebe, Tod, Angst, Exil und Schmerz erzählen, sind die Grundlage ihrer Intervention von Mai bis Juni. 

Alicja Kwade, Siège du Monde (II), 2023 Courtesy the artist, Roman März

Arbeit als sinnvolle, sinnliche Beschäftigung und Ausbeutung

Pünktlich zum 1. Mai, dem internationalen Tag der Arbeit, widmet sich die Ausstellung 24/7 dem eigentlichen Jahresthema des Kunsthauses „Arbeit“. In einer Gruppenausstellung beschäftigen sich 25 nationale und internationale Künstler*innen mit dubiosen Arbeitsverhältnissen, unsichtbarer Arbeit, die meist von Frauen erledigt wird, und der scheinbaren Freiheit von Homeoffice und Selbstständigkeit. Auch die oft prekäre Situation und Ausbeutung von Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen, die sich in einem Dilemma zwischen Selbstverwirklichung und Selbstausbeutung befinden, spielt in der Schau eine Rolle. Parallel dazu zeigt das Museum für Geschichte anhand von dokumentarischen Fotos aus der Sammlung Egon Blaschka von der Schieflage in der Arbeitswelt und den massiven Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die bis heute bestehen. Eine künstlerische Neuproduktion auf Grundlage des Fotoarchivs Blaschka wird in beiden Ausstellungen zu sehen sein.

Erkan Özgen, Wonderland Videoprojektion Courtesy of the artist

Machtfacetten und eine Botschaft aus einer besseren Zukunft

Mit Sanctuary ergründet die Künstlerin und Architektin Azra Akšamija ab Juli heilige Räume, Zufluchtsorte und Schutzräume im menschlichen Zusammenleben. Sie behandelt das Thema über Textilien wie Kleidung oder Zelte und auch über das Museum selbst als Schutzraum, den man sich konstruktiv aneignen kann. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen und lädt das Publikum zur aktiven Beteiligung ein. C-TV. Close Encounters of a Hamster Kind setzt die Kooperation mit dem Festival des Österreichischen Film Diagonale fort. Von April bis Mai werden im Kunsthaus Arbeiten der jungen Filmemacherinnen Eva Egermann und Cordula Thym gezeigt, die 2023 mit dem Diagonale-Preis für Innovativen Film ausgezeichnet wurden und heuer den Festival-Trailer der Diagonale'24 produzierten. C-TV ist ein Fernsehsender aus der Zukunft, der auf trashige, punkiger und burleske Weise Norm und Normalität auf den Kopf stellt und so etwa Behinderung mit Putz und Pomp als eine Bereicherung inszeniert.

Kultur-Stadtrat Günter Riegler mit Kuratorin Alexandra Trost, Kunsthaus-Leiterin Andreja Hribernik und die Kuratorinnen Katia Huemer und Katrin Bucher Trantow, v.l. Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

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