„Die Leute kommen zum Rostfest, weil ihnen die Atmosphäre taugt.“
Interview: Uwe Gallaun, Rostefest
Text: Sigrun Karre - 11.08.2022
Rubrik: Kulturland Steiermark
Im schattigen Kombüse-Gastgarten traf KUMA bei 36 Grad Uwe Gallaun, seines Zeichens bildender Künstler, Kombüsiana, Cook of Grind und Rostfest-Mitmacher der ersten Stunde.
Das Rostfest gibt es seit mittlerweile 10 Jahren. Wer und was steht hinter der Idee vom Rostfest?
Alles hat damit angefangen, dass der Rosegger Rainer, ein Soziologe in Eisenerz, ein Projekt am Laufen hatte, das hat „re-design Eisenerz“ geheißen - da hat auch seine Schwester Elisa mitgearbeitet. Die Fragestellung war „Wie kann man Eisenerz wieder belebter machen, den Abzug stoppen?“ Der Lammer Franz war auch von Beginn weg involviert, die drei waren quasi die Gründereltern des Rostfests. Alle drei waren vorher schon beim Lendwirbel in Graz involviert und da es im öffentlichen Raum in Graz damals zunehmend schwieriger wurde, Dinge zu verwirklichen, weil Veranstaltungen mit kommerziellem Charakter forciert wurden, hat man sich als Schmäh gedacht „Wenn wir in Graz nichts machen dürfen, dann mach ma es eben in Eisenerz!“ Aus Schmäh wurde dann ernst (lacht) und 2012 haben die drei das erste Festival organisiert. Wir waren damals dabei mit der „Kombüse im Exil“, die Cooks of Grind haben einen Heavy Metal-Frühschoppen veranstaltet, auch die Lichtkünstler*innen OchoReSotto waren von Beginn an dabei. Und es waren eben nicht nur Grazer*innen aktiv, sondern auch Eisenerzer*innen, z.B. der Hambammer Mäx, der Sänger von den Styrian Bootboys, der aus Eisenerz kommt. Mittlerweile sind da viele Leute am Tun. Den Kern bilden ca. 10 Personen, insgesamt sind 22 Leute aktuell im Rostfest-Team.
Was ist dein Bezug zu Eisenerz?
Davor war mein einziger Bezug, dass ich in Leoben an der Montanuni Kunststofftechnik studiert und dort gewohnt hab. Einen konkreten Bezug zu Eisenerz hatte ich nicht, das hat sich eher über den Lendwirbel ergeben und ein guter Freund und Studien-WG-Kollege ist mittlerweile am Erzberg am Arbeiten.
Wie kommt das Rostfest bei den Eisenerzer*innen an?
Super! Viele hätten das Festival lieber wieder direkt in der Innenstadt, im letzten Jahr sind wir ja wegen dem Corona-Sicherheitskonzept in den Ortsteil Münichtal übersiedelt, aber hoffentlich nur mehr für 2022. Es gibt es natürlich auch Leute, die sagen „Mah, die Grazer schon wieder!“, aber die kann man wirklich an einer Hand abzählen. Es sind ja viele Eisenerzer*innen involviert, die Gerhild Illmayr von EisenerzArt z.B. war von Anfang an immer sehr engagiert, die örtliche Gastronomie ist erfreut, es spielen lokale Bands, aber auch in unserem Orga-Team sind viele Eisenerzer*innen dabei, wie z.B. die Eva Koppler, die für die ganze Grafik und die Homepage zuständig ist.
Foto: Rostfest
Einzigartig am Rostfest ist die Möglichkeit, in Leerständen zu campieren.
Ja, aber es werden weniger. Vor 10 Jahren ist das ganze Münichtal, eine ehemalige Arbeitersiedlung, fast leer gestanden. Da wurde dann das Urban Camping als Konzept entwickelt, da hast du dann eben was Überdachtes, wo du schlafen kannst, das ist einmal was anderes. Mittlerweile wird die Region alpintouristisch genutzt, Appartements wurden renoviert, das hat weniger Leerstände zur Folge. Das Lässige beim Münichtal als Location ist, dadurch, dass es in diesem Kessel liegt und sich alles quasi im Innenhof abspielt, gehst du auf den Balkon und schaust auf die Bühne runter. Die zwei Floors sind umgeben von den Appartementhäusern, wo Balkonpartys gefeiert werden.
Die kleineren Festivals in ländlicher Umgebung schießen derzeit gefühlt wie die Schwammerl aus dem Boden. Woher kommt der Boom?
Aus Sicht der Besucher*innen: Ich glaube, die Leute, die auf kleine, gemütliche Festivals gehen, haben genug von so Mega-Festivals wie Novarock etc., die Atmosphäre ist entspannter und zivilisierter. Aus Sicht der Veranstalter: In den Regionen gibt es auch eher öffentliche Förderung, weil es am Land halt wenig gibt und Impulse geschätzt werden. Aber wegen des Geldes machen wir es definitiv nicht, unsere Arbeitsleistung bekommen wir nicht annähernd abgegolten, uns treibt natürlich die Freud‘ an der Sache an.
Woher kommt euer Publikum?
Das Publikum kommt aus ganz Österreich, mit Schwerpunkt Graz, Leoben und Wien.
Was ist heuer geplant?
Bands wie Bul Bul, Attwenger, Petrol Girls und viele mehr werden spielen, OchoReSotto werden Münichtal wieder in ein visuelles Wunderland tauchen.
Am Donnerstag gibt es eine kleinere Eröffnung mit Bands, dem traditionellen Kaffeekränzchen bei freiem Eintritt von Elisa Rosegger organisiert und einem regionalen Markt. Rainer Rosegger kümmert sich ums Diskursprogramm, das heuer fast zwangsläufig den Arbeitstitel „Krise“ tragen wird. Lammer Franz macht wie immer den Schlagergarten, der auch bei den älteren Eisenerzer*innen sehr beliebt ist. Wichtiger Programmpunkt ist der Rost-Workshop für Kinder und Jugendliche, früher war das eine Art kreatives Ferienlager mit Übernachtung und hat Rost Camp geheißen. Heuer findet der Workshop von Dienstag bis Freitag statt, diesmal geht’s um bewegte Bilder, um Videokunst unter der Leitung der Künstlerinnen Ulli Gollesch und Maria Morschitzky. Am Ende gibt es auch eine Schlusspräsentation am Rostfest. Erstmals findet heuer das Rostquiz statt, das funktioniert wie ein Pub-Quiz mit Themen zu Eisenerz bzw. dem Rostfest und wird vom Freizeitverein 8790 veranstaltet, der auch den Rostcup veranstaltet. Vieles entsteht oft auch noch spontan, ich glaube, das wird auch geschätzt. Wegen einer bestimmten Band oder einem einzelnen Programmpunkt besucht uns glaube ich niemand, da geht es mehr ums Gesamtpaket. Die Leute kommen, weil ihnen die Atmosphäre taugt.
Das Rostfest-Team 2022, Foto: Rostfest
Gibt es wieder Shuttle-Busse nach Eisenerz?
Nein, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Rostfest aber gut erreichbar. Mit dem Zug kann man bis Leoben fahren, von dort geht jede Stunde ein Bus nach Eisenerz.
Wieviele Besucher*innen erwartet ihr dieses Jahr?
Super wären 1.500 Leute, dann sind wir im Prinzip ausverkauft.
(Wo) Gibt es noch Tickets?
Über den Shop auf unserer Homepage bekommt man Tickets und im Tourismusbüro in Eisenerz liegen Tickets auf, die für Eisenerzer*innen billiger sind. Man kann auch spontan vorbeischauen. Neben den Festivalpässen gibt es für alle drei Tage Tagestickets, am Donnerstag sind sie etwas günstiger.
Foto: Rostfest