Tanzfilm Festival mit Wettbewerb im Kunsthaus
Nachgefragt: Valentina Moar, Dance On Screen Film Festival
Text: Sigrun Karre - 04.11.2024
2016 hast du das Dance On Screen Festival ins Leben gerufen, das erste und bisher einzige Tanzfilm-Festival in Österreich. Was war der ausschlaggebende Impuls für deine Initiative, und was fasziniert dich als Tänzerin und Choreografin an der Verbindung von Tanz und Film?
Vom 8. bis 10. November 2024 steht das Kunsthaus Graz wieder ganz im Zeichen des Tanzfilms. 48 internationale Beiträge werden gezeigt. Nach welchen Kriterien triffst du als Kuratorin deine Auswahl, und was können die Besucher:innen in diesem Jahr erwarten?
Die Intention meiner Kuratierung ist es, die Vielfalt des Screendance und seine ständige Entwicklung zu zeigen sowie den Tanzfilm in all seinen Erscheinungsformen zu präsentieren. Als roter Faden der Programmgestaltung erwies sich im Nachhinein die kritische und poetische Reflexion als verkörperte Resonanz auf aktuelle Fragen unserer Existenz, als einzelne Menschen, als Gesellschaft, und in Verbindung mit unserer Umwelt. Die Kriterien für die Vorauswahl sind die choreografische und tänzerische Qualität, die audiovisuelle Qualität sowie die Verbindung zwischen Kamera und Tänzern. Wir haben aus den 394 internationalen Einreichungen 48 Tanzfilme ausgewählt. Die Themenblöcke sind: Filmbeiträge im Rahmen unseres Wettbewerbs, die „International Competition“ mit dem Titel DanceFilm Poets, Tanzfilme aus Österreich und Tanzfilme von Student:innen (die den Filmen der internationalen Sektion in nichts nachstehen!)
Filmstill aus Blind Dreamers. (Credit: David Masson).
Richtet sich das Programm an Cineasten, Tanzliebhaber oder eine Schnittmenge beider Gruppen? Wie definierst du das Zielpublikum des Festivals?
Das Medium Film befindet sich dank Digitalisierung und technischem Fortschritt in einem starken Wandel. Inwiefern beeinflussen diese Entwicklungen konkret die Ästhetik und Machart des Tanzfilms?
Filmstill: If I were You. (Credit: Margot Gelber)
Auch in diesem Jahr wird der Dance On Screen Award in mehreren Kategorien verliehen. Warum ist ein eigener Preis für den Tanzfilm wichtig, und welche Bedeutung hat dieser Wettbewerb im Rahmen des Festivals?
Festivals wie Dance On Screen sind sehr wichtige Plattformen für Tanzfilme, die neue und auch experimentelle Perspektiven einnehmen. Die Festivals sind ein Ort für Filme, die beispielsweise nicht in eine kommerzielle Filmszene passen oder diese erreichen, weil es keine Tanzfilm-Lobby gibt. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es ein allmählich wachsendes Bewusstsein darüber gibt, was das „Tanz-Kino“ beziehungsweise Choreografie auf der Leinwand sein und leisten kann und welchen Platz es in der Branche und in der Welt insgesamt einnehmen könnte. Zum Beispiel im Film Poor Things, in dem die Körpersprache der Hauptdarstellerin den Film so sehr prägt und charakterisiert, dass die Choreografin Constanza Macras in aller Munde ist. Awards bedeuten Sichtbarkeit und sind für Filmemacher wichtig: Einerseits wird ein Film, der einen Preis erhält, im Kreis der Festivalwelt besser sichtbar. Andererseits hilft es den Filmemachern, weitere Fördermittel für ihre nächsten Projekte von Institutionen zu erhalten. Für uns als Festival ist dieser Moment wichtig, weil er eine Diskussion und einen kritischen Diskurs im Publikum auslöst, der auch außerhalb des Vorführraums weitergeführt wird: Was ist ein guter Film, was ist ein Tanzfilm, was beeindruckt mich, was bewegt mich, was für eine Geschichte habe ich da gelesen … und auf welche Filme einigt sich eine Jury aus Experten aus drei verschiedenen Fachrichtungen, in unserem Fall Filmproduktion, Choreografie und Kuratierung. Auf unserem Festival werden 4 Preise vergeben (wir würden diese gerne erhöhen, Sponsoren sind herzlich willkommen!): Bester Film, Beste Choreografie für Film, Bester Student-Film und der Publikumspreis.
Filmstill: Carried in Silence (Credit: Vilma Tihilae)
Gibt es Pläne für die Zukunft, das Festival weiter auszubauen oder neue Formate einzuführen?
8.-10. November 2024
Kunsthaus Graz, Space04
Tickets, Infos und Trailer: tickets.danceonscreen.at
Film: Aquaballet. (Credit: Marianne Aventurier)