Inszenierung der Welt im Schloss Eggenberg
Steiermark Schau: Ambition & Illusion
Text: Lydia Bißmann - 30.04.2025

Ausstellungsansicht "Schloss Eggenberg: Inszenierung der Welt", Steiermark Schau 2025. (Fotocredit: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam)
Die dritte Steiermark Schau beschäftigt sich 2025 im Schloss Eggenberg mit dem Geschlecht der Eggenberger, das sich damit ein Denkmal setzen wollte. Sie erlaubt eine Reise in die barocke Vergangenheit und die Familiengeschichte der Erbauerfamilie und spricht dabei mit Musik, kurzen Hörspielen, Porträts, Alltagsgegenständen und einem geschickten Spiel mit Licht und Schatten mehrere Sinne des Körpers an.
Die Ausstellung besticht mit einer Kombination aus kostbaren Leihgaben, inszenierten Stücken aus dem Eigenbestand des Schlosses und modernen Medien. Das Schloss Eggenberg samt Parkanlage feiert 2025 seinen 400. Geburtstag und ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Das ist der Anlass dafür, im Rahmen der biennalen Steiermark Schau einen genaueren Blick auf das Leben und Wirken der Adelsfamilie und ihrer Entourage zu werfen.

Fotocredit: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam
Licht und Schatten einer Herrschaftsfamilie
In der Zeit der Gegenreformation, des Dreißigjährigen Krieges und der Hochblüte des Adels erfüllte ein Schloss eine andere Aufgabe als die der kuscheligen Unterkunft. Es war eine Bühne und sollte als eine Art Gesamtkunstwerk den Fürsten und alles, was dazu gehört, so prächtig wie möglich präsentieren. Und zu einem Herrscher gehört so einiges: Familie, Manager, Berater, ein riesiger Fuhrpark mit einer Unmenge an Tieren, eine kostbare Garderobe, eine Verköstigungslogistik für die unzähligen Bewohner:innen und vieles mehr. Der Kosmos Schloss war ein wichtiger Ort für Aufstieg, Karrieren, aber auch Intrigen, wovon anhand von individuellen Biografien erzählt wird
Im Prolog wird der historische Kontext der Epoche, in der das Geschlecht der Eggenberger ihren Auf- und Abstieg begann, übersichtlich eingeführt. Es ist das Zeitalter der Faszination für Wissenschaft und schöne Künste, des höfischen Lebens, aber auch der Krisen wie Glaubenskriege, Seuchen, Geldentwertung und Kriege. Der Rest der Ausstellung ist wie ein Stück von Molière in drei Akte und zwei Intermezzi unterteilt. Charmant sind auch die Wegweiser zu den einzelnen Räumen: die Wappentiere der Eggenberger, die Raben, markieren auf Augenhöhe den Parcours – geht man daran vorbei, hat man den Eindruck, als ob sie ihre Flügel bewegen würden.
Der erste Akt widmet sich dem Erbauer des Schlosses, Hans Ulrich von Eggenberg (1568–1634), und seiner Familie. In einer überdimensionalen Ahnengalerie werden männliche und weibliche Familienmitglieder vom großen Diplomaten, Gelehrten und kaiserlichen Berater bis zum mit 13 Jahren verstorbenen Johann Christian II. präsentiert. Beinamen wie „Der perfekte Schwiegersohn“, „Die böhmische Minerva“ oder „Die Unvergessene“ dienen als Eselsbrücken, die Bildergalerie wiederholt sich auch im Kleinformat in der restlichen Ausstellung und sorgt so für Orientierung. Akt zwei und drei sind den Frauen und Angestellten im Schloss gewidmet. Hinter dem prächtigen Hof stand eine komplizierte Logistik. Dass der Hof auch Aufstiegsmöglichkeiten für weniger privilegiert geborene Menschen bot, wird in einem eigenen Raum anhand dreier individueller Karrieren dargestellt.

Fotocredit: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam
Fake-Kutsche und Planetenhörspiel
Eines der Highlights der Schau ist die goldene Zeremonialkutsche des kaiserlichen Botschafters Johann Anton von Eggenberg, die zum ersten Mal nach 360 Jahren wieder im Schloss Eggenberg zu sehen ist. Die wertvollste Leihgabe der Schau, die aus insgesamt 380 Objekten in 23 Ausstellungsräumen besteht, ist allerdings kein normales Fortbewegungsmittel. Der Innenraum der vergoldeten und mit unzähligen antiken und mythologischen Figuren gespickten Kutsche ist leer – sie ist reines Repräsentationsobjekt und war nie dafür gedacht, Personen zu transportieren. Auch die prächtig bestickte Kleidung oder die Wagendecken hatten eine andere Aufgabe als die des Schutzes und der Wärme. Sie waren Statussymbole und unterstützten den Diplomaten auf seiner Mission in Rom, wie in der Ausstellung berichtet wird. Bücher, Briefe und andere Dokumente sind sorgfältig inszeniert und mit verständlicher, aber dennoch anspruchsvoller Beschreibung versehen.
Eine sinnliche Erholung für Geist und müde Füße bieten in der geräumigen Ausstellung auf 3.000 Quadratmetern Räume wie der Planetensaal. Hier kann man sich gemütlich hinsetzen oder hinlegen und die antiken Figuren an der Decke betrachten. Eine angenehme Erzählstimme erklärt die dargestellten Szenerien mit Saturn, Mars, Venus und Co., die mit Scheinwerfern genau dann beleuchtet werden, wenn von ihnen erzählt wird. In einem anderen Saal, im zweiten Akt, kann man sich ebenfalls in die Geschichte fallen lassen: In einer animierten Graphic Novel wird von einer Reise der zwei verwöhnten Prinzen Johann Christian und Johann Seyfreid erzählt, die sich mehr fürs Tennisspielen als für die Tugenden interessierten, die an den Deckengemälden verkörpert werden.

Fotocredit: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam
Barocke Musik als Soundtrack
Das Ausstellungspublikum wird immer wieder von barocker Musik begleitet, die wie ein Soundtrack durch die Räume trägt und den barocken Lifestyle untermalt. Die Musikstücke von Heinrich Schütz, Ignaz Franz Biber, Stefano Landi, Antonio Draghi, Pierre Gaultier und Johann Jacob Prinner aus dem Umfeld der Eggenberger fungieren auch als immaterielle Exponate. Wiederentdeckt, aufgearbeitet und aufgenommen wurde die Musik vom Künstler:innenkollektiv ĀRT HOUSE 17. Bei der Styriarte 2025 wird sie ebenfalls in mehreren Programmen aufgeführt.

Fotocredit: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam
Steiermark Schau 2025
Ambition & Illusion
Laufzeit: 26.04.–02.11.2025
Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz
Vermittlungsprogramm
www.steiermarkschau.at
Schloss Eggenberg, Prunkräume, Schlosskirche
Schloss Eggenberg: Inszenierung der Welt
Kuratiert von Barbara Kaiser, Paul Schuster, Stefan Albl
Münzkabinett
Die Eggenberger und das Geld
Kuratiert von Karl Peitler und Marc-Philipp Wahl
Archäologiemuseum
Graz 1699
Kuratiert von Sarah Kiszter und Daniel Modl
Musik-Pavillon
History Repeating?
Kuratiert von Günther Holler- Schuster

Fotocredit: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam

Fotocredit: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam