Neid, Boshaftigkeiten und Liebesverirrungen in einem Familien-Clan im südweststeirischen Sommer
Kritik: Die Tante, Theaterzentrum Deutschlandsberg
Text: Robert Goessl - 21.07.2025
Rubrik: Theater
Im Rahmen der Landsberger Sommernachtsspiele begibt sich das Theaterzentrum Deutschlandsberg auch dieses Jahr mit der dramatischen Komödie „Die Tante“ von Dan Knopper und einer mobilen Bühne auf eine Buschenschank-Tour der anderen Art. Zwischen Tennessee Williams und Johann Nepomuk Nestroy wird dabei spannende Unterhaltung mit südweststeirischem Lokalkolorit und Gesang geboten.
Dan Knopper, der Autor des Stücks, der auch Regie führt, hat seine Wurzeln in Deutschlandsberg und ist mittlerweile als Kabarettist in Wien erfolgreich. Er wurde 2021 mit dem Grazer Kleinkunstvogel ausgezeichnet, nahm auch erfolgreich am FM4 Protestsongcontest teil und, kehrt wieder wie schon 2019 mit dem Theaterstück „Hekabes Söhne“ in seine Heimat zurück.

Tante Julia Neuhold (Katrin Engelbogen-Wagner) mit künftigen Schwiegersohn Markus (Marco Pessl) - Credit TZD
Wenn einem der Mut verlässt, muss man zur Arbeit wider Willen schreiten
Moritz (Fabian Prattes), ein junger Mann mit finanziellem Engpass, will mit seiner Mitstreiterin Mia (Lena Chalupka) seine Tante Julia Neuhold (Katrin Engelbogen-Wagner) besuchen, die er, seitdem er 5 Jahre alt war, nicht mehr gesehen hat, und erhofft sich von ihr 10000 € für einen ordentlichen Start ins Leben. Sie soll steinreich sein, da sie das Schotterwerk Neuhold & Co leitet. Mit sich trägt er auch einen eingeschriebenen Brief, den er nicht zu öffnen wagt, weil er darin böses vermutet. Da er nicht der mutigste ist, und er mitten in die Feier zum vierzigsten Geburtstag seiner Tante platzt, gibt er sich nicht zu erkennen und gibt sich mithilfe der Catering-Angestellten Bettina (Melina Toth) als Sohn des Chefs des Catering-Unternehmens aus, das die Geburtstagsfeier betreut. Seine Mitstreiterin Mia schlüpft dabei auch in die Rolle einer Catering-Arbeitskraft.

Tante Julia Neuhold (Katrin Engelbogen-Wagner) mit Cousin Gerald Hartler (Gerd Wilfing) beim gegenseitigen Abtasten - Credit TZD
Die Wahrheit der familiären Abgründe hinter den Kulissen
Doch die Firma Neuhold & Co hat nach dem Tod des Firmen-Patriarchen auch erst gerade das Schlimmste überstanden und befindet sich dank der geschickten und überlegten Geschäftsführung der Tante und der umsichtigen Prokuristin Elena Nikic (Sabine Kniepeiss) wieder in ruhigeren Gewässern. So ist trotz eines großen Strabag-Auftrags von großem Reichtum wenig zu spüren, dafür mehr von innerfamiliärem Neid und Boshaftigkeiten. Die beiden nicht gerade hochbegabten Cousins von Julia, der etwas zurückhaltende Gerald Hartler (Gerd Wilfing) und der besonders ambitionierte Robert Hartler (Martin Friessnegg), fühlen sich von ihr übergangen. Sie tragen es auch immer noch nach, dass die Führung der Firma Julia und nicht ihnen übertragen wurde und sie nur stille Teilhaber der Schotter-Gesellschaft sind.

Prokuristin Elena Nikic (Sabine Kniepeiss) und der ambitionierte stille Teilhaber Robert Hartler (Martin Friessnegg) - Credit TZD
Holt die Tante die Vergangenheit ein?
Nachdem dann noch ein Drohbrief an Julia mögliche Verfehlungen der Patriarchen andeutet, ihre Tochter Antonia (Laura-Marie Kumpitsch/Lena Pöltl) mit dem versprochenen Bräutigam Markus Strigitz (Marco Pessl), dessen Vater finanziell helfen könnte, brechen möchte, bringen sich nun die beiden Cousins in Stellung, die Firma zu übernehmen. Nachdem sich Moritz, nach wie vor seine wahre Identität verschleiernd, auch noch in Aylan (Florentina Degiampietro), einer Freundin von Julia Neuholds Tochter Antonia, verliebt, und die bislang scheinbar loyale Mitgesellschafterin Martina Zinsberger (Valentina Kaup) eine zunehmend undurchsichtigere Rolle einnimmt, scheint der Machtwechsel in der Firma so gut wie sicher zu sein. Doch da kommt Moritz kreativer Mitstreiterin Mia die rettende Idee, zu versuchen, die alte Patriarchin, Julias alte Tante und ebenso stille Teilhaberin Cornelia (Monika Schirgi), über Umwege zu erreichen.

Moritz neue Freudin Aylan (Florentina Degiampietro) und die Patriarchin Cornelia Neuhold (Monika Schirgi) - Credit TZD
Intelligente Unterhaltung mit Humor und Spannung
Es wird die durchwegs komplexe Handlung straff und durchsichtig umgesetzt, die Figuren toben sich dabei auch auf der Bühne aus. So entwickelt sich ein fröhlich lockeres Spiel, das Freude beim Zuschauen macht und die Spannung bis zum Ende aufrechterhält. Das gut eingespielte Ensemble meistert dabei den Text souverän und bringt einen wunderbaren Flow in die Inszenierung.

Die resolute Catering-Mitarbeiterin Bettina Posch (Melina Toth) - Credit TZD
„Die Tante“ vom Theaterzentrum Deutschlandsberg:
Text & Regie: Dan Knopper
Darsteller:innen: Lena Chalupka, Florentina Degiampietro, Katrin Engelbogen-Wagner, Martin Friessnegg, Valentina Kaup, Sabine Kniepeiss, Laura-Marie Kumpitsch, Marco Pessl, Lena Pöltl, Fabian Prattes, Monika Schirgi, Melina Toth und Gerd Wilfing
Bühne & Technik: Francis Kügerl
Kostüme: Yvonne Beck
Regie-Assistenz:Johanna Aldrian
Noch zu sehen am:
24.07. (Fr) und 25.07. (Sa) um 20:15 im Rauch-Hof, Wald-Süd 21, 8510 Stainz
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Freundin von Antonia (Johanna Aldrian), Antonia Neuhold (Laura-Marie Kumpitsch) und Moritz neue Freundin Aylan (Florentina Degiampietro) - Credit TZD