Zwei Menschen mit Selbstmordabsicht, die durch Humor zueinander finden

Kritik: Arthur & Claire, Theo Oberzeiring

Text: Robert Goessl - 02.08.2025

Rubrik: Theater

Julia Fasshuber, Werner Halbedl - Credit Michael Traussnigg

Stefan Vögel hat mit „Arthur & Claire“ ein bezauberndes Stück geschrieben, in dem zwei auf unterschiedliche Art im Leben verlorene Menschen, die die Absicht haben, Selbstmord zu begehen, zueinanderfinden. Beide tragen eine Schuld in sich und beide wollen daher auch aus dem Leben flüchten, aber auf unterschiedliche Weise. Während der alte Lehrer Arthur mit allem abgeschossen zu haben scheint und sehr ruhig und gefasst wirkt, macht die junge Claire, eine erfolgreiche Selfmadefrau, die sich dann für die Familie entschieden hat, einen sehr aufgeregten und hektischen Eindruck.

Wir befinden uns in einem Hotel in Amsterdam, und auf der Bühne sind zwei Hotelzimmer zu sehen, getrennt durch eine so dünne Wand, sodass sie in der Inszenierung vom Hausherrn des Theos Peter Fasshuber gleich einmal weggelassen wurde. Arthur ( Werner Halbedl ) erscheint, er wird etwas abgekämpft, aber trotzdem konzentriert und ruhig. Er setzt sich und beginnt an einem Brief zu schreiben. Im Hintergrund ist Ravel zu hören, die Musik, die er über seine Kopfhörer hört. Auf der anderen Seite betritt Claire (Julia Fasshuber) das Zimmer, hektisch und aufgeregt, und sie legt sich sofort Selbstmord-Utensilien – Tabletten, Messer, Strick – zurecht, aber sie scheint sich nicht recht für eine Methode entscheiden zu können. Und so dreht sie die Musik laut auf, „The Doors“ mit Jim Morrison, der dem Club 27 angehört.

Julia Fasshuber, Werner Halbedl - Credit Michael Traussnigg

Zwei Menschen öffnen sich in einem humorvoll-zynischen Schlagabtausch einander

Arthur fühlt sich durch die laute Musik gestört und stürmt ins Nebenzimmer zu Claire. Dort bekommt er sofort ihr Vorhaben mit, und versucht ihr durchaus zynisch zu erklären, dass sie mit ihren Methoden wahrscheinlich scheitern wird. Er versucht sie davon zu überzeugen, dass in ihr noch Leben steckt. Im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus, dass Arthur unheilbaren Krebs hat und nur nach Amsterdam gekommen ist, um dort in einem Hospiz betreuten Selbstmord zu begehen und das es sein Plan ist, einfach an seinem letzten Abend allein und in aller Ruhe eine „Festmahl-Henkersmahlzeit“ mit eine guten Flasche Wein zu genießen. Nachdem sich nun beide einander etwas öffnen und Verantwortung für den anderen übernehmen wollen, taut Arthur etwas auf und Claire verliert ihre Nervosität und Hektik, und so schlägt sie ihm vor, eine Stadtführung samt Essen durch Amsterdam an seinem letzten Abend des Lebens zu machen. Dabei finden sie beiden zueinander und erwachen am nächsten Tag gemeinsam im Bett. Doch Arthur scheint bei seiner Absicht zu bleiben … und doch hat sich im Leben der beiden etwas verändert. Aber reicht es für beide zum Überleben?

Werner Halbedl, Julia Fasshuber - Credit Michael Traussnigg

Die Tragik des Lebens als sensible und mitreißende Komödie

Die Inszenierung von Peter Fasshuber wirkt trotz des dunklen Settings leichtfüßig und die beiden Protagonist:innen begegnen einander schlagfertig und voller schwarzem Humor. Sie schenken einander nichts, außer ihrer Zeit und ihrer Zuneigung. Es ist aber auch ein sensibler Theaterabend und man gewinnt beim Zuschauen beide Figuren lieb und fühlt mit ihnen mit, was auch der wunderbaren Darstellung von Julia Fasshuber und Werner Halbedl geschuldet ist. So entsteht eine romantische Komödie der anderen Art - frei nach dem Motto „Beim Reden kumman die leut zam.“

„Arthur & Claire“ von Stefan Vögel vom Theo Oberzeiring

mit: Julia Faßhuber und Werner Halbedl Inszenierung: Peter Faßhuber noch zu sehen am 05.08. (Di), 08.08. (Fr), 09.08. (Sa), 05.09. (Fr), 17.09. (Mi) jeweils 20:00 07.09. (So) 17:00 Karten unter info@theo.at oder +43 3571 200 43