Eroberung der Stadtkrone

Kritik: A.E.I.O.U., Ensemble Oni Wytars, styriarte

Text: Martin Exner - 14.07.2025

Rubrik: Musik
Kritik: A.E.I.O.U., Ensemble Oni Wytars, styriarte

Oni Wytars. (Fotocredit: Nikola Milatovic)

Immer, wenn man mit der styriarte auf Schusters Rappen unterwegs ist, gibt es einiges zu erleben. So auch im Programm „A.E.I.O.U.“, das Kaiser Friedrich III. huldigte, der Graz die Glanzzeit des 15. Jahrhunderts bescherte. So wurde das Publikum im Burghof von einer festlichen Fanfare empfangen, ehe es in Gruppen zu den weiteren Schauplätzen ging.

Unter den Arkaden im Zwischenhof gab die Capella Helvetica mit Zink, Schalmei, Pommer und Posaune Chansons aus dem 15. Jahrhundert in Instrumentalbearbeitungen zum Besten. Den Einfluss Italiens zur damaligen Zeit auch auf die Kaiserstadt Graz würdigte das Programm im Burggarten mit dem Ensemble Oni Wytars, das Frottole, Tarantella und andere Tänze aus dem Italien des 15. Jahrhunderts sehr schwungvoll und mit einigem Augenzwinkern lieferte. Im Durchgang zwischen Dom und Mausoleum schließlich las Schauspieler Leonhard Srajer kurzweilig aus einem Brief des Enea Silvio Piccolomini, Sekretär des Kaisers und späterer Papst Pius II., in dem dieser trocken-humorvoll vor allem die Nachteile und Beschwernisse des Lebens am Kaiserhofe schilderte.

Geistliche Musik im Grazer Dom

Zum Abschluss trafen sich alle Gruppen zu geistlicher Musik im Dom: Das vorzügliche Vokalensemble Cinquecento, teils sanft unterstützt von der Capella Helvetica, sang neben einem Lobgesang auf Friedrich III. von Johannes Brassart, Mitglied der Hofkapelle in Graz, Messteile von Guillaume Dufay, dem bedeutendsten Komponisten der Zeit, dessen Musik auch am Hofe in Graz großer Stellenwert zukam. Domkapellmeisterin Melissa Dermastia lockerte den geistlichen Teil an der Orgel mit kleinen Kostbarkeiten von Paul Hofhaimer und aus dem Buxheimer Orgelbuch auf, ehe die musikalische Huldigung Friedrichs mit einer prachtvollen fünfstimmigen Motette des Dufay-Schülers Johannes Regis schloss. Einen beschwingten Ausklang, erneut mit italienischer Tanzmusik aus dem 15. Jahrhundert, konnte das Publikum schlussendlich wieder im Burggarten erleben – dass dieses Programm, wie die styriarte verlautbarte, der Auftakt für ein Fortsetzungsprojekt ist, das in den nächsten Jahren Musik und Leben am Grazer Hof bis 1640 beleuchten wird, darf Hoffnung auf weitere gelungene Projekte dieser Art in den nächsten styriarte-Ausgaben machen.