Filmische Gratwanderung: radikal, roh, relevant
Filmkritik: Der Soldat Monika, Paul Poet
Text: Sigrun Karre - 31.03.2025
Auf der diesjährigen Diagonale sorgt Paul Poets Film für Aufsehen, der Mut zum Widerspruch beweist. Zwischen Genderaktivismus und rechter Szene, zwischen Superheldinnen-Fantasie und Neonazi-Realität entfaltet sich ein trashig-visionäres Psychogramm unserer zerrissenen Gegenwart. Ein wilder Ritt durch die Bruchstellen der Identität – verstörend, klug, kompromisslos.
Dass sich Poet an dieses Minenfeld wagt, zeugt von radikalem Mut. Wie er das macht, ist ein bisschen irrsinnig – und verdammt klug. Auf der Diagonale läuft „Der Soldat Monika“ in der Sparte Dokumentarfilm, das wird der filmischen Collage nicht wirklich gerecht, die sich jeder Genrezuordnung entzieht. Neben Monika Donner und ihrer Frau Jasmin Donner sind mit Sarah Zaharanski, Mateja Meded, Maria Hofstätter, Philipp Hochmair und Roland Düringer bekannte Schauspieler:innen zu sehen und mehr oder weniger zufällig auch einige Vertreter:innen der Corona-Demo-Szene.

Credit: Freibeuter Film
Das Ich als Kampfzone
Schon die erste Szene trifft mit voller Wucht ins Zwerchfell: Monika Donner rezitiert ein Gedicht des jungen Adolf Hitler. Paul Poet begegnet seiner Protagonistin auf Augenhöhe und schafft das Kunststück, ihr einen sicheren Raum zu geben, in dem sie sich authentisch zeigt. Zugleich lässt er ihre durchwachsene Gedankenwelt – oder – heikelste Szene – ein Treffen mit dem Rechtsradikalen Gottfried Küssel nicht unkommentiert stehen. Poet löst solche Situationen nicht mit moralischem Zeigefinger, sondern integriert den Diskurs gleich mit in den Film: Da sitzen dann Monika Donner und die mit Rechtextremismus befasste Politwissenschafterin Natascha Strobl sowie Queerfeministin Nathalie Rettenbacher gemeinsam im Ruderboot mitten am See und diskutieren. Der in Pandemiezeiten selbst als Corona-Demonstrant in Erscheinung getretene Roland Düringer (an anderer Stelle als Monikas Vater zu sehen) stellt klar, wo seine Grenzen liegen, z.B. bei der Gesprächsbereitschaft mit einer Schlüsselfigur der Neonaziszene, wie sie Gottfried Küssel ist. Trotz Reflexion und Diskurs bleibt der Film meilenweit von einer trockenen Doku entfernt, sondern ist trashig, verstörend und – fast fragt man sich, ob das erlaubt ist – höchst unterhaltsam zugleich. Für die musikalische Krawall-Power sorgt – Nomen est Omen – das geniale Berliner Noise-Trio Gewalt, das sich auf die Kombination von brachialer Gitarrenmusik mit deprimierenden Lyrics spezialisiert hat.

Credit: Freibeuter Film