Konsumfreie Blickfänger im Schaufenster

Ausstellung: Fantastische Fenster, Markus Boxler

Text: Lydia Bißmann - 15.02.2023

Rubrik: Kunst

Wald: Theodor Körner Straße 37, 8010 Graz (J.J. Kucek)

Noch bis zum 19. März sind an drei Standorten in Graz Schaufenster zu betrachten, die vom Bühnenbildner Markus Boxler in sinnlich anmutige Märchenbilder verwandelt wurden. Basierend auf einer Umfrage, bei der Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedenster Herkunft zum Begriff „Märchenhaftes” befragt wurden, schrieb der Wiener Autor und Germanist Horst Putz drei neue Märchen in Kurzform.

Mit einem QR-Code können sich Passant*innen die Geschichten mit den Namen “Wolkenkuckucksheim”, “Wald” und “Prunk und Pracht” auch von der schönen Stimme des Verfassers selbst vorlesen lassen. Hinter dem Projekt, das von Martin Boxler konzipiert und mithilfe von Ulla Klopf (Grafikdesign) Elke Murlasits (Vermittlung), Stephanie Liebmann (Presse), Gerd Juritsch (Ton) und Lisa Raschhofer (Licht) umgesetzt würde, liegt der Wunsch, inspirierende Momente abseits kapitalistischer Verwertung für alle zu schaffen.

Prunk und Pracht: Karlauerstraße 46, 8020 Graz (J.J. Kucek)

Verträumte Farbtupfen im Asphalt

Die Schaufenster liegen mit ihren Standorten in der Kernstockgasse 20, Theodor Körner Straße 37 und Karlauerstraße 46 bewusst etwas abseits von Touristenrouten. „Wir wollen mit diesem Projekt Platz für konsumbefreites Schauen im öffentlichen Raum schaffen. Die Schaufenster bieten am Weg zur Arbeit, zur Schule oder beim Spazierengehen für alle und rund um die Uhr die Möglichkeit Inne zu halten und ins Fantasieren zu kommen“, so Markus Boxler. Die Märchen sind völlig neu erfunden und irgendwo zwischen Prosa und Poesie angesiedelt. Sie scheinen in sich geschlossen und sind wie alle Märchen keineswegs keimfrei und kuschlig, haben ihre Ecken und Kanten. Es fließt Blut, ein Schwan wird angestochen und der Prinz versäumt, wie es scheint, den Bus. Sie haben durchgehend Struktur und kein richtiges Ende, was aber nicht stört. Wie das Ende vom Märchen Kapitalismus und Überfluss ausgehen wird, dem sonst die Schaufenster verheißungsvoll gewidmet sind, lässt sich ja ebenfalls nur unheilvoll erahnen.

Wolkenkuckucksheim: Kernstockgasse 20, 8020 Graz (J.J. Kucek)

Inspirierende Momente im Alltag

Die dreidimensionalen Märchenbilder lassen viel Platz für Fantasie. Mit Federn, Gold, ausgestopften Vögeln und Spiegel bedienen sie sich wichtiger Referenzen, geben aber keine fertige Story vor. „Wolkenkuckucksheim“ ist an die geheimnisvolle Hütte der Baba Jaga angelehnt, nur dass statt Hühnerbeinen jene von Schaufensterpuppen die oberen Gebilde tragen. „Prunk und Pracht“ erstrahlt warm hinter einer sehr stark befahrenen Straße. Dieses Fenster ist mit kostbaren Stoffbahnen in leuchtenden Farben gestaltet. Im Märchen geht es um eine rauschende Ballnacht, die auch eine Clubnacht sein könnte, mit allem, was dazu gehört. Das Fenster „Wald“ repräsentiert einen der wichtigsten Märchen-Schauplätze überhaupt, den klassischen Fort, in dem verloren gehen kann, gefunden wird und wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Die Bäume, die im Schaufenster als Gesichter inszeniert werden, wurden von Ann Kathrin Hermes fotografiert. Durch die versetzt gehängten Displays und geschickte Lichteffekte gibt es Tiefe. Für Spannung sorgt das Spiel zwischen der rauen Rindentextur und den samtigen Rosenblüten, die unter den Baumgesichtern arrangiert sind. Die beste Zeit, sich auf eine Schaufensterrunde zu begeben, ist kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Die wundervollen Texte gibt es an jedem Fenster als Pixi-Heft zum Mitnehmen. Am So., 12. fantastische fenster veröffentlicht. Standorte: Prunk und Pracht: Karlauerstraße 46, 8020 Graz Wald: Theodor Körner Straße 37, 8010 Graz Wolkenkuckucksheim: Kernstockgasse 20, 8020 Graz

Prunk und Pracht: Karlauerstraße 46, 8020 Graz (J.J. Kucek)