Landstraßen-Galerie mit echten Tieren beim HochSommer Festival 2024
Alfred Lenz, L201_Care
Text: - 29.07.2024
Der Künstler Alfred Lenz nimmt mit seinem Projekt L201 am HochSommer Festival teil. Seine Absicht ist es, Nicht-Orte zu bespielen und zu transformieren. Das Projekt wird vom Institut für Kunst im Öffentlichen Raum unterstützt.
Der Kunstraum L 201 schließt an sein Tonstudio an, das seinerseits neben seinem Elternhaus steht. Alfred Lenz macht den Fleck an der Landstraße 20, auf der täglich etwa 22.000 Autos und Lkws vorbeirauschen, kurzerhand zur Outdoor-Galerie und zum Kunstraum. Seit 2021 finden sich an diesem Kunstort verschiedene Künstler:innen und Musiker:innen ein, um ihre Konzepte und Projekte umzusetzen.
L201 24 2. Mit Arbeiten von: Marie Reichel, Niclole Weniger, Danya Aalipour, Evelyn Loschy. (Credit: Alfred Lenz)
Care
Am 1. August wird im Zuge des HochSommer Festivals, einem Festival für zeitgenössische Kunst in der Steiermark, im Burgenland und in Slowenien, die Installation „Care“ von Gabriele Sturm eröffnet. Das Projekt „Care“ ist eine Inszenierung am Rande der Wirklichkeit, an der Grenze zur stark befahrenen Landesstraße L201. Gleichzeitig ist es auch ein Reenactment aus der Kindheit von Johanna Lenz, der Mutter des Initiators Alfred Lenz. Sie lebt hier vor Ort und begleitet die L201 mit großem Einsatz von Anfang an. 2024 erfolgt eine weitere Metamorphose: Die paraventartigen Gitterwände in der Einfahrt mutieren zu einem Unterstand für landwirtschaftliche Nutztiere und werden auf der anderen Seite des Wohnhauses aufgestellt. Dort entstehen weitere Objekte, eine Tränke, eine Futterkrippe und ein Zaun, die sowohl skulptural lesbar als auch für die Tiere nutzbar sind. Der Künstler Lukas Weithas, mit vieljähriger Erfahrung als Senner auf einer Schweizer Alm, wird die Tiere betreuen.
L201_Care, Zeichnung © Lukas Weithas, Bildrecht Wien 2024, Foto: © Alfred Lenz, Bildrecht Wien 2024
Schaubühne auf Flora und Fauna
In direkter Blickrichtung zur Straße positioniert, nimmt die im Vorjahr für die L201 gebaute Tribüne von Hans Schabus neuen Raum ein. Von hier aus wird der Blick über ein biodiverses Feld, das von Gabriele Sturm gestaltet ist und als Bühne für Performances, Konzerte und Aktionen dient, bis über die dahinter liegende Straße gelenkt. Die Künstlerin wird regelmäßig Vegetation und Boden untersuchen, aus Gesprächen mit Nachbar:innen Analysen vornehmen, die neu entstehende Vegetation des Erdbodens beobachten und begleiten. Flora und Fauna werden dabei in ihrer Autarkie und in der Gegenüberstellung zum vom Menschen kultivierten Habitat selbst zu Protagonisten des Projekts. So werden Gabriele Sturm, Lukas Weithas und Alfred Lenz in einer zehntägigen Aktion auf diesem aus der Zeit gefallenen Kleinbauernhof unter dem Titel „Care“ sichtbar Fragen nach Zyklen, Fürsorge, Pflege, Kooperation, Sorge, Abhängigkeiten, Natur und Kultur aufwerfen.
Gabriele Sturm setzt sich in ihrem Leben und in ihrer Arbeit mit der Koexistenz aller Lebensformen auseinander. Sie kümmert sich um Pflanzen und Tiere, die in unserer Gesellschaft keine Stimme haben. In ihrem Schaffen zeigt sich ein „Sowohl-als-auch“ von artenreichen Vegetationsgemeinschaften, Insekten, Wildtieren und anthropogenem Lebensraum. Lukas Weithas hat neben mehreren Masterstudiengängen im Bereich Kunst eine Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter. Jeden Sommer bezieht er in Gesellschaft von Rindern auf der Alp Tamons in der Schweiz Quartier, wo er mit der Betreuung von Kühen beauftragt ist. In unserem Projekt werden diese Prozesse als Teil seiner künstlerischen Arbeit sichtbar.
Nicole Weniger, One Car Less, 2023
Alfred Lenz
Teilnehmende Künstler:innen an den Installationen, die alle drei Monate wechseln:
Anna Paul, Anna Vasof, Barbara Anna Husar, Catrin Bolt, Christian Ruschitzka, Daniel Ferstl, Donya Aalipour, Elisabeth Schafzahl, Evelyn Loschy, Herbert De Colle, Konrad Kager, Marie Reichel, Micha Wille, Michael Fanta, Nadine Lemke, Nicole Weniger.
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