Reif im Format, frei im Geist

10 Jahre Seggauer Schlossmatineen

Text: KUMA-Redaktion - 17.07.2025

Rubrik: Kulturland Steiermark
10 Jahre Seggauer Schlossmatineen

v.l.n.r.: Wolfgang Schrei (Steiermärkische Sparkasse), Seggau-Direktorin Andrea Kager-Schwar, LeibnitzKult-Obmann Gernot Kratzer, Kurator Rafael Catalá und Bürgermeister Daniel Cos präsentieren das Jubiläumsprogramm, Fotocredit: KUMA

Die Seggauer Schlossmatineen sind erwachsen geworden – und bleiben dem Leichtsinn verpflichtet. Zum Jubiläum wird die feinsinnig kuratierte Konzertreihe auf Schloss Seggau bei Leibnitz von September 2025 bis Juni 2026 mit fünf Matineen gefeiert. Zwischen Renaissance, Barock und Comedian Harmonists trifft Klassik auf Haltung – und zeigt sich offen für Überraschungen.

Klassik, das ist bei den Seggauer Schlossmatineen nie bloß Beethoven. Klassik ist hier Haltung – offen für alles, was mit Präzision, Fantasie und Formgefühl gearbeitet ist. Kurator Rafael Catalá versteht darunter ein musikalisches Feld, das sich nicht abschottet, sondern öffnet: Renaissance trifft auf Volkslied, Barock auf Comedian Harmonists, Eigenkomposition auf Improvisation. „An der Schwelle“, so der Titel eines der fünf Konzerte der Jubiläumssaison, ist hier durchaus programmatisch zu verstehen. Seit zehn Jahren gibt es dieses Format – initiiert vom Verein LeibnitzKult, beherbergt von Schloss Seggau, unterstützt von verlässlichen Partnern wie der Steiermärkischen Sparkasse und Hauptsponsor Magna. Und: gut besucht von einem Publikum, das bereit ist, sich überraschen zu lassen. Dass es mehr Nachfrage als Platz gibt, wird bei der Programmpräsentation nicht als Problem formuliert, sondern als Beweis dafür, dass sich Qualität eben herumspricht.

Der Ort spielt mit

Erstmals wird in allen Winkeln des Schlosses gespielt – auch im Styria-Saal und Congress-Saal. Was mit drei Veranstaltungen begann, ist heute ein fester Zyklus mit fünf Terminen, verteilt über zehn Monate. Genau darin liegt für Catalá der Schlüssel: Kultur entfaltet sich nicht im Einzelereignis, sondern im wiederkehrenden Angebot. Kontinuität schafft Bindung – und Neugier. Andrea Kager-Schwar nennt die Schlossmatineen eine der besten Entscheidungen der vergangenen Jahre. Dass ihre eigene Laufbahn als Direktorin der Bischöflichen Gutsverwaltung beinahe zeitgleich mit dem Konzertformat begann, sieht sie als glücklichen Zufall – und als Verpflichtung. Von Anfang an prägte sie das Programm mit: niveauvoll, nie elitär – „und immer mit ganz tollen Künstlerinnen und Künstlern“, wie sie sagt. Dass das Publikum mitgewachsen ist, führt man auch auf diesen Anspruch zurück. Mittlerweile beginne die Planung mehr als ein Jahr im Voraus.
Hopkins Smith

Meister-Lautinist Hopkins Smith wird am 16. November gemeinsam mit der gefeierten Sopranistin Sophie Klußmann englische Lautenlieder und Volkslieder zum Besten geben, Fotocredit: Philippe Gontier

Stilistische Balance

Der Spielplan für 2025/26 zeigt einmal mehr, worauf es ankommt: Unterhaltung und Unerwartetes, Tiefgang ohne Schwermut. Den Auftakt machen am 14. September die Wiener Comedian Harmonists – eine Verbeugung vor der gepflegten Ironie der Zwischenkriegszeit. Es folgen Renaissance-Lieder (Hopkinson Smith & Sophie Klußmann, 16. November), barocke Klangpracht (Alois Mühlbacher & Ars Antiqua Austria, 25. Jänner), ein Duo-Recital mit Benjamin Schmid & Ariane Haering (19. April) und schließlich ein vierköpfiges Ensemble rund um Catalá selbst, das musikalische Übergänge nicht scheut (14. Juni). Stilistische Vielfalt sei kein Selbstzweck, sagt Catalá, sondern Bedingung – vorausgesetzt, das Niveau stimmt. Die Schlossmatineen funktionieren deshalb, weil sie sich nicht auf ein Genre festlegen, sondern auf eine Haltung.
Ausnahmesängerin Nataša Mirković

Ausnahmesängerin Nataša Mirković gastiert am 15. Juni 2026 im Weinkeller von Schloss Seggau., Fotocredit: Laurent Ziegler

Feinsinn trifft Leichtsinn

LeibnitzKult-Obmann Gernot Kratzer verweist auf die Bedeutung regionaler Partnerschaften. Dass Unternehmen wie Magna oder die Sparkasse seit Jahren mit an Bord sind, sei nicht nur finanziell relevant, sondern auch ein Signal: Wer hier investiert, tut das nicht für das nächste Plakat, sondern für kulturelle Nachhaltigkeit. Ein Konzertformat, das in kleinen Schritten wächst – keine modische Serie, sondern ein musikalischer Jahresring. Wer will, kann gleich das ganze Paket nehmen – fünf Konzerte, ein Abo, auf Wunsch mit Kulinarik. Wer sich lieber langsam herantastet, steigt erst mal mit einem Einzeltermin ein – und stockt später auf. Die Schwelle ist niedrig, das Niveau bleibt hoch. Klassik, so zeigen diese Matineen, muss sich nicht erklären. Sie muss einfach gut gemacht sein. Und darf – bei aller Präzision – auch ein bisschen Leichtsinn zulassen.